Auch wenn er vielen Rapfans erst seit ein paar Jährchen, spätestens aber seit dem Release seiner LP "Yo, Picasso" im November 2015 ein Begriff sein dürfte, ist der Münchner Fatoni ein waschechtes Untergrund-Urgestein. Von seiner ehemaligen Crew Creme Fresh über das featurelastige "Solange früher alles besser war", die "Nocebo"-Kollabo mit Edgar Wasser und einigen Free-EPs bis hin zur aktuellen Platte mit Dexter ist dabei einiges passiert. Und das nicht nur in Sachen Rapkarriere, denn nebenbei schauspielert Deutschlands wohl "authitentischster" Rapper auch in diversen Fernsehproduktion. Im Interview spricht Fatoni mit uns nicht nur über "Yo, Picasso", sondern auch über Authentizität im deutschen Rap, nervtötende Fernsehmoderatoren, deutschen Humor und sein Fitnessprogramm, powered by 3Plusss.
MZEE.com: Wir haben dir zu Beginn des Interviews ein Zitat aus dem Track "Authitenzität" rausgesucht, das lautet: "Ich sag' immer, was ich will. Nur nicht, wenn es jemanden stört, denn dann bin ich lieber still". Worüber hast du dich zuletzt denn so richtig aufgeregt? Du darfst direkt mal etwas Dampf ablassen, ohne still zu sein.
Fatoni: Das ist in Zeiten wie diesen natürlich 'ne krasse Frage. Ich weiß nicht – ich reg' mich gerade ziemlich über die AfD und die Entwicklung in Deutschland auf. Darüber, dass die Menschen sie offensichtlich wählen wollen und sie viel Zuspruch finden. Ich weiß nicht, ob "aufregen" da das richtige Wort ist, aber ich find' es beängstigend. Das ist eine ganz beschissene Entwicklung, weil das einfach Nazis sind. Ich möchte das nicht kleinreden, die erinnern mich ganz stark an die NSDAP.
MZEE.com: Was denkst du, woher diese Entwicklung rührt?
Fatoni: Das ist natürlich eine ganz lange Entwicklung und es gibt viele Faktoren, die da mit reinspielen. Das, was in Köln passiert ist, und wie die Sache aufgearbeitet wurde, ist natürlich ein ganz schön krasser Schub für diese bösen Menschen.
MZEE.com: Wie kann man dieser Entwicklung als einzelner Mensch am besten entgegenwirken?
Fatoni: Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich müsste man immer mit Menschen in Diskurs treten und mit den besseren Argumenten kommen, aber ich weiß es nicht. Ich bin darin auch nicht der mega Experte.
MZEE.com: Aber du bist Künstler und auch Künstler haben eine gewisse Verantwortung – und theoretisch einen relativ großen Einfluss. Im Rapbereich speziell auf Jugendliche. Denkst du, man sollte sich als Rapper ein wenig in dem Bereich engagieren?
Fatoni: Auf eine gewisse Art und Weise auf jeden Fall. Tu' ich für meinen eigenen Geschmack noch zu wenig, aber es ist auch eine schwierige Aufgabe, das auf eine "coole" Art und Weise zu machen. Als Rapper will man ja immer cool sein und mit dem Thema so umzugehen, fällt nicht allen leicht. Aber eigentlich sollte man schon die Eier haben, sich zu äußern. Bei manchen Künstlern denk' ich mir aber auch: "Oh bitte, bitte, halt doch deine Fresse". Manche Künstler äußern sich nämlich, haben in meinen Augen aber die absolut falsche Meinung zu etwas oder gehen mit einem Thema ganz weird und schlecht um und dann kann ich sie halt nicht mehr hören. Die sind für mich dann durch und da hätte ich mir eher gewünscht, dass sie gar nichts Politisches gemacht hätten.
MZEE.com: Bewegen wir uns mal in Richtung Deutschrap – wie wichtig ist Authentizität im Jahre 2016 eigentlich noch?
Fatoni: Ich glaube, das ist vielen Leuten noch sehr wichtig. Es kommt natürlich auch darauf an, welches Subgenre man bedient. Ich finde, Authentizität wird generell überschätzt, aber ich merke auch bei mir immer wieder, dass ich unterbewusst danach suche und sie mich beeinflusst. Gerade im Rap ist das doch noch mal wichtiger als im Pop. Aber was authentisch ist, ist nicht so simpel, wie viele manchmal denken – von wegen "Das und das ist real". Bei einem Alligatoah zum Beispiel würden viele Leute sagen, dass er gar nicht authentisch ist, weil er ja nur in Rollen schlüpft. Aber für mich ist er ein authentischer Künstler. Das ist jetzt vielleicht auch Wortklauberei – ich find's eher hängen geblieben, dass man so viel darüber redet und es so wichtig erscheint, aber hab' dann eben doch bei mir selber festgestellt, dass es mich beeinflusst, wenn ich jemandem etwas abkaufe. Mittlerweile verstehe ich die Sehnsucht der Leute nach Authitenzi… (verbessert sich) Authentizität! Seitdem ich den Song gemacht hab', kann ich das Wort nicht mehr sagen, das ist ganz schlimm. (lacht) Das Verlangen der Leute führt halt dazu, dass inzwischen überall unauthentische Sachen als authentisch verkauft werden. Am besten sieht man das, glaube ich, an diesen ganzen YouTube-Stars, die gesponsorte "Howls" machen und ihre Manager haben. Die sollen authentisch wirken und sind es genau deshalb nicht.
MZEE.com: Lass uns über Vorurteile und im Zuge dessen über die Außendarstellung von deutschem Rap in den gängigen Medien reden. Findest du, dass unsere Szene immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat?
Fatoni: Was ich noch beobachte, ist, dass von der Szene oft ein Reflex ausgeht, das zu pauschalisieren, von wegen "Wir müssen uns dagegen wehren". Aber die Medien sind natürlich nicht gleich die Medien. Ich würde nicht sagen, dass alle Journalisten, die für große Mainstream-Medien schreiben, ein vorurteilsbelastetes und klischeebehaftetes Bild von deutschem HipHop haben. Ich finde, das bessert sich schon sehr, aber manchmal passieren natürlich immer noch Dinge, bei denen man sich denkt: "Oh, Gott …" Es gibt immer noch diese Leute, die "Yo, Yo" machen, wenn's um HipHop geht, und komisch mit den Händen gestikulieren, aber das werden weniger. Das hat natürlich damit zu tun, dass deutscher Rap immer größer wird und mehr in die Gesellschaft kommt. Klar, wir sind noch 100 Jahre von den USA entfernt, aber das ist auch eine ganz andere Gesellschaft. Deswegen werden wir auf unsere Art wahrscheinlich immer etwas exotisch bleiben, aber das ist vielleicht auch ganz gut so. Ich hab' manchmal das Gefühl, dass viele in der Szene dieses Feindbild brauchen. "Die verarschen uns wieder" – das gibt vielen auch Treibstoff. Gerade in letzter Zeit gab's ja auch immer wieder diesen Beef zwischen Journalisten und HipHop-Journalisten – und irgendwie hab' ich das Gefühl, die ganzen Leute brauchen das auch, damit sie irgendetwas haben, worüber sie sich aufregen können.
MZEE.com: Glaubst du, dass diese Entwicklung auch etwas mit der Generation der Journalisten zu tun hat? Wenn man das mal aufs Fernsehen bezieht, war Stefan Raab immer der, der Rapper auf seiner Couch mit "Yo, Yo" begrüßt hat, während ein Jan Böhmermann sich ernsthafter mit den Künstlern auseinandersetzt …
Fatoni: Der ist ja mit Rap aufgewachsen und kann das in Wahrheit auch selbst. Aber ein Raab ist zum Beispiel auch mehr Mainstream als ein Böhmermann – der wusste wahrscheinlich genau, dass er damit das bedient, was irgendwelche 50-Jährigen sehen wollen. Der ist bestimmt selber jung und cool genug. Aber das stimmt schon – natürlich hat es auch damit etwas zu tun. Ich weiß noch, als Samy Deluxe bei Harald Schmidt war … Ich war lange Fan von Harald Schmidt und ich glaube, so ging es vielen in den 90ern. Jedenfalls saß irgendwann Samy Deluxe bei ihm und Harald Schmidt hat zwar nicht "Yo, Yo" gesagt, aber es ging in die Richtung. Und als Rapper fand ich das natürlich dumm. Auf seine Weise hat Harald Schmidt zwar klug gewirkt, aber schon richtig ein Klischee bedient. Aber wenn man selber Teil von etwas ist, merkt man auch immer schnell, wie Leute in ein Klischee verfallen, was man bei anderen Dingen, von denen man keine Ahnung hat, vielleicht selbst macht.
MZEE.com: Wie beurteilst du diese Entwicklung der Medien, die zurzeit immer mehr Rap in ihr Programm aufnehmen oder die Szene thematisieren? Du warst auch selbst schon beispielsweise bei "Circus Halligalli" zu Gast. Wie schätzt du es ein, dass Sendungen wie diese oder auch das "Neo Magazin Royale" mit Dendemann als "Studioband" immer Rap-lastiger werden?
Fatoni: Ich find' das voll gut. Ich bin nicht dafür, dass das für immer eine Nische bleiben soll. Das ist, was ich meine, wenn ich sag', dass sich alles etwas in Richtung USA normalisiert. Natürlich wird es nie wie dort sein, aber das hat auch viel mit der afroamerikanischen Kultur zu tun, die es hierzulande einfach nicht gibt. Ich find' das auf jeden Fall voll gut. Ich find' auch das, was Dendemann da macht, cool – es gibt ja auch Leute, die das irgendwie kritisch sehen, aber ich finde das super. Ich würd' das sofort machen. Ich bin halt auch Fan von Jan Böhmermann. Wenn man den natürlich scheiße findet, ist das noch mal was anderes. Joko und Klaas find' ich jetzt zum Beispiel nicht scheiße, aber da aus dem Schrank springen … Ich hab' schon drüber nachgedacht, ob ich das machen würde, bin mir aber noch nicht sicher. Da kann man auch nicht wirklich cool dabei sein, weil's halt Playback und irgendwie so albern ist, kurz vor der Werbung …
MZEE.com: Da kommt's natürlich mehr darauf an, eine geile Show zu liefern, als zu performen …
Fatoni: Ja, das ist schwierig. Ich hab' da bisher noch nie was Cooles gesehen – schau' die Sendung aber auch nicht immer.
MZEE.com: Aber zu "Neo Magazin Royale" würdest du auch mal als Gast gehen, wenn man dich anfragen würde?
Fatoni: Sofort. Wie gesagt, ich bin da auch Fan von. Ich hab' vor Kurzem mal ein älteres JUICE-Interview von mir gelesen. Da ging's um deutschen Humor und da hab' ich den Satz gesagt: "In Deutschland ist auf jeden Fall Jan Böhmermann der King." Da musste ich neulich drüber lachen, das fiel mir wieder in die Hände. (lacht) Da gab's noch kein "Neo Magazin Royale", aber eben das "Neo Magazin". Ich find's lustig, wie oft er seitdem mit irgendwelchen Dingen viral ging – gefühlt jede Woche. Er ist schon ein Superstar geworden, aber das find' ich auch gut. Ich feier' ihn jetzt nicht bedingungslos, aber finde ihn meistens sehr komisch und er macht oft nicht nur Dinge, die lustig, sondern auch klug sind.
MZEE.com: Wir würden gerne einmal über dein letztes Album "Yo, Picasso" mit dir reden. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass es dir schwer fällt, auf Albumlänge komplett alleine zu arbeiten – der letzte Longplayer entstand mit Edgar Wasser, "Yo, Picasso" wiederum mit Dexter. Holst du dir gerne einen zweiten Künstler an deine Seite?
Fatoni: Eigentlich ist das Album mein Solodebüt. Ich hab' zwar schon mal ein Soloalbum gemacht, aber da waren sehr viele Features drauf. Das ist auch schon länger her. Für mich ist "Yo, Picasso" gefühlt mein Solodebüt – da rappt ja auch fast niemand anderes drauf. Die wenigsten Rapper produzieren sich ja selbst, aber wir haben entschieden, dass wir das "Fatoni & Dexter" nennen, weil wir den Produzenten einfach mit in den Titel schreiben wollten. Im Endeffekt wird ein Lance Butters, ein Umse oder ein Megaloh aber auch komplett von einem Produzenten produziert und die schreiben eben nur den Rappernamen hin. Ich steh' mit dem Album auf jeden Fall mehr für mich alleine als bei den Sachen davor, obwohl es wie ein Kollaboalbum klingt. Es ist ja auch ein Kollaboalbum – aber nicht mehr als die meisten Alben von Rappern.
MZEE.com: Wie lief denn die Zusammenarbeit ab? Habt ihr gemeinsam an den Beats geschraubt oder hast du dir welche aus Dexters Pool gepickt?
Fatoni: Das lief schon klassisch mit Picken. Ich war zwar oft bei ihm in Stuttgart, aber so richtig zusammen dran gearbeitet haben wir selten. Eher ganz am Ende. Da haben wir uns noch mal an alle Songs gesetzt, als das Album eigentlich fertig war. Ich hab' immer recht klare Vorstellungen von den Arrangements, aber wie zum Beispiel 'ne Snare zu klingen hat oder die Sounds … Da lässt sich Dexter eh nicht reinreden. Das war aber auch von Anfang an so kommuniziert – er hat ja auch seinen Dexter-Sound.
MZEE.com: Denkst du, dass es möglich gewesen wäre, ein ähnliches Ergebnis zu erzielen, wenn du noch mit anderen Produzenten zusammengearbeitet hättest? Oder war "Yo, Picasso" etwas, das nur mit Dexter entstehen konnte?
Fatoni: Thematisch schon, aber es hätte natürlich ganz anders geklungen und auch nicht so rund. Dexter ist einfach ein sehr guter Produzent und hat eben seinen eigenen Sound und wenn da jetzt zwischendurch THE GUNNA, PH7 oder Bustla – Leute, mit denen ich Sachen gemacht hab' und die einfach völlig anders klingen – drauf gewesen wären, wäre das eine ganz andere Platte geworden. Textlich natürlich ähnlich, aber ich bin schon sehr zufrieden, dass wir das so durchgezogen haben.
MZEE.com: Nach zwei sehr erfolgreichen Free-EPs war "Yo, Picasso" dein erstes Solo-Release, das im "großen Stil" veröffentlicht wurde. Jetzt, nachdem bereits ein paar Monate seit Release vergangen sind, würden wir gerne wissen, ob du einen Unterschied in der Resonanz wahrgenommen hast. Gab es im Vergleich zu vorherigen Veröffentlichungen mehr Lob oder mehr Kritik? Denkst du, dass du mehr Leute erreicht hast?
Fatoni: Wenn du jetzt direkt fragst, ob das mehr Leute gehört haben, bin ich mir gar nicht so sicher. Die Free-Download-Sachen waren ja for free und … Wobei, das Album gibt's ja auch bei Spotify und so. Ich hab' auf jeden Fall viel mehr positive Resonanz bekommen als früher. Die Hörerschaft hat sich definitiv vergrößert, aber das lag auch an der ganzen Vorarbeit mit den EPs, der Platte mit Edgar, den Features … Ich hab' das Gefühl, ich bin vor allem in der Öffentlichkeit präsenter. Die Kritik von Presse und Szene war halt krass gut. Bei den Hörern selbst weiß man das ja nie so genau – ich meine, wer sind eigentlich seine Hörer?
MZEE.com: Die, die Kommentare auf Facebook und YouTube schreiben! (grinst)
Fatoni: Ja … YouTube-Kommentare les' ich nicht so gerne und einzelne Nachrichten auf Facebook bekomm' ich mittlerweile schon fast täglich, aber jetzt auch nicht so viele. Aber ich bin gespannt – ich geh' im April auf meine erste Solo-Tour und da werd' ich wohl merken, wie das gerade in echt läuft.
MZEE.com: Bereitest du dich auf die Tour schon vor?
Fatoni: Ja … ein bisschen. Ich geh' joggen. (lacht) Nee, ich probe auch und überleg' mir Dinge. Die ist ja schon bald und ich muss mich langsam mal ein bisschen ranhalten.
MZEE.com: Hast du schon Ideen für eine Bühnenshow oder wirst du einfach nur rappen?
Fatoni: Nee, ich überlege schon in Richtung Bühnenshow, aber weiß noch nicht so genau, wie ich das mache. Ich bin ja eher der klassische MC-MC – das klingt immer so geil (lacht) –, der live krass rappt, aber ich will schon mehr in Richtung Bühnenshow.
MZEE.com: Du hast ja auch den Vorteil, dass du im Schauspielbereich tätig bist. Ein Alligatoah macht beispielsweise aus jeder Bühnenshow ein kleines Theaterstück – glaubst du, schauspielerische Aktivitäten helfen beim Live-Auftritt?
Fatoni: Wenn man in die Richtung gehen will, auf jeden Fall. Um generell auf der Bühne zu stehen … wahrscheinlich auch. Aber das kann man auch ohne Theater lernen, wenn man einfach Bock auf Rap hat. Würde ich jetzt in Richtung Alligatoah oder Orsons gehen wollen, wäre es auf jeden Fall hilfreich, dass ich am Theater gearbeitet habe und Schauspieler bin. Die gerade Genannten haben das ja nicht gemacht, können es aber auch super. Insofern will ich auch nicht übertrieben sagen, dass das mega wichtig wäre, aber ich profitiere sicher davon.
MZEE.com: Kannst du es dir vorstellen, in absehbarer Zeit mal wieder in einem Film mitzuspielen? Du warst im letzten Jahr unter anderem beim "kleinen Fernsehspiel" vom ZDF dabei. Ist etwas in dieser Form nochmal geplant?
Fatoni: Auf jeden Fall – ein paar Sachen kommen demnächst auch noch im Fernsehen, die … teilweise nicht so gut sind, da hab' ich auch Angst vor den Ausstrahlungsterminen. (lacht) Ich hab' schon Bock, das später öfter zu machen, aber es ist auch eine harte Branche. Ist jetzt nicht so, dass ich sage: "Ich mach' das – und dann mach' ich das, weil ich Fatoni, der fame Rapper bin". Aber mal gucken. In den nächsten Jahren werden schon noch Dinge in dieser Richtung passieren.
MZEE.com: Kommen wir nochmal auf die Entstehungszeit von "Yo, Picasso" zurück: Du hast in einem Interview erwähnt, dass sehr viele Songs aussortiert wurden. Was passiert mit dem übrigen Material?
Fatoni: Das ist übertrieben – als ich das gesagt hab', hab' ich angegeben. (lacht) Es sind vielleicht drei oder vier Songs ausgesiebt worden und davon kam auch einer auf 'ne EP. Ich muss mir die Sachen noch mal anhören – Ausschussware als Promo rauszuhauen, find' ich eigentlich doof. Es kann schon sein, dass da noch etwas kommt, aber ich denk' gerade eher an neue Sachen.
MZEE.com: Wenn du gerade schon neue Sachen ansprichst – ist da etwas in Planung?
Fatoni: Ich plan' schon voll viel, bin gerade nur mega langsam. Ich mach' ein neues Album mit Edgar, was wir schon sehr lange vorhaben – der Nachfolger von "Nocebo". Da ist er im Moment auf jeden Fall produktiver als ich, aber ich hoffe, ich komm' auch bald wieder aus der Schreibblockade. Ein Klischee, aber so ist's nun mal gerade – ich hab' nicht viel zu schreiben. Ich war die ganze Zeit auf Tour und das Album ist auch noch nicht so lange her. Gefühlt bin ich erst vor ein paar Wochen von der Tour nach Hause gekommen …
MZEE.com: … und bald wieder auf der nächsten.
Fatoni: Ja, eben. (grinst)
MZEE.com: Was uns an deiner letzten Platte ebenfalls aufgefallen ist: Du füllst leere Stellen recht gerne mit einem obligatorischen "Aha", "Yüah" oder "Oh" – warum machen Rapper das eigentlich so gerne?
Fatoni: Es macht halt krass Spaß und Lücken sind nicht immer geil. Man muss auch mal Lücken lassen, aber ich find', dass gerade solche Adlibs den Track manchmal cooler machen.
MZEE.com: Eines deiner Lieblingsstilmittel ist die Ironie. Könntest du es dir vorstellen, für ein Satiremagazin wie die "Titanic" zu schreiben? Oder fühlst du dich im Rap besser aufgehoben?
Fatoni: Klar. Aber ich will auch nicht sagen, dass ich mir das sofort zutraue … (überlegt) Wobei: Eigentlich trau' ich mir das schon zu. Man muss nur diszipliniert sein. Ich schreib' in erster Linie schon so lange Raptexte, dass ich sehr in dieser Form drin bin. Ich könnte vermutlich auch andere Sachen machen – wer schreiben kann, kann schreiben. Weißt du, was ich meine?! Aber ich hab' echt schon lange nichts anderes mehr geschrieben außer Songtexte. Ich hätte schon Lust, auch mal wieder andere Dinge zu machen.
MZEE.com: Stichwort "andere Dinge" – was steht auf deiner To-do-Liste?
Fatoni: Über das Filmding haben wir ja schon geredet. Ansonsten … (überlegt) Es ist auch immer schlimm, Sachen zu sagen, die man dann nie macht oder die schlimm klingen. Wenn ich jetzt zum Beispiel sagen würde, dass ich ein Singer-Songwriter-Album machen will, wäre das ganz schlimm. (überlegt) Ja, das wäre wirklich ganz schlimm. (lacht) Deswegen halte ich mich da lieber noch ein bisschen bedeckt, bevor ich jetzt Sachen erzähle, die ich eh nie machen werde.
MZEE.com: Ein Thema, das dich seit deinem "Dicke Hipster"-Track immer wieder verfolgt hat, sind die Vorwürfe, du hättest Cro gedisst. Das hast du in einem kürzlichen Interview dementiert und als Parodie abgestempelt. Gibt es noch weitere Acts, die stellvertretend für andere Subgenres stehen und die du gerne mal parodieren würdest?
Fatoni: Ich möchte eigentlich nicht mehr so viel parodieren, sondern mehr für mich selber stehen. Sonst ist man irgendwann der Typ, der immer andere parodiert. Und das find' ich irgendwie doof. Dieses ewige Referenzieren an andere nervt mich selbst auch hart.
MZEE.com: Wo wir gerade noch bei Parodien sind und vorher über Jan Böhmermann geredet haben – deine Meinung zum "Polizistensohn"? Und konntest du es nachvollziehen, dass sich speziell Fler davon angegriffen gefühlt hat?
Fatoni: Ich weiß nicht … Hatte Fler ihm nicht gedroht? Ich find' das alles so albern, muss aber sagen, dass ich den Track ganz cool fand. Was ich irgendwie absurd fand, ist, dass ich seit Jahren sage, man sollte "Polizistensohn" als Schimpfwort einführen. Ich hab' auch immer versucht, das zu etablieren, weil "Hurensohn" zwar schon ein geiles Wort ist – hab' ich auch schon gerappt –, aber politisch natürlich auch wieder inkorrekt. Eigentlich ist "Polizistensohn" ein total geiles Schimpfwort. Ich hab' immer wieder zu Leuten gesagt: "Alter, du bist ja voll der Polizistensohn." Das kann man jetzt aber auch nicht mehr machen, weil er das krass besetzt hat. Ist vorbei.
MZEE.com: Glaubst du, er hat das von dir?
Fatoni: (lacht) Nein, er ist halt einfach ein Polizistensohn. Der ist da selber draufgekommen.
MZEE.com: Da wir das Interview mit einem Zitat aus "Authitenzität" eröffnet haben, würden wir es auch gerne so abschließen: "Die guten Fragen stehen nie auf gutefrage.net". Wir waren gestern mal auf gutefrage.net und haben dir eine Frage rausgesucht …
Fatoni: (lacht) Geht's dir nicht auch so?! Egal, was man googlet: Ich komm' immer auf gutefrage.net. Es nervt so hart.
MZEE.com: Es sei denn, man sucht nach spezifischeren Sachen. Aber oftmals landet man wirklich dort. Zum Beispiel, wenn man wissen möchte: "Welche Übungen für Beintraining nur mit Hanteln?"
Fatoni: Das ist die Frage, die ihr für mich habt? … Was? Welche … Übungen … Beintraining …
MZEE.com: Welche Übungen für Beintraining mit Hanteln?
Fatoni: Das ist ja voll geil. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Na gut. Der 3Plusss war ja mein Personal Trainer auf der letzten Tour und schreibt mir immer Motivationsnachrichten. Seit Kurzem geh' ich auch ins Fitnessstudio – auch, um auf Tour jeden Abend voll lang spielen zu können. Und deswegen … hab' ich trotzdem keine Antwort auf diese komische Frage. (lacht) Wie ging die Frage noch mal? Welche Übungen für Beintraining mit Hanteln? Ja … ist doch ganz klar, Bruder. Erst Beinpresse und dann … Warte mal, ich guck' kurz was nach, mein Personal Trainer hat mir da letztens ein paar Übungen geschickt. (sucht nach seinem Fitnessprogramm) Ah ja. Also. Ist ganz klar: Erst an die Beinpresse, dann an den Beinbeuger und dann an den Beinstrecker. Ist doch logisch. Ich versteh' die Frage auch nicht, ist doch logisch. Die Antwort müsste man eigentlich kennen. Danach noch schön Latzug, Bein-zu-Brust, rudernd sitzen am Kabelzug, dann noch Brustpresse und ein paar DIPs, die duale Schulterpresse und ab ans Laufband. Sieben Sätze. Ich nehm' halt trotzdem nicht ab, weil ich danach immer so geile Sachen esse. Aber das ist auch gar nicht mein Ziel. Ich will nur Kondition für meine geile Tournee! Die übrigens im April ist.
MZEE.com: Für die darfst du zum Abschluss noch mal Werbung machen.
Fatoni: Ich geh' auf Tour im April. Die Daten kommen bald raus – und Juse Ju ist Support.
(Pascal Ambros & Florence Bader)
(Fotos von Conny Mirbach)