'Ihr seid scheiße, ich bin fresh' ist die Quintessenz des Ganzen.
Battlerap ist eine ambivalente Sache. Einerseits kann er als optimale Plattform dienen, um mit kreativer Wortakrobatik zu brillieren und die handwerklichen Grenzen von Raptechnik auszuloten. Andererseits gab es zuletzt durch das große Angebot an Ligen und Turnieren eine Übersättigung dieses musikalischen Ansatzes. Auch Schote aus Karlsruhe erlangte mithilfe solcher Wettbewerbe einen Großteil seiner Bekanntheit. Doch konnte er dank einiger vielversprechender Releases seinen Stand als eigenständiger Künstler in der Szene festigen. Mit seinem neuen Album "Schuss" versucht er, diesen Werdegang fortzuführen.
Der Titeltrack eröffnet die Platte mit einem schwerfälligen Bläsermonstrum von Beat und setzt damit ein Zeichen. Geprotze gehört hier zum guten Ton. In klassischer Battlemanier prescht Schote auch auf "Ruff" nach vorn und bringt so trotz Chor-Sample im Instrumental einige Wucht auf den Song. Mit "Autos Ketten Euros" ändert sich die Soundfarbe etwas. Während der Rapper unter hellen Klängen in den Parts solide Representer-Lines kickt, kommen bei der effektbehafteten Drei-Worte-Hook fast schon Trettmann'sche Vibes auf. Die tiefgepitchten Parts im hinteren Teil des Songs hingegen erinnern an den Laid-back-Flair eines A$AP Rocky. Diese vielfältige Soundästhetik ist die große Stärke von "Schuss". Denn ohne die abwechslungsreiche musikalische Untermalung würde Schotes Ansatz wohl kaum so gut aufgehen. Er ist zwar raptechnisch stets on point. Doch die ein wenig zu konstruiert wirkende Stumpfheit in den Texten kann an einigen Stellen trotz der breitbeinigen Battleästhetik nerven.
Letztlich ergänzen Enakas erstklassige Beats die Raps von Schote nahezu perfekt. Die Brechstangen-Attitüde des Karlsruhers ist über weite Strecken unterhaltsam und sympathisch, wiederholt sich aber auch schnell und zeigt so Abnutzungserscheinungen. Doch dank des ausgearbeiteten Soundbilds bleibt "Schuss" dennoch eine originelle und deshalb hörenswerte Platte.
(Florian Peking)