Ich bin wieder anders, aber bleib' meiner Linie treu.
Sechs Alben in sechs Jahren – nicht zu Unrecht bezeichnet sich KC Rebell auf seinem neuen Werk als "Schreibmaschine". "Abstand" verspricht – wie auch die zahlreichen Vorgänger –, ein kommerzieller Erfolg zu werden. Doch kann der Essener Rapper es bei solch einer straffen Releasepolitik vermeiden, dass seine Musik zum lieblosen Massenprodukt verkommt?
Spätestens seit seinem Video mit Dagi Bee liegt es nahe, KC Rebells Anbiederung an den Mainstream kritisch zu beäugen. Auch die Tracklist von "Abstand" bestärkt dank eines Features mit Frida Gold diesen Eindruck. Und in der Tat wirkt "Sie" wie geschrieben für die Single-Charts: Seichte Lyrics treffen auf einen unspektakulär-unterkühlten Elektrobeat und eine simple, aber einprägsame Hook. Nach einem ähnlichen Baukasten ist auch "Iphone 17" konstruiert. Hier schwärmt der Rapper über eine biedere Zukunftsvision, während der effektbehaftete Gesangsrefrain von Moé zum Mitsingen einladen will. Da ist man beinahe schon dankbar, wenn KC auf anderen Tracks endlich auf die Kacke haut. Mit "Benz AMG", "Alpha" oder "Ballermann (Wildlands)" etwa zeigt der Essener seine Rapskills – meist in Form von nahezu endlosen Reimketten. Doch auch hier ist der Inhalt nur allzu leicht vorhersehbar. Die Kreativität der Punchlines in den Battletracks ist genauso wenig überzeugend wie das Baden im Erfolg des "Shisha-Moguls". Wirklich eindringlich wirken kann KC erst dann, wenn er Synthie- und Trap-Banger oder weichgespülte Charts-Musik beiseitelässt. Auf dem reduzierten Gitarrenbeat von "Leer" kommt seine Reibeisenstimme erstmals stimmungsvoll zur Geltung. Trotz einiger sinnentleerter Metaphern schafft es KC Rebell mit dem nachdenklichen Song, auf dem er unter anderem über die Krebserkrankung seines Vaters rappt, wahrlich zu berühren.
Im Prinzip geht die Rechnung von "Abstand" perfekt auf. Ein paar Banger für die Straße, ein paar Pop-Songs für die Charts – für den Umsatz dürfte das optimal funktionieren. Doch wirklich spannend, neuartig oder gar aufwühlend ist KC Rebells aktuelle Platte zwischen all der Oberflächlichkeit beinahe nie.
(Florian Peking)