Schnellibestelli, kaufi, kaufi, kaufi.
Die Flasche ist zu teuer, doch ich sauf' sie.
Ein Rapper, der über die Münchner Schickeria rappt? Gekleidet in rosane Maßanzüge? Der sich in Musikvideos gerne mit gestriegelter Frisur und schmierigem Grinsen präsentiert? Klingt äußerst abstrus. Für Felix Krull anscheinend nicht.
Oberflächlich betrachtet klingen die Songs auf "Kitsch" zunächst recht regelkonform. Hier gibt es keine ausgeklügelten Songstrukturen, keine besondere Raptechnik und auch kaum außergewöhnliche Beats. Felix' Rap-Persona ist aber alles andere als Standard. Das außergewöhnliche Bild, das er von sich selbst zeichnet, hängt dabei sehr stark mit seiner Heimatstadt München zusammen. Keine deutsche Großstadt steht so sehr für Luxus wie die Metropole an der Isar, dementsprechend geht es auf "Kitsch" sehr stark um das Leben in der High Society. All das wirkt allerdings so stark überzeichnet, dass man es fast schon als karikaturartig bezeichnen kann. Auf "Cäsarenwahn" findet diese überspitzte Darstellung des High Lifes dabei ihren absoluten Höhepunkt. Wie der Titel jedoch bereits vermuten lässt, nimmt Felix sich in seiner Selbstdarstellung nicht allzu ernst. Dies schimmert im Laufe des Albums immer wieder durch, beispielsweise auch auf "Schnellibestelli", einem Track über Konsumgeilheit. Hier wird klar, dass der Stemmer sich den ganzen Luxus, den er sich gönnt, eigentlich kaum leisten kann. Muss aber einfach sein, wenn man dem Kitsch frönen möchte. Kitschig zu sein, bedeutet auch, die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten. Auf "Kitsch" wird dies unter anderem durch an Eurodance erinnernde Beats getan. Das vom Koksen stammende Hitlerbärtchen aus Blut auf dem Cover oder Tracknamen wie "KKK", was für "Klo-Koks-Klan" steht, sind wohl unter provokantem, politisch unkorrektem Humor abzuspeichern und gehören zum Konzept. Maßlosigkeit in allen Formen ist hier Programm.
Mit "Kitsch" hat Felix Krull ein Werk geschaffen, mit dem er sicherlich vielerorts anecken wird. Tiefsinniges sucht man hier vergebens. Nimmt man den Protagonisten des Albums jedoch nicht allzu ernst, so wird man über die gesamte Spieldauer des Albums bestens unterhalten. Also: Gönn' dir, "Gönnosaurus Rex"!
(Steffen Bauer)