Amarillo, lak, Mann, besser lauf.
Ich fress' euch auf, ihr Lauchs, fragt mal SAV!
Es gibt Albentitel, die werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten. So auch bei Amar, der nach diversen Rückschlägen nun vier Jahre nach "Amargeddon 2010" mit "Erst Strasse dann Rap" zurück ist. Denn gerade bei den vielen Facetten von Rap – von denen Straßenrap eine ist – stellt sich die Frage, ob der Titel ein Hinweis auf einen veränderten Lebens- oder doch eher Musikstil darstellt.
Zu Beginn bekommt der Hörer definitiv das Gefühl, dass sich musikalisch nicht viel verändert hat. Amar rappt mit seiner markant nasal klingenden Stimme über seine Straße, Money und Partys. Dabei wechselt er zwischen schnellen Raps samt Reimketten und fast schon Laidback anmutenden Styles ohne Probleme, nur um dann plötzlich auf "Monkey D Ruffy" äußerst flache Parts samt Autotune vorzutragen. Ebendieser eher erzwungen wirkende moderne Stil zieht sich genauso durch das Album wie immer wiederkehrende textliche Peinlichkeiten. Derartige Patzer machen insgesamt aber nur einen Bruchteil der Platte aus. Das Hauptaugenmerk liegt dann doch oft auf sehr ernsten Rückblicken aus seinem Leben sowie Seitenhieben gegen andere Rapper. Zumal alle 16 Titel durch die zahlreichen Beteiligten sehr abwechslungsreich und eingängig produziert wurden. Dennoch scheinen solche musikalischen Ausrutscher bei Amars sonst so konstantem Straßenrap-Style eher fehlplatziert. Auch das Xavier Naidoo-Feature wirkt eher wie der Versuch eines Radiohits, statt eines durchdacht gewählten Beitrags aus dem näheren Umfeld. Und genau das sind die Punkte, an denen das sonst so entspannte Gesamtbild leider etwas zu bröckeln beginnt.
Glücklicherweise hat das Album genügend Anspielstationen, um die genannten unpassenden Filler einfach zu skippen. Und in diesem Fall ist "Erst Strasse dann Rap" gar kein übles Comeback eines begabten Rappers, der wegen seiner Realness auch schon einsitzen musste. Zum Schluss lässt sich also nur sagen, dass der Titel wohl ebenso auf den Lebens- wie auf den Musikstil zu beziehen ist. Nur dass er in letzterem Fall wohl lieber bei der Straße geblieben wäre.
(Lukas Päckert)