Geld, Fame, Selfmade – Deutschraps A-Team.
Seit der Gründung im Jahre 2005 hat sich Selfmade Records vom jungen Indielabel hin zur festen Szenegröße gemausert. Die Plattenfirma ist aus dem Deutschrap-Geschehen mittlerweile nicht mehr wegzudenken und feiert mit ihren hochkarätigen Künstlern immer größere Erfolge. Dabei war die "Chronik"-Samplerreihe stets eine Art Momentaufnahme: Gebündelt auf Albumlänge konnten alle aktuellen Artists in unterschiedlichster Besetzung ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und interessante Kollaborationen präsentieren. So wird auch auf "Chronik III" wild untereinander gefeaturet und besonders Neuzugang Karate Andi bekommt zahlreiche Möglichkeiten, sich zum ersten Mal einem größeren Publikum vorzustellen.
Dabei ist es das Format des Labelsamplers, das "Chronik III" einerseits so interessant macht, was der Platte andererseits dann auch zum Verhängnis wird. Denn auf den insgesamt 21 Tracks finden sich zwar viele Highlights, jedoch sind diese von zahlreichen unspannenden Beiträgen umgeben, die im Angesicht der sonstigen Qualität fast belanglos wirken. Das sind dann Songs wie "Selfmade Legion" von Kollegah, Karate Andi und Favorite, die zwar keineswegs schlecht gerappt sind, aber in ihrer Zusammenstellung erzwungen wirken. Das Ergebis ist dabei kein stimmiger Raptrack, sondern lediglich eine Aneinanderreihung von 16ern. Wirklich passende Kooperationen finden sich auf "Chronik III" komischerweise dann, wenn Künstler außerhalb des Labels hinzustoßen. Marteria garniert "Crank Sinatra" von Genetikk mit einem atmosphärisch-düsteren Gastbeitrag, während SSIO auf dem Titeltrack "Chronik III" den ohnehin wuchtigen Beat von Bazzazian durch seinen rasanten Flow noch einmal bereichert. Casper eröffnet "Alarmanlage" mit einem makellosen Rappart und legt mit einer drückenden Hook nach, gefolgt von Kollegah, der in gewohnt selbstgefälliger Art seine Bosshaftigkeit präsentiert. Allerdings müssen solche Highlights zwischen dem Fäkalhumor der 257ers und dem mittlerweile leider sehr lust- und ideenlos wirkenden Favorite erst einmal gefunden werden. Und auch Neuling Karate Andi zeigt sich nicht unbedingt von seiner besten Seite. Tracks wie "Human Traffic" plätschern aufgrund des langsamen Flows und zurückhaltenden Stimmeinsatzes allerhöchstens vor sich hin. Kollegah und Genetikk hingegen liefern auf ihren jeweiligen Solotracks eine konstant gute Leistung ab. Tracks wie "Selfmader" klingen besonders dank der atmosphärischen Beats, die adäquat den Flow Karuzos untersteichen, extrem abgerundet.
Insgesamt ist "Chronik III" jedoch kein besonders stimmiges Projekt. Die Selfmade-Künstler mögen – jeder für sich gesehen – alle ihre Qualitäten haben. Doch auf Albumlänge harmonieren sie kaum miteinander, weshalb auch selten die Bestleistung abgerufen wird. Das macht den dritten Sampler keineswegs zu einem schlechten Album, ein groß angelegtes Manifest der eigenen Übermächtigkeit ist "Chronik III" aber genauso wenig. Am Ende sind es nur einzelne Songs, die inmitten der grauen Masse von uninspirierten, zusammengeklatschten Parts und Hooks wirklich im Gedächtnis bleiben.
(Florian Peking)
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