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Interview

Fatoni

"Ich reg' mich gera­de ziem­lich über die AfD und die Ent­wick­lung in Deutsch­land auf." – Fato­ni im Inter­view über die aktu­el­le poli­ti­sche Lage in Deutsch­land, kom­men­de Pro­jek­te mit Edgar Was­ser und Bein­trai­ning mit Hanteln.

Auch wenn er vie­len Rapf­ans erst seit ein paar Jähr­chen, spä­tes­tens aber seit dem Release sei­ner LP "Yo, Picas­so" im Novem­ber 2015 ein Begriff sein dürf­te, ist der Münch­ner Fato­ni ein wasch­ech­tes Untergrund-​Urgestein. Von sei­ner ehe­ma­li­gen Crew Creme Fresh über das fea­ture­las­ti­ge "Solan­ge frü­her alles bes­ser war", die "Nocebo"-Kollabo mit Edgar Was­ser und eini­gen Free-​EPs bis hin zur aktu­el­len Plat­te mit Dex­ter ist dabei eini­ges pas­siert. Und das nicht nur in Sachen Rap­kar­rie­re, denn neben­bei schau­spie­lert Deutsch­lands wohl "aut­hi­ten­tischs­ter" Rap­per auch in diver­sen Fern­seh­pro­duk­ti­on. Im Inter­view spricht Fato­ni mit uns nicht nur über "Yo, Picas­so", son­dern auch über Authen­ti­zi­tät im deut­schen Rap, nerv­tö­ten­de Fern­seh­mo­de­ra­to­ren, deut­schen Humor und sein Fit­ness­pro­gramm, powered by 3Plusss.

MZEE​.com: Wir haben dir zu Beginn des Inter­views ein Zitat aus dem Track "Aut­hi­ten­zi­tät" raus­ge­sucht, das lau­tet: "Ich sag' immer, was ich will. Nur nicht, wenn es jeman­den stört, denn dann bin ich lie­ber still". Wor­über hast du dich zuletzt denn so rich­tig auf­ge­regt? Du darfst direkt mal etwas Dampf ablas­sen, ohne still zu sein.

Fato­ni: Das ist in Zei­ten wie die­sen natür­lich 'ne kras­se Fra­ge. Ich weiß nicht – ich reg' mich gera­de ziem­lich über die AfD und die Ent­wick­lung in Deutsch­land auf. Dar­über, dass die Men­schen sie offen­sicht­lich wäh­len wol­len und sie viel Zuspruch fin­den. Ich weiß nicht, ob "auf­re­gen" da das rich­ti­ge Wort ist, aber ich find' es beängs­ti­gend. Das ist eine ganz beschis­se­ne Ent­wick­lung, weil das ein­fach Nazis sind. Ich möch­te das nicht klein­re­den, die erin­nern mich ganz stark an die NSDAP.

MZEE​.com: Was denkst du, woher die­se Ent­wick­lung rührt? 

Fato­ni: Das ist natür­lich eine ganz lan­ge Ent­wick­lung und es gibt vie­le Fak­to­ren, die da mit rein­spie­len. Das, was in Köln pas­siert ist, und wie die Sache auf­ge­ar­bei­tet wur­de, ist natür­lich ein ganz schön kras­ser Schub für die­se bösen Menschen.

MZEE​.com: Wie kann man die­ser Ent­wick­lung als ein­zel­ner Mensch am bes­ten entgegenwirken?

Fato­ni: Das ist eine gute Fra­ge. Wahr­schein­lich müss­te man immer mit Men­schen in Dis­kurs tre­ten und mit den bes­se­ren Argu­men­ten kom­men, aber ich weiß es nicht. Ich bin dar­in auch nicht der mega Experte.

MZEE​.com: Aber du bist Künst­ler und auch Künst­ler haben eine gewis­se Ver­ant­wor­tung – und theo­re­tisch einen rela­tiv gro­ßen Ein­fluss. Im Rap­be­reich spe­zi­ell auf Jugend­li­che. Denkst du, man soll­te sich als Rap­per ein wenig in dem Bereich engagieren?

Fato­ni: Auf eine gewis­se Art und Wei­se auf jeden Fall. Tu' ich für mei­nen eige­nen Geschmack noch zu wenig, aber es ist auch eine schwie­ri­ge Auf­ga­be, das auf eine "coo­le" Art und Wei­se zu machen. Als Rap­per will man ja immer cool sein und mit dem The­ma so umzu­ge­hen, fällt nicht allen leicht. Aber eigent­lich soll­te man schon die Eier haben, sich zu äußern. Bei man­chen Künst­lern denk' ich mir aber auch: "Oh bit­te, bit­te, halt doch dei­ne Fres­se". Man­che Künst­ler äußern sich näm­lich, haben in mei­nen Augen aber die abso­lut fal­sche Mei­nung zu etwas oder gehen mit einem The­ma ganz weird und schlecht um und dann kann ich sie halt nicht mehr hören. Die sind für mich dann durch und da hät­te ich mir eher gewünscht, dass sie gar nichts Poli­ti­sches gemacht hätten.

MZEE​.com: Bewe­gen wir uns mal in Rich­tung Deutschrap – wie wich­tig ist Authen­ti­zi­tät im Jah­re 2016 eigent­lich noch?

Fato­ni: Ich glau­be, das ist vie­len Leu­ten noch sehr wich­tig. Es kommt natür­lich auch dar­auf an, wel­ches Sub­gen­re man bedient. Ich fin­de, Authen­ti­zi­tät wird gene­rell über­schätzt, aber ich mer­ke auch bei mir immer wie­der, dass ich unter­be­wusst danach suche und sie mich beein­flusst. Gera­de im Rap ist das doch noch mal wich­ti­ger als im Pop. Aber was authen­tisch ist, ist nicht so sim­pel, wie vie­le manch­mal den­ken – von wegen "Das und das ist real". Bei einem Alli­ga­to­ah zum Bei­spiel wür­den vie­le Leu­te sagen, dass er gar nicht authen­tisch ist, weil er ja nur in Rol­len schlüpft. Aber für mich ist er ein authen­ti­scher Künst­ler. Das ist jetzt viel­leicht auch Wort­klau­be­rei – ich find's eher hän­gen geblie­ben, dass man so viel dar­über redet und es so wich­tig erscheint, aber hab' dann eben doch bei mir sel­ber fest­ge­stellt, dass es mich beein­flusst, wenn ich jeman­dem etwas abkau­fe. Mitt­ler­wei­le ver­ste­he ich die Sehn­sucht der Leu­te nach Aut­hi­ten­zi… (ver­bes­sert sich) Authen­ti­zi­tät! Seit­dem ich den Song gemacht hab', kann ich das Wort nicht mehr sagen, das ist ganz schlimm. (lacht) Das Ver­lan­gen der Leu­te führt halt dazu, dass inzwi­schen über­all unau­then­ti­sche Sachen als authen­tisch ver­kauft wer­den. Am bes­ten sieht man das, glau­be ich, an die­sen gan­zen YouTube-​Stars, die gespon­sor­te "Howls" machen und ihre Mana­ger haben. Die sol­len authen­tisch wir­ken und sind es genau des­halb nicht.

MZEE​.com: Lass uns über Vor­ur­tei­le und im Zuge des­sen über die Außen­dar­stel­lung von deut­schem Rap in den gän­gi­gen Medi­en reden. Fin­dest du, dass unse­re Sze­ne immer noch mit Vor­ur­tei­len zu kämp­fen hat?

Fato­ni: Was ich noch beob­ach­te, ist, dass von der Sze­ne oft ein Reflex aus­geht, das zu pau­scha­li­sie­ren, von wegen "Wir müs­sen uns dage­gen weh­ren". Aber die Medi­en sind natür­lich nicht gleich die Medi­en. Ich wür­de nicht sagen, dass alle Jour­na­lis­ten, die für gro­ße Mainstream-​Medien schrei­ben, ein vor­ur­teils­be­las­te­tes und kli­schee­be­haf­te­tes Bild von deut­schem Hip­Hop haben. Ich fin­de, das bes­sert sich schon sehr, aber manch­mal pas­sie­ren natür­lich immer noch Din­ge, bei denen man sich denkt: "Oh, Gott …" Es gibt immer noch die­se Leu­te, die "Yo, Yo" machen, wenn's um Hip­Hop geht, und komisch mit den Hän­den ges­ti­ku­lie­ren, aber das wer­den weni­ger. Das hat natür­lich damit zu tun, dass deut­scher Rap immer grö­ßer wird und mehr in die Gesell­schaft kommt. Klar, wir sind noch 100 Jah­re von den USA ent­fernt, aber das ist auch eine ganz ande­re Gesell­schaft. Des­we­gen wer­den wir auf unse­re Art wahr­schein­lich immer etwas exo­tisch blei­ben, aber das ist viel­leicht auch ganz gut so. Ich hab' manch­mal das Gefühl, dass vie­le in der Sze­ne die­ses Feind­bild brau­chen. "Die ver­ar­schen uns wie­der" – das gibt vie­len auch Treib­stoff. Gera­de in letz­ter Zeit gab's ja auch immer wie­der die­sen Beef zwi­schen Jour­na­lis­ten und HipHop-​Journalisten – und irgend­wie hab' ich das Gefühl, die gan­zen Leu­te brau­chen das auch, damit sie irgend­et­was haben, wor­über sie sich auf­re­gen können.

MZEE​.com: Glaubst du, dass die­se Ent­wick­lung auch etwas mit der Gene­ra­ti­on der Jour­na­lis­ten zu tun hat? Wenn man das mal aufs Fern­se­hen bezieht, war Ste­fan Raab immer der, der Rap­per auf sei­ner Couch mit "Yo, Yo" begrüßt hat, wäh­rend ein Jan Böh­mer­mann sich ernst­haf­ter mit den Künst­lern auseinandersetzt …

Fato­ni: Der ist ja mit Rap auf­ge­wach­sen und kann das in Wahr­heit auch selbst. Aber ein Raab ist zum Bei­spiel auch mehr Main­stream als ein Böh­mer­mann – der wuss­te wahr­schein­lich genau, dass er damit das bedient, was irgend­wel­che 50-​Jährigen sehen wol­len. Der ist bestimmt sel­ber jung und cool genug. Aber das stimmt schon – natür­lich hat es auch damit etwas zu tun. Ich weiß noch, als Samy Delu­xe bei Harald Schmidt war … Ich war lan­ge Fan von Harald Schmidt und ich glau­be, so ging es vie­len in den 90ern. Jeden­falls saß irgend­wann Samy Delu­xe bei ihm und Harald Schmidt hat zwar nicht "Yo, Yo" gesagt, aber es ging in die Rich­tung. Und als Rap­per fand ich das natür­lich dumm. Auf sei­ne Wei­se hat Harald Schmidt zwar klug gewirkt, aber schon rich­tig ein Kli­schee bedient. Aber wenn man sel­ber Teil von etwas ist, merkt man auch immer schnell, wie Leu­te in ein Kli­schee ver­fal­len, was man bei ande­ren Din­gen, von denen man kei­ne Ahnung hat, viel­leicht selbst macht.

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MZEE​.com: Wie beur­teilst du die­se Ent­wick­lung der Medi­en, die zur­zeit immer mehr Rap in ihr Pro­gramm auf­neh­men oder die Sze­ne the­ma­ti­sie­ren? Du warst auch selbst schon bei­spiels­wei­se bei "Cir­cus Hal­li­gal­li" zu Gast. Wie schätzt du es ein, dass Sen­dun­gen wie die­se oder auch das "Neo Maga­zin Roya­le" mit Den­de­mann als "Stu­dio­band" immer Rap-​lastiger werden?

Fato­ni: Ich find' das voll gut. Ich bin nicht dafür, dass das für immer eine Nische blei­ben soll. Das ist, was ich mei­ne, wenn ich sag', dass sich alles etwas in Rich­tung USA nor­ma­li­siert. Natür­lich wird es nie wie dort sein, aber das hat auch viel mit der afro­ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur zu tun, die es hier­zu­lan­de ein­fach nicht gibt. Ich find' das auf jeden Fall voll gut. Ich find' auch das, was Den­de­mann da macht, cool – es gibt ja auch Leu­te, die das irgend­wie kri­tisch sehen, aber ich fin­de das super. Ich würd' das sofort machen. Ich bin halt auch Fan von Jan Böh­mer­mann. Wenn man den natür­lich schei­ße fin­det, ist das noch mal was ande­res. Joko und Klaas find' ich jetzt zum Bei­spiel nicht schei­ße, aber da aus dem Schrank sprin­gen … Ich hab' schon drü­ber nach­ge­dacht, ob ich das machen wür­de, bin mir aber noch nicht sicher. Da kann man auch nicht wirk­lich cool dabei sein, weil's halt Play­back und irgend­wie so albern ist, kurz vor der Werbung …

MZEE​.com: Da kommt's natür­lich mehr dar­auf an, eine gei­le Show zu lie­fern, als zu performen …

Fato­ni: Ja, das ist schwie­rig. Ich hab' da bis­her noch nie was Coo­les gese­hen – schau' die Sen­dung aber auch nicht immer.

MZEE​.com: Aber zu "Neo Maga­zin Roya­le" wür­dest du auch mal als Gast gehen, wenn man dich anfra­gen würde?

Fato­ni: Sofort. Wie gesagt, ich bin da auch Fan von. Ich hab' vor Kur­zem mal ein älte­res JUICE-​Interview von mir gele­sen. Da ging's um deut­schen Humor und da hab' ich den Satz gesagt: "In Deutsch­land ist auf jeden Fall Jan Böh­mer­mann der King." Da muss­te ich neu­lich drü­ber lachen, das fiel mir wie­der in die Hän­de. (lacht) Da gab's noch kein "Neo Maga­zin Roya­le", aber eben das "Neo Maga­zin". Ich find's lus­tig, wie oft er seit­dem mit irgend­wel­chen Din­gen viral ging – gefühlt jede Woche. Er ist schon ein Super­star gewor­den, aber das find' ich auch gut. Ich fei­er' ihn jetzt nicht bedin­gungs­los, aber fin­de ihn meis­tens sehr komisch und er macht oft nicht nur Din­ge, die lus­tig, son­dern auch klug sind.

MZEE​.com: Wir wür­den ger­ne ein­mal über dein letz­tes Album "Yo, Picas­so" mit dir reden. Irgend­wie haben wir das Gefühl, dass es dir schwer fällt, auf Album­län­ge kom­plett allei­ne zu arbei­ten – der letz­te Long­play­er ent­stand mit Edgar Was­ser, "Yo, Picas­so" wie­der­um mit Dex­ter. Holst du dir ger­ne einen zwei­ten Künst­ler an dei­ne Seite?

Fato­ni: Eigent­lich ist das Album mein Solo­de­büt. Ich hab' zwar schon mal ein Solo­al­bum gemacht, aber da waren sehr vie­le Fea­tures drauf. Das ist auch schon län­ger her. Für mich ist "Yo, Picas­so" gefühlt mein Solo­de­büt – da rappt ja auch fast nie­mand ande­res drauf. Die wenigs­ten Rap­per pro­du­zie­ren sich ja selbst, aber wir haben ent­schie­den, dass wir das "Fato­ni & Dex­ter" nen­nen, weil wir den Pro­du­zen­ten ein­fach mit in den Titel schrei­ben woll­ten. Im End­ef­fekt wird ein Lan­ce But­ters, ein Umse oder ein Mega­loh aber auch kom­plett von einem Pro­du­zen­ten pro­du­ziert und die schrei­ben eben nur den Rap­per­na­men hin. Ich steh' mit dem Album auf jeden Fall mehr für mich allei­ne als bei den Sachen davor, obwohl es wie ein Kol­la­bo­al­bum klingt. Es ist ja auch ein Kol­la­bo­al­bum – aber nicht mehr als die meis­ten Alben von Rappern.

MZEE​.com: Wie lief denn die Zusam­men­ar­beit ab? Habt ihr gemein­sam an den Beats geschraubt oder hast du dir wel­che aus Dex­ters Pool gepickt?

Fato­ni: Das lief schon klas­sisch mit Picken. Ich war zwar oft bei ihm in Stutt­gart, aber so rich­tig zusam­men dran gear­bei­tet haben wir sel­ten. Eher ganz am Ende. Da haben wir uns noch mal an alle Songs gesetzt, als das Album eigent­lich fer­tig war. Ich hab' immer recht kla­re Vor­stel­lun­gen von den Arran­ge­ments, aber wie zum Bei­spiel 'ne Sna­re zu klin­gen hat oder die Sounds … Da lässt sich Dex­ter eh nicht rein­re­den. Das war aber auch von Anfang an so kom­mu­ni­ziert – er hat ja auch sei­nen Dexter-Sound.

MZEE​.com: Denkst du, dass es mög­lich gewe­sen wäre, ein ähn­li­ches Ergeb­nis zu erzie­len, wenn du noch mit ande­ren Pro­du­zen­ten zusam­men­ge­ar­bei­tet hät­test? Oder war "Yo, Picas­so" etwas, das nur mit Dex­ter ent­ste­hen konnte?

Fato­ni: The­ma­tisch schon, aber es hät­te natür­lich ganz anders geklun­gen und auch nicht so rund. Dex­ter ist ein­fach ein sehr guter Pro­du­zent und hat eben sei­nen eige­nen Sound und wenn da jetzt zwi­schen­durch THE GUNNA, PH7 oder Bust­la – Leu­te, mit denen ich Sachen gemacht hab' und die ein­fach völ­lig anders klin­gen – drauf gewe­sen wären, wäre das eine ganz ande­re Plat­te gewor­den. Text­lich natür­lich ähn­lich, aber ich bin schon sehr zufrie­den, dass wir das so durch­ge­zo­gen haben.

MZEE​.com: Nach zwei sehr erfolg­rei­chen Free-​EPs war "Yo, Picas­so" dein ers­tes Solo-​Release, das im "gro­ßen Stil" ver­öf­fent­licht wur­de. Jetzt, nach­dem bereits ein paar Mona­te seit Release ver­gan­gen sind, wür­den wir ger­ne wis­sen, ob du einen Unter­schied in der Reso­nanz wahr­ge­nom­men hast. Gab es im Ver­gleich zu vor­he­ri­gen Ver­öf­fent­li­chun­gen mehr Lob oder mehr Kri­tik? Denkst du, dass du mehr Leu­te erreicht hast?

Fato­ni: Wenn du jetzt direkt fragst, ob das mehr Leu­te gehört haben, bin ich mir gar nicht so sicher. Die Free-​Download-​Sachen waren ja for free und … Wobei, das Album gibt's ja auch bei Spo­ti­fy und so. Ich hab' auf jeden Fall viel mehr posi­ti­ve Reso­nanz bekom­men als frü­her. Die Hörer­schaft hat sich defi­ni­tiv ver­grö­ßert, aber das lag auch an der gan­zen Vor­ar­beit mit den EPs, der Plat­te mit Edgar, den Fea­tures … Ich hab' das Gefühl, ich bin vor allem in der Öffent­lich­keit prä­sen­ter. Die Kri­tik von Pres­se und Sze­ne war halt krass gut. Bei den Hörern selbst weiß man das ja nie so genau – ich mei­ne, wer sind eigent­lich sei­ne Hörer?

MZEE​.com: Die, die Kom­men­ta­re auf Face­book und You­Tube schrei­ben! (grinst)

Fato­ni: Ja … YouTube-​Kommentare les' ich nicht so ger­ne und ein­zel­ne Nach­rich­ten auf Face­book bekomm' ich mitt­ler­wei­le schon fast täg­lich, aber jetzt auch nicht so vie­le. Aber ich bin gespannt – ich geh' im April auf mei­ne ers­te Solo-​Tour und da werd' ich wohl mer­ken, wie das gera­de in echt läuft.

MZEE​.com: Berei­test du dich auf die Tour schon vor? 

Fato­ni: Ja … ein biss­chen. Ich geh' jog­gen. (lacht) Nee, ich pro­be auch und über­leg' mir Din­ge. Die ist ja schon bald und ich muss mich lang­sam mal ein biss­chen ranhalten.

MZEE​.com: Hast du schon Ideen für eine Büh­nen­show oder wirst du ein­fach nur rappen?

Fato­ni: Nee, ich über­le­ge schon in Rich­tung Büh­nen­show, aber weiß noch nicht so genau, wie ich das mache. Ich bin ja eher der klas­si­sche MC-​MC – das klingt immer so geil (lacht) –, der live krass rappt, aber ich will schon mehr in Rich­tung Bühnenshow.

MZEE​.com: Du hast ja auch den Vor­teil, dass du im Schau­spiel­be­reich tätig bist. Ein Alli­ga­to­ah macht bei­spiels­wei­se aus jeder Büh­nen­show ein klei­nes Thea­ter­stück – glaubst du, schau­spie­le­ri­sche Akti­vi­tä­ten hel­fen beim Live-Auftritt?

Fato­ni: Wenn man in die Rich­tung gehen will, auf jeden Fall. Um gene­rell auf der Büh­ne zu ste­hen … wahr­schein­lich auch. Aber das kann man auch ohne Thea­ter ler­nen, wenn man ein­fach Bock auf Rap hat. Wür­de ich jetzt in Rich­tung Alli­ga­to­ah oder Orsons gehen wol­len, wäre es auf jeden Fall hilf­reich, dass ich am Thea­ter gear­bei­tet habe und Schau­spie­ler bin. Die gera­de Genann­ten haben das ja nicht gemacht, kön­nen es aber auch super. Inso­fern will ich auch nicht über­trie­ben sagen, dass das mega wich­tig wäre, aber ich pro­fi­tie­re sicher davon.

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MZEE​.com: Kannst du es dir vor­stel­len, in abseh­ba­rer Zeit mal wie­der in einem Film mit­zu­spie­len? Du warst im letz­ten Jahr unter ande­rem beim "klei­nen Fern­seh­spiel" vom ZDF dabei. Ist etwas in die­ser Form noch­mal geplant?

Fato­ni: Auf jeden Fall – ein paar Sachen kom­men dem­nächst auch noch im Fern­se­hen, die … teil­wei­se nicht so gut sind, da hab' ich auch Angst vor den Aus­strah­lungs­ter­mi­nen. (lacht) Ich hab' schon Bock, das spä­ter öfter zu machen, aber es ist auch eine har­te Bran­che. Ist jetzt nicht so, dass ich sage: "Ich mach' das – und dann mach' ich das, weil ich Fato­ni, der fame Rap­per bin". Aber mal gucken. In den nächs­ten Jah­ren wer­den schon noch Din­ge in die­ser Rich­tung passieren.

MZEE​.com: Kom­men wir noch­mal auf die Ent­ste­hungs­zeit von "Yo, Picas­so" zurück: Du hast in einem Inter­view erwähnt, dass sehr vie­le Songs aus­sor­tiert wur­den. Was pas­siert mit dem übri­gen Material?

Fato­ni: Das ist über­trie­ben – als ich das gesagt hab', hab' ich ange­ge­ben. (lacht) Es sind viel­leicht drei oder vier Songs aus­ge­siebt wor­den und davon kam auch einer auf 'ne EP. Ich muss mir die Sachen noch mal anhö­ren – Aus­schuss­wa­re als Pro­mo raus­zu­hau­en, find' ich eigent­lich doof. Es kann schon sein, dass da noch etwas kommt, aber ich denk' gera­de eher an neue Sachen.

MZEE​.com: Wenn du gera­de schon neue Sachen ansprichst – ist da etwas in Planung?

Fato­ni: Ich plan' schon voll viel, bin gera­de nur mega lang­sam. Ich mach' ein neu­es Album mit Edgar, was wir schon sehr lan­ge vor­ha­ben – der Nach­fol­ger von "Noce­bo". Da ist er im Moment auf jeden Fall pro­duk­ti­ver als ich, aber ich hof­fe, ich komm' auch bald wie­der aus der Schreib­blo­cka­de. Ein Kli­schee, aber so ist's nun mal gera­de – ich hab' nicht viel zu schrei­ben. Ich war die gan­ze Zeit auf Tour und das Album ist auch noch nicht so lan­ge her. Gefühlt bin ich erst vor ein paar Wochen von der Tour nach Hau­se gekommen …

MZEE​.com: … und bald wie­der auf der nächsten.

Fato­ni: Ja, eben. (grinst)

MZEE​.com: Was uns an dei­ner letz­ten Plat­te eben­falls auf­ge­fal­len ist: Du füllst lee­re Stel­len recht ger­ne mit einem obli­ga­to­ri­schen "Aha", "Yüah" oder "Oh" – war­um machen Rap­per das eigent­lich so gerne?

Fato­ni: Es macht halt krass Spaß und Lücken sind nicht immer geil. Man muss auch mal Lücken las­sen, aber ich find', dass gera­de sol­che Adlibs den Track manch­mal coo­ler machen.

MZEE​.com: Eines dei­ner Lieb­lings­stil­mit­tel ist die Iro­nie. Könn­test du es dir vor­stel­len, für ein Sati­re­ma­ga­zin wie die "Tita­nic" zu schrei­ben? Oder fühlst du dich im Rap bes­ser aufgehoben?

Fato­ni: Klar. Aber ich will auch nicht sagen, dass ich mir das sofort zutraue … (über­legt) Wobei: Eigent­lich trau' ich mir das schon zu. Man muss nur dis­zi­pli­niert sein. Ich schreib' in ers­ter Linie schon so lan­ge Rap­tex­te, dass ich sehr in die­ser Form drin bin. Ich könn­te ver­mut­lich auch ande­re Sachen machen – wer schrei­ben kann, kann schrei­ben. Weißt du, was ich mei­ne?! Aber ich hab' echt schon lan­ge nichts ande­res mehr geschrie­ben außer Song­tex­te. Ich hät­te schon Lust, auch mal wie­der ande­re Din­ge zu machen.

MZEE​.com: Stich­wort "ande­re Din­ge" – was steht auf dei­ner To-do-Liste?

Fato­ni: Über das Film­ding haben wir ja schon gere­det. Ansons­ten … (über­legt) Es ist auch immer schlimm, Sachen zu sagen, die man dann nie macht oder die schlimm klin­gen. Wenn ich jetzt zum Bei­spiel sagen wür­de, dass ich ein Singer-​Songwriter-​Album machen will, wäre das ganz schlimm. (über­legt) Ja, das wäre wirk­lich ganz schlimm. (lacht) Des­we­gen hal­te ich mich da lie­ber noch ein biss­chen bedeckt, bevor ich jetzt Sachen erzäh­le, die ich eh nie machen werde.

MZEE​.com: Ein The­ma, das dich seit dei­nem "Dicke Hipster"-Track immer wie­der ver­folgt hat, sind die Vor­wür­fe, du hät­test Cro gedisst. Das hast du in einem kürz­li­chen Inter­view demen­tiert und als Par­odie abge­stem­pelt. Gibt es noch wei­te­re Acts, die stell­ver­tre­tend für ande­re Sub­gen­res ste­hen und die du ger­ne mal par­odie­ren würdest?

Fato­ni: Ich möch­te eigent­lich nicht mehr so viel par­odie­ren, son­dern mehr für mich sel­ber ste­hen. Sonst ist man irgend­wann der Typ, der immer ande­re par­odiert. Und das find' ich irgend­wie doof. Die­ses ewi­ge Refe­ren­zie­ren an ande­re nervt mich selbst auch hart.

MZEE​.com: Wo wir gera­de noch bei Par­odien sind und vor­her über Jan Böh­mer­mann gere­det haben – dei­ne Mei­nung zum "Poli­zis­ten­sohn"? Und konn­test du es nach­voll­zie­hen, dass sich spe­zi­ell Fler davon ange­grif­fen gefühlt hat?

Fato­ni: Ich weiß nicht … Hat­te Fler ihm nicht gedroht? Ich find' das alles so albern, muss aber sagen, dass ich den Track ganz cool fand. Was ich irgend­wie absurd fand, ist, dass ich seit Jah­ren sage, man soll­te "Poli­zis­ten­sohn" als Schimpf­wort ein­füh­ren. Ich hab' auch immer ver­sucht, das zu eta­blie­ren, weil "Huren­sohn" zwar schon ein gei­les Wort ist – hab' ich auch schon gerappt –, aber poli­tisch natür­lich auch wie­der inkor­rekt. Eigent­lich ist "Poli­zis­ten­sohn" ein total gei­les Schimpf­wort. Ich hab' immer wie­der zu Leu­ten gesagt: "Alter, du bist ja voll der Poli­zis­ten­sohn." Das kann man jetzt aber auch nicht mehr machen, weil er das krass besetzt hat. Ist vorbei.

MZEE​.com: Glaubst du, er hat das von dir?

Fato­ni: (lacht) Nein, er ist halt ein­fach ein Poli­zis­ten­sohn. Der ist da sel­ber draufgekommen.

MZEE​.com: Da wir das Inter­view mit einem Zitat aus "Aut­hi­ten­zi­tät" eröff­net haben, wür­den wir es auch ger­ne so abschlie­ßen: "Die guten Fra­gen ste­hen nie auf gute​fra​ge​.net". Wir waren ges­tern mal auf gute​fra​ge​.net und haben dir eine Fra­ge rausgesucht …

Fato­ni: (lacht) Geht's dir nicht auch so?! Egal, was man goo­glet: Ich komm' immer auf gute​fra​ge​.net. Es nervt so hart.

MZEE​.com: Es sei denn, man sucht nach spe­zi­fi­sche­ren Sachen. Aber oft­mals lan­det man wirk­lich dort. Zum Bei­spiel, wenn man wis­sen möch­te: "Wel­che Übun­gen für Bein­trai­ning nur mit Hanteln?"

Fato­ni: Das ist die Fra­ge, die ihr für mich habt? … Was? Wel­che … Übun­gen … Beintraining …

MZEE​.com: Wel­che Übun­gen für Bein­trai­ning mit Hanteln?

Fato­ni: Das ist ja voll geil. Ist das nicht ein Wider­spruch in sich? Na gut. Der 3Plusss war ja mein Per­so­nal Trai­ner auf der letz­ten Tour und schreibt mir immer Moti­va­ti­ons­nach­rich­ten. Seit Kur­zem geh' ich auch ins Fit­ness­stu­dio – auch, um auf Tour jeden Abend voll lang spie­len zu kön­nen. Und des­we­gen … hab' ich trotz­dem kei­ne Ant­wort auf die­se komi­sche Fra­ge. (lacht) Wie ging die Fra­ge noch mal? Wel­che Übun­gen für Bein­trai­ning mit Han­teln? Ja … ist doch ganz klar, Bru­der. Erst Bein­pres­se und dann … War­te mal, ich guck' kurz was nach, mein Per­so­nal Trai­ner hat mir da letz­tens ein paar Übun­gen geschickt. (sucht nach sei­nem Fit­ness­pro­gramm) Ah ja. Also. Ist ganz klar: Erst an die Bein­pres­se, dann an den Bein­beu­ger und dann an den Bein­stre­cker. Ist doch logisch. Ich ver­steh' die Fra­ge auch nicht, ist doch logisch. Die Ant­wort müss­te man eigent­lich ken­nen. Danach noch schön Lat­zug, Bein-​zu-​Brust, rudernd sit­zen am Kabel­zug, dann noch Brust­pres­se und ein paar DIPs, die dua­le Schul­ter­pres­se und ab ans Lauf­band. Sie­ben Sät­ze. Ich nehm' halt trotz­dem nicht ab, weil ich danach immer so gei­le Sachen esse. Aber das ist auch gar nicht mein Ziel. Ich will nur Kon­di­ti­on für mei­ne gei­le Tour­nee! Die übri­gens im April ist.

MZEE​.com: Für die darfst du zum Abschluss noch mal Wer­bung machen.

Fato­ni: Ich geh' auf Tour im April. Die Daten kom­men bald raus – und Juse Ju ist Support.

(Pas­cal Ambros & Flo­rence Bader)
(Fotos von Con­ny Mirbach)