Deine fette Mum verleiht nie ihr Auto, doch lässt trotzdem oft einen fahren.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich keine Ahnung von Drogen habe. Ich wollte dieses Wissen eigentlich auch nie haben, aber als begeisterter Straßenrap-Fan kommt man um das Einmaleins der Ticker-Szene ja nicht herum. Auch DeeLah scheint seinen Hörern noch einiges in diesem Bereich vermitteln zu wollen. Die Spätfolgen intensivsten Drogenkonsums wurden ihm scheinbar schon vor einiger Zeit diagnostiziert: "Reimender Schaden".
Eine gespaltene Persönlichkeit scheinen die Halluzinogene in ihm aber auch ausgelöst zu haben. Anders dürfte man sich Tracks wie "Maskenrapper" kaum erklären können, wo er über genau die Video-Battles herzieht, an denen er selbst mehrfach teilnahm. Den Frust über das in letzter Zeit frühe Ausscheiden in ebenjenen Turnieren scheint er mit übermäßigem Menschenhass bekämpfen zu wollen. Auf "Du kannst gar nichts" geht es primär um das Töten von wehrlosen Frauen, auf "Mordinstrument" um das Töten eines jeden Rappers, der schlechter am Mic spittet als man selbst. Generell geht es viel ums Töten auf dem Album, wenn DeeLah nicht gerade damit beschäftigt ist, seine eigenen Reimketten zu zelebrieren. Dass er sein Handwerk beherrscht und "Diagnose: Reimender Schaden" an einigen Stellen durchaus technisch versiert klingt, möchte ich gar nicht anzweifeln – nur, dass der "Wuppertaler Oberassi" im Rahmen seiner "psychisch bereimträchtigten" Tracks Musikalität, Flow oder Delivery vermissen lässt. Da quetscht man auch gerne mal ein paar Silben mehr in die Zeile, wenn der Reim fett ist, und vernuschelt hier und da einige Worte, damit man nicht aus dem Takt kommt. Wie unsicher und gehetzt da ein fertiger Rap-Track von DeeLah klingt, kann sich wohl jeder selbst denken. Das Einzige, was dazwischen funkt, sind Sätze wie "Sheesh, Kiffen ist geil" ("Der grüne Knopf"). Das soll wohl irgendwie lustig wirken, doch meinen Humor trifft das leider keineswegs.
Wenn ihm also tatsächlich die "Diagnose: Reimender Schaden" vom Arzt attestiert wurde, schlage ich eine kleine Therapie vor. Grundlagen sind ja zu erkennen – wenn man daran weiterarbeitet, kann man Deelah vieleicht doch noch helfen. Zu wünschen wäre es.
(Sven Aumiller)