GabreaL
Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du hast schon 1995 mit 15 Jahren die Texte von Künstlern wie Ice-T und Warren G mitgerappt und dich auf den HipHop-Jams des Landes herumgetrieben. Hast du dich abgesehen vom Rappen auch jemals in anderen "HipHop-Disziplinen" versucht?
GabreaL: Wir hatten damals in den 90er-Jahren ja noch richtige HipHop-Jams. Bei uns in Rostock gab es zum Beispiel die legendären "Eastcoast Jams" am Stadthafen. Nachmittags wurde ein Streetball-Tunier veranstaltet, bei dem wir mitspielten, weil Basketball für uns immer auch HipHop war. Abends gab es Auftritte von Rap-Crews. Wir waren auch toymäßig mit Graffiti unterwegs in Rostock. Einmal wurden wir sogar von den Cops gefasst und bekamen 'ne Vorladung. Immerhin hatten wir es probiert. Tanzen und DJing war nicht so meins dagegen.
MZEE.com: Wenn du mit nur einem einzigen deiner Tracks jemandem deine Musik präsentieren müsstest, welcher wäre das und warum?
GabreaL: Schwer zu sagen. Vielleicht "Raus aufs Meer" feat. Marteria, weil es sehr persönlich, aber auch kämpferisch ist.
MZEE.com: Gibt es aus all den Jahren auch einen Track bzw. eine Zeile von dir, die dir mittlerweile unangenehm ist?
GabreaL: Auf meinem "Trashtalk" Mixtape, das 2005 über magnum12 erschien, gab es den Track "Fuck the world", auf dem ich darüber rappe, wie scheiße es ist, dass meine damalige Freundin Schluss gemacht hat. Allein über so ein Thema würde ich heute gar nichts mehr schreiben, weil es zu persönlich ist. Auf der anderen Seite musste ich es mir irgendwie von der Seele schreiben. Auf meinem Soundcloud gibt's den Song übrigens noch zu hören.
MZEE.com: Wie würdest du den Inhalt deiner Musik ganz allgemein zusammenfassen? Gibt es eine bestimmte Botschaft oder ein gewisses Statement, dass du mit deinen Texten vermitteln möchtest?
GabreaL: Für mich ging es früher darum, zu zeigen, was man drauf hat. Mittlerweile ist es mir eher wichtig, Storys aus dem "echten Leben" zu erzählen. Auf meinem neuen Album gibt es zum Beispiel einen Track, der "Unsichtbar" heißt. Darin geht es in drei Strophen je um eine Person, die sich durchs Leben struggelt, aber vom Rest der Gesellschaft nicht gesehen wird. Darüber hinaus ist mir als Message dieses "The world is yours" wichtig, was Nas schon propagiert hat. Hol dir, was deins ist. Und mein Glaube an Gott – auch den hört man in meinen Texten deutlich raus.
MZEE.com: Wo andere Künstler sich irgendwann zur Ruhe setzen, hast du vor kurzem erst dein neues Mixtape "Boombox Theorie" veröffentlicht. Glaubst du, dass du eines Tages zu alt bist für Rap?
GabreaL: Ich habe ja mittlerweile auch schon viele Freunde mit der Musik aufhören sehen. Ich selber hab' inzwischen zwei Kids und 'nen Fulltime-Job, aber ich schau immer auf Jay Z und Nas. Oder Snoop. Warum sollte man überhaupt aufhören? Ich liebe es ja, Musik zu machen und kreativ zu sein. Also warum aufhören?
Ein Exclusive von GabreaL könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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