Alles, was man von Geld nicht kaufen kann, hab' ich.
Und jetzt? Will ich den Rest …
"Falsch hier" ist eines der Alben, die so perfekt hätten werden können. Denn wer Maxat Talent absprechen möchte, hat wohl schlichtweg keinen Geschmack für diese Art von Musik. Zu ausgefeilt, zu ehrlich und schonungslos sind die Texte des Russen. Sie handeln primär von Alltagsfrust, der Vergangenheitsbewältigung und hemmungsloser Liebe zu der einen, auserwählten Dame. Wenn er beispielsweise seine "Gedanken in laut" schreibt und die Geschichte des Abrisses seiner eigenen Hauptschule an die Erinnerungen über schwere Anfänge als deutscher Immigrant koppelt, dann fesselt das. Ungemein sogar. Es wirkt dabei, als wäre alles auf die Stimme von Maxat reduziert. Die Beat-Untermalung bleibt hier gekonnt ruhig, um den Worten mehr Kraft zu verleihen und wirkt dadurch wie maßgeschneidert. Kein Wunder, produziert der Russe doch im heimischen Studio alles selbst. Platte nach Maß also? Eigentlich ja, gäbe es nicht ein Problem: Maxat selbst.
Der verliert sich nämlich viel zu oft in der Demontage seiner eigenen Karriere und dem Wunsch nach Ruhm. "Falsch hier" wird überschattet vom überdimensionalen Zweifeln eines Mannes, der wohl die gesamte Szene aufmischen könnte, würde er zeitweise nicht förmlich in Selbstmitleid ertrinken. Wenn er sogar anfängt, gegen die Massiven Töne, die Beginner und das Bushido-Debüt zu wettern ("Kieselsteine"), wirkt die Chose doch arg wie die Mentalität eines Rentners, der stets den Küchenvorhang in seiner Einzimmerwohnung wegzieht, um das Nummernschild jugendlicher Falschparker zu notieren. Die Ausflüge in die Pop-Welt mit gesanglich eher halbgaren Anleihen ("Du=Ich") scheinen hingegen wie der Versuch, in einer Szene Fuß fassen zu wollen, zu der er laut eigenen Worten gar nicht gehören will.
Das ergibt im Endeffekt eine Platte, die auch aus zwei Federn stammen könnte: Auf der einen Seite der ehrlich-offene Maxat, der auch heute noch akute Probleme stark pointiert vermitteln kann. Auf der anderen Seite hingegen ist da ein Mann, der an den ausgebliebenen Lorbeeren für durchwegs gute Arbeit zu verzweifeln droht. Was das ergibt? Ein Album namens "Falsch hier", welches leider in der Mittelmäßigkeit hängenbleibt, obwohl es doch zu viel mehr taugen könnte.
(Sven Aumiller)
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