Kool Savas – Essahdamus
Ich zog mich selber aus dem Sumpf.
Wurde geboren, um zu scheitern, doch lebe für den Triumph.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in einer jugendlichen Phase verzweifelt versucht habe, "Mona Lisa" mitzurappen. Ein Unterfangen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, denn schneller und präziser als Kool Savas spittete damals einfach keiner über den Takt. Ich war komplett mitgerissen – und seit Jahren begeistert mich der selbsternannte King of Rap immer wieder. Vielleicht blicke ich gerade deswegen etwas betrübt drein, als sich der letzte Track von "Essahdamus" dem Ende zuneigt.
Keine Frage: Savas Yurderi hat das Rappen natürlich nie verlernt. Ob nun emotionale Geschichten aus der deutsch-türkischen Vergangenheit oder die permanente Diffamierung der hiesigen Rapszene: Savas weiß sich perfekt in Szene zu setzen. Mal nachdenklich, mal ignorant und rotzig, sind es gerade seine Solotracks, die nachhaltig überzeugen. Die Schwachstelle liegt in meinen Augen jedoch woanders: "Essahdamus" wirkt an vielen Stellen zu verkrampft. Ob nun die MOR-Reunion, die ihren Charme wegen des nicht mehr zeitgemäßen Auftretens einbüßt, oder der Versuch, harten Straßenrap von PA Sports mit einer Reggae-Hook von Gentleman zu vereinen – es will mich einfach nicht vom Hocker reißen. Vieles auf dem Mixtape klingt in meinen Ohren eher nach einem unfertigen Experiment statt nach harmonierendem Gesamtwerk. Nur selten springt der Funke wie bei "Triumph" über, wo die Rap-Größen Sido, Azad und Essah auf Sänger Adesse treffen und zusammen eine vor Energie strotzende Ohrwurm-Single zutage fördern.
In einem kurzen Kanye-Moment betitelte Savas "Essahdamus" als sein bestes Release. Persönlich sehe ich das ganz anders. Im Vergleich mit Platten wie seinem Debütalbum, das nachweislich die deutsche Raplandschaft prägte, fällt das neueste Mixtape fast schon ein wenig aus der Zeit. Von den Beats bis hin zur Wahl der Featuregäste wirkt einiges nicht mehr so fresh und eingängig, wie es einst der Fall war. Eine Chance sollte man "Essahdamus" dennoch geben – allein schon, um zu hören, wie Kool Savas entgegen der üblichen Bestrebungen "seine Feinde auf einer seichten Gitarre fickt".
(Sven Aumiller)
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