Atlantis
VÖ: 20.03.2020
★★
Das Cover lässt auf etwas Trash-Potential und Humor hoffen, aber „Atlantis“ ist wie auch schon der Vorgänger bierernst. Auf dieser Platte setzt Flizzy kompromisslos alles auf die „Drip“-Karte. Hier wird also maximalst dem Zeitgeist zu entsprechen versucht, puhhh, das kann ja was werden. Gehen wir also mal durch, was man so alles abhaken muss, um am Ende „state of the art“ zu sein.
GITARREN-LOOPS BABYY, und zwar ganz viele (brrr). Flizzy klingt tatsächlich gar nicht so übel auf solchen Beats, ihm fehlt aber nach wie vor so dermaßen viel Lockerheit, dass das ganze eher als netter Versuch durchgeht. Dieser Young Thug und Gunna Style steht ihm nicht wirklich. Lediglich „Ketamin“ würde ich als gelungen bezeichnen (yeah). Sobald sich Flizzard und Simes wieder mehr Richtung Future und Drake orientieren, und es spürbar härter zur Sache geht mit einigen Ansagen und Beef-Lines, werden die Tracks gleich deutlich stimmiger und glaubwürdiger („Null Emotion“, "Undercover").
WEIBER-GELABER und Insta-Babes, oh yeah (yess). Die Texte über Frauen sind natürlich wieder recht zweifelhaft für eine weiße Kartoffel wie mich, aber darüber kann ich stets hinwegsehen, wenn Inhalt und Vortrag entsprechend stumpf und überzogen sind (ook). Das ist u.a. eine der großen Stärken dieses Drip-Films: Überspitzungen, charismatisch vorgetragen und stets mit einem Funken Glaubwürdigkeit versehen. Aber Fler legt leider so eine humorlos-trockene Art an den Tag (wuuh), dass Songs wie „Victoria’s Secret“ und „Fame“ so klingen, als stammen sie von einem notgeilen End-30er. Was ja irgendwie auch stimmt (nooo). Sehr aufgesetzt und keineswegs unterhaltsam.
Mit CHARISMA oder einer charmanten Vortragsweise konnte Fler noch nie punkten (whoo), das ist auch auf diesem Album nicht anders. Die Lyrics sind platter als platt und lassen jeglichen doppelten Boden vermissen. Dumm nur, dass der hier angebotene Sound nur halb so gut funktioniert, wenn der Artist so agil performt wie ein Stein (scurr). Handwerklich gibt sich Flir gewiss Mühe, aber eine Symbiose aus Beat und Rapper entsteht zu keiner Zeit. Von daher ist auch die Instrumental-Version möglicherweise das gelungenere Album, denn…
…die PRODUKTIONEN sind mal wieder die Highlights auf der Platte. Es ist nicht mehr so eintönig wie auf „Colucci“, sondern im Rahmen des abgesteckten Spielfeldes durchaus abwechslungsreich und durchgehend hochwertig (brr brr). Dreht man die Dinger mal komplett auf und lässt sie auf sich wirken, entsteht tatsächlich am ehesten die Atmosphäre, die Fler krampfhaft mit seinen Lyrics zu unterstreichen und verstärken versucht. Simes kann man nicht oft genug loben, großartige Arbeiten von ihm.
Schlussendlich müssen wir uns alle mal die Frage stellen, wer diese Art Musik überhaupt hört (whoa okayy). Die gibt es so in der Form mehrere Stufen besser aus den USA logischerweise, performt von Rappern, die die Attitude, das Aussehen, den Lifestyle und vor allem ein JÜNGERES ALTER mitbringen (yeeyeaah). Flir flowt ordentlich, aber eintönig. Seine Texte sind dem Ami-Film angepasst, aber nicht glaubwürdig. Das Vokabular passt, ist aber unnatürlich. Sein ganzer Charakter ist das genaue Gegenteil eines
Menschen mit Drip (ooohh). Warum beraubt er sich mutwillig seiner eigenen Stärken? Er hat genug eigene, unterhaltsame Eigenschaften, aber bringt stattdessen lieber blasse, schamlos kopierte, am Reißbrett entworfene und mit Checkliste abgearbeitete Alben wie „Atlantis“ raus, die kein Mensch aus der Zielgruppe anhört, die er offensichtlich ansprechen möchte.
Hörenswert: Ketamin, Dopeboys, Null Emotion, Dreamer, Bentley Abi, Undercover
Vermeiden: Lost, Victoria’s Secret, Fame