Ich trag' den Chinchilla-Pelz, weil heute kalt ist.
Was man nach 15 Jahren Aktivität in der deutschen Rapszene alles erreichen kann, zeigt uns Summer Cem aktuell auf seiner neuen Platte "Endstufe". Das sechste Soloalbum des 35-jährigen Banger Musik-Künstlers landete straight auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Allein auf YouTube konnte er bereits mehr als 80 Millionen Klicks ergattern, Tendenz steigend. Doch ist dieser zahlentechnische Erfolg musikalisch auch gerechtfertigt?
Wer Summer Cems Diskografie kennt, merkt sofort, dass in Sachen Sound auf dem neuen Werk einiges anders läuft. Dabei wird ziemlich schnell klar, dass hier gezielt versucht wurde, mit der Zeit zu gehen. Moderne Trapbeats gespickt mit unzähligen Adlibs und einer ordentlichen Dosis sehr eingängiger Hooks bilden die Grundsubstanz des Ganzen. Dazu kommen einige hochkarätige Featuregäste wie Bausa, Veysel, RAF Camora, KC Rebell, Capital Bra, Farid Bang und 18 Karat. Doch die Platte hat auf Dauer ein Problem – nämlich das, was sie auszeichnet. Wirkt anfangs alles noch atmosphärisch und durchdacht, kommt es spätestens nach Ablauf der Spielzeit erschreckend eintönig daher. Effekte wie Autotune wurden hier bis auf das Äußerste ausgereizt und auch die Gastparts sind nicht abwechslungsreich genug, um auf Albumlänge zu überzeugen. Hinzu kommt die thematische Eintönigkeit, welche lediglich im normalen Straßenrapkosmos stattfindet. Es geht um Drogen, wilde Partys und natürlich um ansehnliche Frauen. Aufwerten kann Cem das jedoch durch die teilweise selbstironische, überzogene Art, mit sich selbst und seiner Umwelt in Kontakt zu treten. Produktionstechnisch bewegt sich die Platte außerdem auf hohem Niveau und auch die Beatauswahl ist knackig und lebendig, wodurch gerade jetzt im Sommer ein guter Vibe entstehen kann.
Ob Summer nun seine persönliche "Endstufe" erreichen konnte, müsste jeder für sich selbst entscheiden. Was die Platte allerdings schafft, ist die Kreation eines unglaublichen Hypes, der selbst seine treueste Hörerschaft spaltet. Ob man nun down mit dem stilistischen Nerv der Zeit oder dagegen ist, der Banger bietet seinem Publikum ein paar reinrassige Clubhits. Leider aber verkörpern die 15 Tracks auch nicht mehr als das.
(Jan Menger)