Ich häng' nie wieder am Büdchen ab.
Spaß – alles immer noch wie üblich, Mann.
Und da ist er wieder! Beziehungsweise: Da ist er immer noch. Veedel Kaztro hat sich keinen Schritt wegbewegt vom Büdchen. Klar, man wagte mal einen kurzen Blick durchs "Fenster zur Straße" und spielte an der Ecke ein wenig "Fussball", Dreh- und Angelpunkt seines Kosmos bleibt aber der kleine Verkaufsstand, befüllt mit Alkohol, Zigaretten, Chips und Gummibärchen. So ein persönlicher Stillstand bedeutet natürlich auch, dass die Musik selbst sich nicht wirklich weiterentwickelt – könnte man meinen. Doch mit "Büdchen Tape III" will Veedel Kaztro vom Gegenteil überzeugen.
Gut, überzeugen möchte er vielleicht gar nicht unbedingt, tut es aber dennoch. Veedel selbst ist nämlich nach wie vor genügsam. "Gib ihm" seinen "Respek", ein- bis zweimal täglich "Falafel" und der Kölner ist zufrieden. Auf oldschooligen und sampleschwangeren Boom bap-Beats von Spexo, Dienst&Schulter, YOURZ und Co. fährt er den alten Film, ohne dass dieser wie eine Wiederholung wirkt. Der typisch clevere, ironische, aber auch selbstkritische Inhalt mit der entsprechenden Prise Kaltschnäuzigkeit in der Stimme zieht sich durch das Werk. Ob er mit schnellem Stakkato-Flow, unterstützt von Sparky und Simon Grohé, das Leben als "Hund ohne Leine" genießt oder das dumpfe "Almans"-Feeling auf entspannten Klängen auslebt: Das Ganze ist stets absoluter Hörgenuss und inhaltlich extrem unterhaltsam. Selbst dann, wenn der Mann mit der nötigen "Veezyness" ernstere Themen anspricht und sich auf "LMS 2017" gegen Rassismus und die AfD positioniert oder sein "Flermanistik"-Studium als Klotz am Bein seiner Karriere ansieht. So ein Tag am Büdchen bietet eben mehr Vielfalt als erwartet und klingt vor allem wahnsinnig dope.
Wo man bei vielen anderen Rappern ein stilistisches wie künstlerisches "Vorankommen" erwartet, bleibt Veedel Kaztro seit Jahren an Ort und Stelle, sorgt aber dennoch immer wieder für frischen Wind. Mit dem "Büdchen Tape III" beweist er, dass das Abhängen an der Ecke nichts von seinem Reiz verloren hat und es deshalb für ihn weiterhin keinen Grund gibt, sich dort wegzubewegen.
(Daniel Fersch)