Ich hab' Blut geleckt.
Es hat gut geschmeckt.
Wenn er nicht gerade mit den 187ern und Motorrollern auf Hochhausdächern posiert oder Puff Daddy Frankfurt-Verbot erteilt, macht Hanybal Straßenrap. In seiner Musik ist der Azzlackz-Member genauso übertrieben und impulsiv wie in seinem öffentlichen Auftreten. Das Ergebnis konnte man auf "Weg von der Fahrbahn" hören: geradlinige, oft brutale, aber dafür umso kraftvollere Rapmusik. Das neue Werk "Haramstufe Rot" soll diesen Eindruck unterstreichen.
Hanys herausragende Eigenart ist es, eine komplett überzogene, fast schon skurrile Härte zu verkörpern. Soundtechnisch gehen Tracks wie "Baller los" extrem nach vorne und drängen einem das Kopfnicken geradezu auf. Auf der Textebene hingegen erzählt Hanybal meist grausame Geschichten aus Frankfurt, die seiner Musik eine düstere Atmosphäre verleihen. Doch diese wird immer wieder aufgebrochen. Sei es durch den eigenwilligen Slang wie das Benennen der Homies als "Schatzis" oder komplett ignorante Zeilen wie "Scheiß auf deine Meinung, du Hurensohn! Du bist nur ein Hurensohn, du ekelhafter Hurensohn". Dadurch bekommen die Songs des Frankfurters eine ganz eigene Stimmung – eine unterhaltsame und zugleich fast verstörende Art von Straßenrap. Seine Kompromisslosigkeit überträgt er außerdem auf seine Kritik an den Verhältnissen: Mit Tracks wie "Kranke Welt" legt er eine hoffnungslose Sicht auf den Rand der Gesellschaft vor – wütend, anklagend und ohne jede Beschönigung.
Leider kann Hanybal den sehr starken Eindruck einzelner Titel nicht auf die komplette Laufzeit des Albums ausweiten. Mit zwanzig Songs wirkt "Haramstufe Rot" geradezu überladen. Einzelne Beats harmonieren einfach nicht mit Hanys Rapstil. Auf "Jag die Batzen" etwa wird die aggressive Energie seiner Stimme zwar optimal unterstrichen. Doch viel zu oft pickt der Rapper Instrumentals – wie etwa für "Beiss mich durch" oder "Kopfgefickt" –, die durch ihre generischen Streichersamples nur allzu bekannt und farblos wirken. Hinzu kommt, dass auch der Featureliste ein paar Streichungen gut getan hätten. Manchmal ist weniger eben mehr. Dennoch präsentiert Hanybal mit der neuen Platte einen gelungenen Einblick in seinen krassen Alltag und seine dunkle, aber trotzdem irgendwie sympathische Gedankenwelt.
(Florian Peking)
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