Ich bin ein Behinderter.
Wenn ich es nicht krieg', will ich's immer mehr …
Denkt man an den Rapper Architekt, so kommen einem vor allem zwei Dinge in den Sinn: kompromissloser Battlerap, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und unangepasste, eigenwillige Flows. Dieser Rezeptur folgt der Rapper auch weitestgehend auf seinem neuen Album "HITS 2015".
Beim Hören wird eines schnell klar: Architekt schert sich einen feuchten Kehricht um jegliche Konventionen und hat so einen Stil mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt. Der Wahnsinn des Bielefelders zieht sich durch seine komplette musikalische Vision, was den Hörer jedoch mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Zunächst wäre da Architekts eigenwillige Art zu rappen. Vom hölzernen, immer gleichen Blaupausen-Deutschrapflow keine Spur. In einem durchschnittlichen Architekt-Part finden sich mehr Tempo-, Stimmen- und Betonungswechsel als auf vielen Alben der Konkurrenz. Ein Umstand, der zwar Architekts Fähigkeiten am Mikrofon unter Beweis stellt, dem Hörgenuss jedoch auf zweierlei Ebenen im Weg steht. Zum einen leiden die Texte unter dem Anspruch, den Hörer in jedem Part aufs Neue zu überraschen – und so muss man den ein oder anderen Zweckreim in Kauf nehmen. Zum anderen wirken die einzelnen Stücke dadurch schnell ein wenig hektisch und überladen. So hektisch und überladen, wie im übrigen ein Großteil der Beats ohnehin schon wirkt. Für "HITS 2015" bedient sich Architekt an einem großen Produzentenpool, wodurch der Sound des Albums zwar variabel, aber ebenso wahllos erscheint. Auf der ersten Hälfte frönt der Rapper seiner Vorliebe für treibende Synthiebretter. Das funktioniert mal besser – mit drückender Bassline auf "Partyalarm" – und mal weniger gut, wie mit Seifenblasen-Dubstep auf "Insel". Die zweite Hälfte des Albums wartet dagegen mit leichter zu verdauenden Produktionen auf, wie etwa dem stur geloopten Kopfnicker "UA", bei dem man sofort an die düsteren Eastcoast-Produktionen der 90er Jahre denken muss.
Soviel Architekt auch richtig macht, man hat nach "HITS 2015" nicht das Gefühl, als hätte man es mit einem richtigen Album zu tun. So wirken die Stücke allzu zusammengewürfelt und auch inhaltlich wird nur selten ein roter Faden verfolgt. Schade drum, denn eigentlich kann Deutschrap durchaus mehr Rapper wie Architekt gebrauchen.
(Christian Weins)
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