Battlerap ist heutzutage nicht mehr nur ein Subgenre des Raps, sondern eine eigene Szene innerhalb von HipHop. Viele Fans schauen sich gerne Acapella Written Battles an, wenn sie sich mal nicht nur von der Musik unterhalten lassen wollen. Sogar bekannte Rapper aus den Charts verfolgen regelmäßig die Battlerapszene. Aber auch immer mehr Nicht-HipHop-Hörer finden den Weg zu deutschem Battlerap. Leider kommen immer wieder Insider oder Referenzen aus vergangenen Battles vor, die als Punchlines eingesetzt werden, man als Laie aber kaum verstehen kann. Battlerap hat da fast einen Daily Soap-Charakter – also quasi "Gute Zeilen, Schlechte Zeilen": Man muss fast alles gesehen haben, um alles zu checken. Und um den Quereinstieg in die Battleszene auch für die Bar-Banausen unter Euch zu erleichtern, folgen nun die wichtigsten Insider und Referenzen, die immer wieder auftauchen.
#01: Den Fischer machen
Der Fischer war bis zu seinem Battle gegen Lyrico ein gefeierter MC bei DLTLLY, dann allerdings ging er schwer k. o. Nicht aber, weil sein Gegner ihn lyrisch zerlegt hätte: Der Fischer vergaß seinen Text. Und das nicht nur in einer Runde, sondern in allen drei. Seitdem wird sein Battle gerne als Referenz genutzt, um Gegner zu verunsichern oder bloßzustellen. Im Übrigen: Der Fischer hatte seitdem nie wieder einen Auftritt in irgendeiner Liga. Der Stachel der Schmach sitzt wohl einfach noch zu tief.
#02: P-Zak und die Frage "Was habt ihr verstanden?"
P-Zak war wohl lange der kontroverseste Battlerapper bei Rap am Mittwoch. Sein Name allein reicht eigentlich schon, um die Gemüter vieler Fans in Wallung zu bringen. Ob Hitler-Vergleiche, herabwürdigende Gesten in Richtung seiner Gegner oder seine aggressive Vortragsweise: Nicht jeder Zuschauer hegte Sympathien für ihn. Das Battle, welches am häufigsten zitiert wird – und ihm einen nicht mehr abwaschbaren Stempel aufdrückte –, ist sein Duell auf der Hip Hop Convention gegen Bong Teggy. Dort fragte er nach einer doppeldeutigen Reimkette seinen Gegner die Crowd: "Was habt ihr verstanden?" Sowohl viele Battlerapper als auch Fans fanden diese Frage anmaßend, da P-Zak offensichtlich ihre Kompetenz anzweifelte. Hinzu kamen unter anderem noch Beleidigungen in Richtung des Publikums, nachdem dieses bei einer Schweigeminute für den verstorbenen Mörder und Rapper Percee gebuht hatte, was schlussendlich in einem Dosenwurf des Battlerappers Gregpipe kulminierte. Aber das ist eine weitere Geschichte in unserer Top Ten.
(ab 38:50)
#03: Gregpipes Dosenwurf
Gregpipe gilt seit seiner Fehde mit Basic bei Feuer über Deutschland 2007 als einer der Pioniere im deutschen Acapella-Battlerap. Er wird auch heute noch als Legende gefeiert, denn sowohl bei Rap am Mittwoch als auch bei Don't Let The Label Label You hat er in jüngster Vergangenheit bewiesen, dass er einer der Besten ist. Umso unverständlicher war sein Verhalten gegenüber P-Zak im Battle gegen Bong Teggy auf der Hip Hop Convention 2015. P-Zak hatte Gregpipe in seiner dritten Runde provoziert und auch das Publikum beleidigt (siehe #02), was dazu führte, dass Gregpipe eine Dose auf P-Zak warf. Völlig zurecht wurde Gregpipes aggressives Verhalten von Rap am Mittwoch-Gründer Ben Salomo im Anschluss offen kritisiert und es führte dazu, dass Gregpipe und Rap am Mittwoch erst mal eine Zeit lang getrennte Wege gingen. Gregpipes Kontrahenten dagegen machten sich eher über sein Verhalten lustig, beispielsweise Brian Damage in seinem Compliments Battle gegen Harry Crotch.
(ab 42:20)
(ab 05:50)
#04: Brian Damage, Harry Crotch, Robscure, Karma – Switch Battle und Ghostwriting
Eine sehr häufig auftretende Referenz ist das sogenannte "Switch Battle", in dem Brian Damage und Harry Crotch gegen Robscure und Karma antreten sollten. Allerdings hatte jenes Battle einen Überraschungseffekt: Nach der ersten Runde wechselten alle Rapper mindestens einmal den Partner, sodass zum Ende des Battles jeder mal mit jedem ein Team bildete. Diese Idee wurde zwar größtenteils gut aufgenommen, stieß jedoch auch auf Kritik. Nicht zuletzt, da sich alle vier gegenseitig vorwarfen, sich gegenseitig (für andere Battles) Punchlines geschrieben zu haben. Dies war natürlich eher als Provokation gedacht, um das Battle aggressiver zu gestalten und für mehr Spannung zu sorgen. Die Battlerap-Community nahm diese Übertreibung jedoch ernster, als sie tatsächlich gemeint war. Und folglich wurde jedem der vier Rapper in späteren Battles mehrfach vorgeworfen, einen Pool aus Ghostwritern im Rücken zu haben und nicht selbst für die Punchlines verantwortlich zu sein. Irgendwann war dieses Thema so geläufig, dass selbst in Battles, an denen keiner der vier Protagonisten beteiligt war, mit Seitenhieben gegen sie geschossen wurde. Allerdings wurde das Thema "Switch Battle und Ghostwriting" nun schon so häufig erwähnt, dass dieser Running Gag mittlerweile überreizt ist.
#05: Den Merlin machen
Merlin war zurecht lange Zeit einer der etabliertesten Battle-MCs Deutschlands – bis zum Splash!-Auftritt 2015. Die Story ist schnell erzählt: Merlin hatte ein 2 vs. 2 mit Duff gegen Nedal Nib und Mighty Mo. Drei der Battlerapper fanden sich auch im Ring ein und waren bereit, sich die eingeübten Texte um die Ohren zu hauen. Das einzige Problem: Merlin fehlte – und das unentschuldigt. So kam es zum vielleicht denkwürdigsten Handicap-Match in der deutschen Battleraphistorie. Kein Wunder, dass Merlin seine Absenz in diesem Battle bis heute um die Ohren fliegt. Wobei man fairerweise gestehen muss, dass er sich entschuldigt hat und aktuell als Gründer des aufstrebenden Formats "Battlerap-Bundesliga" zeigt, dass er mit ganzem Herzen Teil der Szene ist.
#06: Davie Jones – Schubsen
Dass körperliche Gewalt in Rapbattles ein absolutes Tabu ist, muss jedem Zuschauer sowie jedem MC im Ring bewusst sein. In Battles gewinnt derjenige, der mit seinen Worten und seiner Performance besser überzeugen kann. Auch wenn Davie Jones vermutlich nicht tatsächlich vorhatte, den weiteren Verlauf seines Battles gegen Le Nerd mit Fäusten fortzuführen, überschritt er dennoch die Grenze der physischen Gewalt und schubste seinen Gegner während seines eigenen Parts. Seit diesem Vorfall musste Davie sich diesbezüglich schon einige Witze und Wortspiele in seinen nachfolgenden Battles gefallen lassen. Doch auch in anderen Battles, in denen Davie selber gar nicht dabei ist, wird die Geschichte häufig aufgegriffen.
(ab 10:55)
#07: Brian Damage – So viele Dinge sind schon in … verschwunden
Brian Damage hat bereits mit mehreren Running Gags die Szene bereichert. Einer der ältesten und bekanntesten ist allerdings immer noch das sogenannte "Verschwunden-Scheme". In seinen ersten drei Battles beschrieb er gegen jeden seiner Gegner mehrere Gegenstände, die irgendwo verschwunden sind. Die Idee dabei war, sich somit über einen markanten Teil oder ein Erkennungsmerkmal des Gegners lustig zu machen: Gegen Mighty P ließ er Dinge in seinem Bart verschwinden, gegen Doktor Dave im Rucksack desselben und gegen Drop Dynamic verschwanden Sachen in dessen Doppelkinn. Dabei ist zu beachten, dass alle verschwundenen Gegenstände sich aufeinander reimen beziehungsweise im selben Reimschema bleiben. Dieses Dinge-Verschwindenlassen wurde irgendwann so populär, dass zahlreiche andere Rapper dieses Scheme auch in ihre eigenen Battles einbauten. Brian Damage selbst ließ nach seinen ersten drei Battles für lange Zeit nichts mehr verschwinden, nur um im Bad Bars Battle gegen Bong Teggy dem Ganzen die Krone aufzusetzen und im persönlichen Turnbeutel seines Gegners, den er auf dem Splash! gefunden hatte, lauter Dinge verschwinden zu lassen, die sich alle auf Bong Teggys Battle-Vergangenheit bezogen und teilweise in sich bereits Running Gags waren.
#08: Der Dreitagebart und die chillige Cap
Diese Referenz taucht seit der ersten Verwendung in sehr vielen Battles auf. Egal, ob als Punchline oder auch nur zum Aufbau dieser. Bong Teggy sagte in seinem ersten Battle gegen SSYNIC einst, dass man so einen Dreitagebart, wie ihn SSYNIC trägt, nicht mal zu einer chilligen Cap bringen könne. Diese Zeile schien zwar auf den ersten Blick ernst gemeint zu sein, kam aber lustiger rüber, als Bong Teggy es wohl erwartet hatte. Die Zeile klang so erzwungen, dass es schon wieder komisch war. Papi Schlauch griff dies folglich in seinem Battle gegen Bong Teggy sofort auf und sorgte mit einer Punchline dafür, dass Bong Teggy ewig von ihr verfolgt werden würde. Da seine Zeile damals zu gewollt klang, wurde sie innerhalb der Szene oft als gutes Beispiel für eine "Bad Bar" verwendet. Dies wurde auch im Bad Bars Battle bestätigt, als Brian Damage diesen Running Gag als Abschluss seines eigenen benutzte.
#09: Den Jack Dragon machen
Jack Dragon ist zwar als Battlerapper sehr aktiv, hat aber auch durch sein Verhalten als Zuschauer viel Bekanntheit erreicht. So viel, dass jenes Verhalten bereits innerhalb und außerhalb von Battles als Running Gag funktioniert. Bei vielen Battles sieht man Jack Dragon meist in der ersten oder zweiten Reihe stehen. Falls nun eine Punchline fällt, bei der man um eine oder mehrere Ecken denken muss, um sie zu verstehen – eine sogenannte "Bar" –, macht Jack Dragon das mit einer Geste deutlich: Sein Finger wandert in Richtung seiner Schläfe und macht dort eine Rotationsbewegung, die anderen Zuschauern zeigen soll, dass er die Line verstanden hat. Oder, dass sie bei dieser Line eventuell noch einmal mitdenken müssen, um sie zu verstehen. Jack Dragon hat quasi den Finger, der unsere Zahnräder in Bewegung versetzen soll. Prinzipiell ist das keine schlechte Idee, da man so manche Menschen tatsächlich darauf aufmerksam machen könnte, dass es etwas zu verstehen gibt. Allerdings hat er diese Geste mittlerweile bereits etwas inflationär verwendet.
#10: Robscure – Bockwurst
Ach ja, Robscure und die Bockwurst. Das mag für den einen vielleicht klingen wie eine peinliche Geschichte oder eine ungünstige vergangene Situation, aber eigentlich ist es viel unspektakulärer. In seinem zweiten Battle stand Robscure dem Rapper Karma im Ring gegenüber. Dieser warf in einer seiner Runden die Frage in den Raum: "Warum reimt sich eigentlich 'Robscure' auf 'Bockwurst'?" Was damals kaum Reaktionen des Publikums bekam, ist heute ein Running Gag, den fast jeder von Robscures Gegnern aufgreift. Seitdem wird er in so ziemlich jedem seiner Battles so betitelt. Im Battle gegen Clep baut dieser sogar den Anfang einer Runde so auf, dass er seine gesamte Karriere nur darauf gesetzt hat, einmal vor Robscure stehen und ihn "Bockwurst" nennen zu können.
(ab 06:50)
(Brian Damage, Henrey und Jack Marschall)