Widder
VÖ: 26.03.2021
★★
Kommen wir zu Flizzys jüngstem Machwerk „Widder“, das eine konsequente Fortsetzung von „Atlantis“ darstellt. Im Grunde genommen liegen die gleichen Stärken und die gleichen Schwächen vor, ich wiederhole an dieser Stelle selbstverständlich nicht alles erneut.
Wie auch schon beim Vorgänger gilt: Einzeln betrachtet tummeln sich ein paar Hits auf der Platte, der Anfang ist mit „Vibe 2.0“, „Widder und „Goat“ auch gewohnt stark. Danach setzt aber beim Hörer erneut so eine Art Trance-Phase ein, mit zunehmender Spieldauer fallen die minimalst unterschiedlichen Elemente und Samples gar nicht mehr weiter auf. Das fällt es auch nicht mehr weiter ins Gewicht, dass die Beats einen Tacken düsterer sind. Das Album verkommt zu einer gleichförmigen Masse, frei von Erwähnenswertem.
Simes habe ich bei „Atlantis“ gelobt, aber wie so oft bei Releases von und mit Fler verbraucht sich der Witz recht schnell. Handwerklich ist das ordentlich bis gut bis sehr gut gemacht, die gepickten Samples sind jedoch entweder stinklangweilig, altbekannt und/oder total unaufgeregt lame verarbeitet. Es wäre schön, wenn Simes mal sein Repertoire erweitert, er nutzt immer dieselben paar Drums und Hi-Hats.
Unglücklicherweise findet man auf „Widder“ hier und da unfassbar miese Songs. Allen voran „Sporty“ gehört in jede gut sortierte „Worst of Fler“ Compilation, das ist seit langer Zeit mal wieder ein richtiger Stinker. „Eines Tages“ mit dem bekannten Cassandra-Steen-Azad-Gesang schlittert gefährlich Richtung Schlager, Flers und Hengzts Parts sind absolut antiklimatisch und Sido bringt halt ein paar Oberlehrer-Weisheiten mit Dauererkältet-Stimme. Gesangs-Hooks sind wohldosiert eingesetzt durchaus auflockernd, aber auch hier übertreibt es Flizzard ziemlich. Einige Refrains wie auf „Tec-9“ sind so gar nicht gelungen.
Also nix neues auf dem Hause Fler/Simes: Die Mischung aus catchy Singsang-Hooks, bierernstem Trap-Geflowe und zeitgenössischen, reduzierten Ami-Beats macht Laune, nur ist es eben keine empfehlenswerte Vorgehensweise, eine einzige Idee auf 19 Tracks breitzutreten. Greift Flir ein paar Running Gags und Real-Life-Situationen auf (
„Nie wieder Kaffee, Kuchen mit dem Abou-Chaker Clan / Denn der Staatsanwalt vermutet einen Masterplan“), werde ich immer wieder daran erinnert, dass er mit einem schön düsteren Trap-Album, das gar konsequent in die Drill-Richtung gehen könnte, viel besser beraten wäre. Wer weiß, vielleicht kommt ja sowas in der Art nochmal.
Hörenswert: Vibe 2.0, Widder, Goat, Baby Jesus, Drinks & Clout
Vermeiden: Dein neuer Freund, Eines Tages, Neonlicht, Sporty, Tec-9