Die USA: Politik, Gesellschaft, Kultur...

Heftiges Hochwasser in NYC. Thread:
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Der Typ auf der Luftmatratze kann sich direkt die Kugel geben.

NY echt letzte Stadt bei der ich in irgendeiner Form im Straßenwasser schwimmen will.
 
Erinnert sich noch jemand an das Video aus LA? Eine Transfrau hat in dem Frauenbereich eines Spaß den Helikopter gemacht. Frauen haben sich beschwert.

Das Ganze führte zu Protesten, progressive Medien haben es zu einem Fall von Transphobie erklärt usw.

Plottwist:

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Wobei das natürlich dennoch schwerlich dafür taugt, daraus Generelles daraus abzuleiten (Wenn das Ausnutzen von Transrechte durch einzelne SexualstraftäterInnen bereits zu grundsätzlichen diesbzgl. Gesetzesverschärfungen führt, müssten ja der Logik folgend bspw. andere, weitaus zahlreiche Vorfälle in anderen Zusammenhängen dies erst recht. Also quasi sowas in Richtung "Angesichts der zu grossen Zahl von Männern, die "zufällig" in der Bahn Frauen und Mädchen antatschen, ist es Männern ab jetzt grundsätzlich nicht mehr erlaubt, in den gleichen Abteilen wie diese zu fahren).

edit: und nur, damit das hier niemand wider Erwarten missversteht, selbstverständlich würde ich Letzteres nicht befürworten.
 
Wobei das natürlich dennoch schwerlich dafür taugt, daraus Generelles daraus abzuleiten (Wenn das Ausnutzen von Transrechte durch einzelne SexualstraftäterInnen bereits zu grundsätzlichen diesbzgl. Gesetzesverschärfungen führt, müssten ja der Logik folgend bspw. andere, weitaus zahlreiche Vorfälle in anderen Zusammenhängen dies erst recht. Also quasi sowas in Richtung "Angesichts der zu grossen Zahl von Männern, die "zufällig" in der Bahn Frauen und Mädchen antatschen, ist es Männern ab jetzt grundsätzlich nicht mehr erlaubt, in den gleichen Abteilen wie diese zu fahren).

edit: und nur, damit das hier niemand wider Erwarten missversteht, selbstverständlich würde ich Letzteres nicht befürworten.

a) könnte man ableiten, dass der progressive Teil der Medien - wie auch der Teil Rechtsaußen - jetwede Reflektion missen lässt, wenn ein Fall in ihr Schema (hier Transphobie) passt.

b) das es keine gute Idee ist Frauen mit Penissen nackt in Frauenbereichen herumlaufen zu lassen, wenn man eigentlich verhindern will, dass Frauen oder auch Mädchen dort mit Penissen konfrontiert werden.
 
(1) Race is socially constructed, not biologically natural.

das ist in meinen augen eine falsche dichothomie. race ist ein soziales konstrukt, das unter anderem auf biologischen gegebenheiten aufbaut.
Delgado geht darauf in der Literatur nochmal genauer ein. Die biologischen Gegebenheiten, auf denen das Konstrukt Rasse aufbaut sind natürlich immanent und existieren unabhängig des Bewusstseins. Die Bedeutung, die du diesen biologischen Eigenschaften aber zuweist, sind aber wiederum bewusstseinsabhängig – sie existieren ohne Deutung des Menschen eben nicht. Daher ist es eben auch nach dem Autor falsch davon zu sprechen das Rasse etwas objektives oder natürliches sei.
(2) Racism in the United States is normal, not aberrational: it is the common, ordinary experience of most people of colour.

das ist mir zu wenig differenziert. ja, quasi jeder PoC erlebt rassismus im alltag. dieser geht aber, wenn man nicht jede unabsichtliche microaggression mitzählt, von einer minderheit an eben nicht normalen rassisten aus. dadurch wird rassismus nicht normalisiert. quasi jeder autofahrer wurde auf der autobahn schon rechts überholt, trotzdem ist rechts überholen nicht normal.

Delgado argumentiert, dass die auffälligsten Formen von Rassismus sehr selten auftreten, wie beispielsweise rassistisch motivierte Lynchmorde oder explizite Ausgrenzung von PoC. Es gibt aber eben auch Formen des Rassismus die subtiler und weniger auffällig sind. Dazu gehören laut dem Autor Mikroaggressionen, aber eben auch Phänomene wie dass PoC beim Aufnehmen von Krediten, oder bei der Job– und Wohnungssuche im Vergleich zu weißen benachteiligt werden und das eben von Leuten, die nicht mal offen rassistisch sein müssen. Das Normale besteht halt darin, dass es der Status quo für PoC ist. Während rechts Überholen eher die Ausnahme ist, sind diese Erfahrungen aber Alltag für viele PoC.

(3) Owing to what critical race theorists call “interest convergence” or “material determinism,” legal advances (or setbacks) for people of colour tend to serve the interests of dominant white groups. Thus, the racial hierarchy that characterizes American society may be unaffected or even reinforced by ostensible improvements in the legal status of oppressed or exploited people.

worum geht es da? dass weiße nordstaatler im bürgerkrieg gegen die sklaverei waren, weil die märkte mit plantagenprodukten aus der sklaverei geflutet wurden? dass institutionen durch die abschaffung von segregated bathrooms ressourcen sparen wollten? es gibt in jeder geschichtlichen entwicklung multiple akteure mit multiplen interessen. deshalb sollte man sich da nicht in details verfranzen, sondern das big picture betrachten. in den usa gibt es zum ersten mal in der geschichte 4 schwarze senatoren gleichzeitig, die vizepräsidentin ist schwarz. 2019 waren 10% der neuen board members von fortune 500 companies schwarz. natürlich ist das ende der fahnenstange nicht erreicht, aber die racial hierarchy, die zu zeiten der bürgerrechtsbewegung geherrscht hat, existiert so nicht mehr.
Interest convergence ist anscheinend ein machtkritischer Begriff, der besagt, dass antirassistische Veränderungen nur dann auftreten, wenn die Interessen von weißen und PoC konvergieren. Delgado nennt als Beispiel dafür, dass die ersten Durchbrüche der Desegregation von Schwarzen darauf zurück, dass die USA während des Kalten Krieges ihr internationales Image aufpolieren wollten. Material determinism ist wiederum eine Strömung innerhalb der CRT, die Rassismus als Instrument sehen, mit der Eroberer die Ausbeutung des eroberten Volkes gerechtfertigt haben. Ich denke, dass das jetzt auch nicht so abwegig ist, wenn man mal bedenkt, welche Rolle Rassentheorien während des Kolonialismus gespielt haben, um Sklaverei zu legitimieren… Racial Hierarchy steht dazu im Gegensatz und ist die Position von Realisten, einer weiteren Denkströmung innerhalb der CRT, die davon ausgehen, dass es eine implizite und unbewusste Hierarchie der Rassen existiert.

(4) Members of minority groups periodically undergo “differential racialization,” or the attribution to them of varying sets of negative stereotypes, again depending on the needs or interests of whites.

racial stereotypes
gibt es, ihre prävalenz unterliegt sicherlich auch gewissen schwankungen. aber das gilt in alle richtungen, es gibt nicht nur stereotype von weißen gegenüber nicht-weißen, sondern auch in allen möglichen anderen relationen, nicht zuletzt gegenüber angehörigen derjenigen race, der man selbst angehört.
Racialization bezeichnet den Prozess der Herstellung von Rassen oder rassischer Identitäten und sich an die Bedürfnisse der Mehrheitsgesellschaft angepasst hat:
At one period, for example, society may have had little use for blacks, but much need for Mexican or Japanese agricultural workers. At another time, the Japanese, including citizens of long standing, may have been in intense disfavor and removed to war relocation camps, while society cultivated other groups of color for jobs in war industry or as cannon fodder on the front.

Stereotypen sind nach Delgado ebenfalls Teil davon:
In one era, a group of color may be depicted as happy-go-lucky, simpleminded, and content to serve white folks. A little later, when conditions change, that very same group may appear in cartoons, movies, and other cultural scripts as menacing, brutish, and out of control, requiring close monitoring and repression.

Ich kann es von daher aus einer machtkritischen Perspektive schon verstehen, warum man sich vor allem Stereotypen anguckt, die von Weißen ausgehen und nicht welche die von von PoC ausgehen. Weiße waren ökonomisch als auch politisch die meiste Zeit lang dominant in den USA und werden Stereotypen als auch Racialization für ihre eigenen Interessen und den Machterhalt ausgenutzt haben.


(5) According to the thesis of “intersectionality” or “antiessentialism,” no individual can be adequately identified by membership in a single group. An African American person, for example, may also identify as a woman, a lesbian, a feminist, a Christian, and so on.

dieser intersectionalism erstaunt mich echt immer wieder. diese ganze theorie ist logisch einfach 5 zentimeter vor dem extrem naheliegenden schluss stehen geblieben, dass menschen nun mal unterschiedlich sind und man sie dann eben vielleicht zuallererst mal als individuen wahrnehmen sollte, die in erster linie für sich selbst sprechen können, anstatt irgendwelche regeln oder punktesysteme anhand von gruppenzugehörigkeiten zu erfinden.

Also, vielleicht haben wir ja ein unterschiedliches Verständnis von Intersektionalität. Aber Intersektionalität betrachtet doch Menschen genau unter dem Punkt, dass Menschen sehr unterschiedlich sind. Eine schwarze Frau ist halt nicht nur schwarz, sondern auch eine Frau und wird die Probleme erfahren, die sowohl eine Frau, aber auch eine Schwarze erfährt. Der größte Kritikpunkt an Intersektionalität ist doch häufig, dass es zu komplex wird und du Diskriminierungserfahrungen oder anderweitige Benachteiligungen nicht mehr auf einen Aspekt wie zum Beispiel Klasse reduzieren kannst, sondern plötzlich eine ganzheitliche Betrachtungsweise gefordert wird. Keine Ahnung, wie du hier auf ein Punktesystem nach Gruppenzugehörigkeit kommst.


Finally, (6) the “voice of colour” thesis holds that people of colour are uniquely qualified to speak on behalf of other members of their group (or groups) regarding the forms and effects of racism. This consensus has led to the growth of the “legal story telling” movement, which argues that the self-expressed views of victims of racism and other forms of oppression provide essential insight into the nature of the legal system.

es ist wichtig und richtig, leuten zuzuhören und sie grundsätzlich erst einmal ernst zu nehmen. manche individuellen erfahrungen sind auch durchaus zu einem bestimmten grad verallgemeinerbar auf angehörige von bestimmten gruppen. aber das ist nicht per se so, das kann auch gar nicht sein, ansonsten müssten z.b. alle schwarzen immer einer meinung sein, damit es nicht zu einem logischen widerspruch kommt.


all das läuft in der realität immer wieder darauf hinaus, dass eine kritische auseinandersetzung mit den aussagen von voices of color nicht stattfindet, da nicht-betroffene angeblich nicht mitreden können und daher nicht mitreden dürfen. der status als opfer wird mit einer gewissen retaliativen macht verknüpft, die auf manche menschen natürlich sehr anziehend wirkt und das aufbauschen von lappalien mit sich bringt. auf diese weise werden immer mehr verhaltensweisen je nach ethnie des handelnden tabuisiert: als weißer dreadlocks tragen? cultural appropriation! als weißer "dreadlocks" sagen? kolonialistischer stereotyp!

Worüber möchte man denn als Nicht–Betroffener von Rassismus reden, wenn es um Rassismus geht? Es ist halt schon ein feiner Grad zwischen angebrachter Kritik und Betroffenen ihre Erfahrungen abzusprechen. Das Ding ist halt aber auch, dass es für dich Lappalien sind und deswegen anscheinend auch nicht verstehst, warum PoC sich daran stören könnten, wenn eine weiße Mehrheitsgesellschaft beispielsweise Kleidung oder Frisuren übernimmt, die historisch in der Kultur der PoC entstanden ist. Die weiße Mehrheitsgesellschaft war eben nie der Diskriminierung ausgesetzt, die PoC ausgesetzt waren und können ethnische Kleidung oder Frisuren tragen, ohne die Nachteile zu erfahren, die PoC erfahren mussten. Die selben Frisuren oder Klamotten, durch die PoC Diskriminierung erfahren haben, gelten dann an weißen Models plötzlich als schön. Dazu kommt halt auch die Kommerzalisierung kultureller Erzeugnisse durch Vertreter der dominanten Kultur. Ich bezweifle nämlich irgendwie, dass die indigene Bevölkerung der USA viel von den Verkäufen von indigenen Schmuck den sich irgendwelche Hippies übers Bett hängen sehen wird.

Versteh mich nicht falsch, ich bin jetzt auch nicht sonderlich begeistert von den Auswüchsen der Cultural–Appropriation–Diskussion und sehe auch, dass das häufig in Essentialismus und identitären Unsinn abdriften kann. Aber ich denke schon, dass die oben erläuterten Dinge etwas sind, über die man mal reflektieren kann.

letzten endes hat das eine immer stärkere spaltung der gesellschaft zur folge, und zwar nicht nur zwischen PoC und weißen, die mit unterschiedlichen rechten in bezug darauf, was sie sagen dürfen und welche beachtung ihren aussagen geschenkt wird, ausgestattet werden, sondern auch zwischen einer woken bildungsbürgerlichen elite, die die akzeptanz des CRT-regelwerks als läuterungsritual für zwei flugreisen im jahr und die eigene aktive teilnahme an der gentrifizierung irgendeines hippen stadtteils sieht und dem rest der gesellschaft, der keine lust auf entmündigung hat. parlamentarisch hat das ganze eine verschiebung nach rechts zur folge, da wohl kaum jemand, der nicht eh schon links der mitte wählt, anhänger der CRT ist, wohingegen die CRT nicht wenige ansonsten eher links zu verortende wähler abschreckt, nicht zuletzt aus der arbeiterklasse

Na ja, niemand verbietet Ethnodeutschen über Rassismus zu reden. Kann halt nur sein, dass sie von PoC dafür ausgelacht werden oder nicht überall eine Plattform finden. Abgesehen davon, gibt es halt auch kein CRT–Regelwerk. Ich habe jetzt mal knapp die Hälfte des Buches von Delgado gelesen und habe den Eindruck bekommen, dass CRT doch recht differenziert und eigentlich wenig aufregend ist. Das Buch ist aber mittlerweile auch 20 Jahre alt und ich habe keine Ahnung, wie sich CRT seitdem weiterentwickelt hat. Was ich zumindest weiß ist, dass die Position der Realisten zumindest ordentlich wackelt. Wenn ich mich recht entsinne, haben sie ihre Annahme, dass es unbewusste rassisische Hierarchien in unseren Köpfen gibt versucht über den Race Implicit Association Test zu messen, der na ja, eher eine bescheidene Replizierbarkeit hat. Ansonsten dient CRT halt als Linse, um eine machtkritische Perspektive auf verschiedene Lebensrealitäten oder Phänomene zu kriegen. Ich denke das große Problem ist hier vor allem, dass die CRT aus der Akademie kommt und dort eben wesentlich differenzierter diskutiert wird, als man es halt in irgendwelchen Mainstream–Nachrichtenseiten oder auf Twitter tut, wodurch wahrscheinlich auch viele Nuancen verschwinden und es vor allem um große Wörter und polarisierende Inhalte geht. Was man imho auch bedenken sollte ist, dass CRT in den USA vor dem Hintergrund der amerikanischen Geschichte und den Rassismuserfahrungen von dort lebenden PoC entstanden ist und auf Deutschland nicht einfach so anwenden kann. Diese Weiß–Schwarz–Dichotomie funktioniert hier halt auch einfach nicht sonderlich gut, insbesondere weil Afrodeutsche halt selbst eine Minderheit unter den Menschen mit Migrationshintergrund sind und die Menschen, die hier von Rassismus betroffen sind nicht selten sogar selbst weiß sind.
Insgesamt wirkt die ganze Aufregung um die CRT für mich aber so, als ob man nach der Frankfurter Schule und Kulturmarxismus einen neuen Boogeyman gefunden hat, den man als Angriffsfläche verwenden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] dass menschen nun mal unterschiedlich sind und man sie dann eben vielleicht zuallererst mal als individuen wahrnehmen sollte, die in erster linie für sich selbst sprechen können, anstatt irgendwelche regeln oder punktesysteme anhand von gruppenzugehörigkeiten zu erfinden.
Wobei das im Zweifelsfall soziale Bewegungen und gesellschaftliche Veränderungen unmöglich macht, weil sie aus kollektiven Bestrebungen (und Problemen) individuelle macht.

Das hieße dann salopp statt bspw. gemeinsamen Protests zusammen mit anderen Niedriglöhnern für bessere Arbeitsbedingungen und Lohn eine Beschränkung auf die Arbeitnehmer, die auch noch unzählige andere "Gemeinsamkeiten" teilen. Politisch resultiert das in Wirkungslosigkeit (Und während wir das einerseits in den vergangenen Jahrzehnten häufiger (gerade bei linken AktivistInnen) gesehen haben, zeigen die "Querdenker" auch auf, wie groß eine Bewegung sein kann, wenn sie von vornherein eher inklusiv aufgestellt ist).
 
Delgado geht darauf in der Literatur nochmal genauer ein. Die biologischen Gegebenheiten, auf denen das Konstrukt Rasse aufbaut sind natürlich immanent und existieren unabhängig des Bewusstseins. Die Bedeutung, die du diesen biologischen Eigenschaften aber zuweist, sind aber wiederum bewusstseinsabhängig – sie existieren ohne Deutung des Menschen eben nicht. Daher ist es eben auch nach dem Autor falsch davon zu sprechen das Rasse etwas objektives oder natürliches sei.

ja, stimmt. ich glaub, da würde jetzt nicht mal ein etwas schlauerer nazi widersprechen. diese beobachtung ist für mich jetzt aber auch epistemologisch nicht besonders wertvoll.

Delgado argumentiert, dass die auffälligsten Formen von Rassismus sehr selten auftreten, wie beispielsweise rassistisch motivierte Lynchmorde oder explizite Ausgrenzung von PoC. Es gibt aber eben auch Formen des Rassismus die subtiler und weniger auffällig sind. Dazu gehören laut dem Autor Mikroaggressionen, aber eben auch Phänomene wie dass PoC beim Aufnehmen von Krediten, oder bei der Job– und Wohnungssuche im Vergleich zu weißen benachteiligt werden und das eben von Leuten, die nicht mal offen rassistisch sein müssen. Das Normale besteht halt darin, dass es der Status quo für PoC ist. Während rechts Überholen eher die Ausnahme ist, sind diese Erfahrungen aber Alltag für viele PoC.

wenn 10% der autofahrer rechts überholen, wird man auf ner längeren autobahnfahrt mit recht hoher wahrscheinlichkeit mindestens einmal rechts überholt. es ist normal, dass PoC rassistische erfahrungen machen, aber es ist nicht normal, deren urheber zu sein. trotzdem werden weiße alleine aufgrund ihrer ethnie als problem dargestellt: “For all the white people listening right now, thinking I am not talking to you, I am looking directly in your eyes and saying, ‘It is you.’” -- das sagt robin diangelo, deren bücher und kurse zur "critical racial & social justice education" weggehen wie warme semmeln.

Interest convergence ist anscheinend ein machtkritischer Begriff, der besagt, dass antirassistische Veränderungen nur dann auftreten, wenn die Interessen von weißen und PoC konvergieren. Delgado nennt als Beispiel dafür, dass die ersten Durchbrüche der Desegregation von Schwarzen darauf zurück, dass die USA während des Kalten Krieges ihr internationales Image aufpolieren wollten.

naja, wieso konnte man denn mit antirassistischer politik sein internationales image aufpolieren? ich nehme mal nicht an, dass es da primär darum ging, was man in afrikanischen ländern, die damals sicher keine große rolle auf der politischen weltbühne hatten, von den usa hält, sondern im globalen westen. und auch die innenpolitik hat eine rolle gespielt, die bürger der usa waren mehrheitlich für den civil rights act von 1964.

Material determinism ist wiederum eine Strömung innerhalb der CRT, die Rassismus als Instrument sehen, mit der Eroberer die Ausbeutung des eroberten Volkes gerechtfertigt haben. Ich denke, dass das jetzt auch nicht so abwegig ist, wenn man mal bedenkt, welche Rolle Rassentheorien während des Kolonialismus gespielt haben, um Sklaverei zu legitimieren… Racial Hierarchy steht dazu im Gegensatz und ist die Position von Realisten, einer weiteren Denkströmung innerhalb der CRT, die davon ausgehen, dass es eine implizite und unbewusste Hierarchie der Rassen existiert.

klar wurde und wird rassismus genutzt, um diskriminierung zu rechtfertigen. wie genau ist denn das mit der racial hierarchy zu verstehen? als etwas, das in den köpfen der menschen existiert? woran genau soll sich diese zeigen? mir fehlt da jetzt ein bisschen der kontext.

Racialization bezeichnet den Prozess der Herstellung von Rassen oder rassischer Identitäten und sich an die Bedürfnisse der Mehrheitsgesellschaft angepasst hat:

At one period, for example, society may have had little use for blacks, but much need for Mexican or Japanese agricultural workers. At another time, the Japanese, including citizens of long standing, may have been in intense disfavor and removed to war relocation camps, while society cultivated other groups of color for jobs in war industry or as cannon fodder on the front.

Stereotypen sind nach Delgado ebenfalls Teil davon:

In one era, a group of color may be depicted as happy-go-lucky, simpleminded, and content to serve white folks. A little later, when conditions change, that very same group may appear in cartoons, movies, and other cultural scripts as menacing, brutish, and out of control, requiring close monitoring and repression.

Ich kann es von daher aus einer machtkritischen Perspektive schon verstehen, warum man sich vor allem Stereotypen anguckt, die von Weißen ausgehen und nicht welche die von von PoC ausgehen. Weiße waren ökonomisch als auch politisch die meiste Zeit lang dominant in den USA und werden Stereotypen als auch Racialization für ihre eigenen Interessen und den Machterhalt ausgenutzt haben.

klar, stereotype, die von weißen getragen werden, sind in einer weiß-dominierten gesellschaft diejenigen, die einen stärkeren effekt entfalten.

Also, vielleicht haben wir ja ein unterschiedliches Verständnis von Intersektionalität. Aber Intersektionalität betrachtet doch Menschen genau unter dem Punkt, dass Menschen sehr unterschiedlich sind. Eine schwarze Frau ist halt nicht nur schwarz, sondern auch eine Frau und wird die Probleme erfahren, die sowohl eine Frau, aber auch eine Schwarze erfährt. Der größte Kritikpunkt an Intersektionalität ist doch häufig, dass es zu komplex wird und du Diskriminierungserfahrungen oder anderweitige Benachteiligungen nicht mehr auf einen Aspekt wie zum Beispiel Klasse reduzieren kannst, sondern plötzlich eine ganzheitliche Betrachtungsweise gefordert wird. Keine Ahnung, wie du hier auf ein Punktesystem nach Gruppenzugehörigkeit kommst.

weil sowas dabei rauskommt:

This weekend, at a lesbian march in Chicago, three women carrying Jewish pride flags — rainbow flags embossed with a Star of David — were kicked out of the celebration on the grounds that their flags were a “trigger.” An organizer of the Dyke March told the Windy City Times that the fabric “made people feel unsafe” and that she and the other members of the Dyke March collective didn’t want anything “that can inadvertently or advertently express Zionism” at the event.

[...]

Well, in practice, intersectionality functions as kind of caste system, in which people are judged according to how much their particular caste has suffered throughout history. Victimhood, in the intersectional way of seeing the world, is akin to sainthood; power and privilege are profane.

By that hierarchy, you might imagine that the Jewish people — enduring yet another wave of anti-Semitism here and abroad — should be registered as victims. Not quite.

Why? Largely because of Israel, the Jewish state, which today’s progressives see only as a vehicle for oppression of the Palestinians — no matter that Israel has repeatedly sought to meet Palestinian claims with peaceful compromise, and no matter that progressives hold no other country to the same standard. China may brutalize Buddhists in Tibet and Muslims in Xinjiang, while denying basic rights to the rest of its 1.3 billion citizens, but “woke” activists pushing intersectionality keep mum on all that.

oder sowas:

To introduce Speaking Order, you might say something like: “We are going to practice shifting the power dynamics today. We will use Speaking Order as a way to reckon with our shared history of imperialism and a white ruling class. Speaking Order will ask that anyone who self identifies as having been granted the most unearned power in our society... based on factors of race, gender, age, religion, ability, etc...will let others speak before weighing in. Again, we ask the group to internally self-identify and simply stay mindful throughout our time together of who takes up the most/least airtime in group discussions and decisions. Speaking Order asks that the floor be turned over to lead from the wisdom of those who have been most “Othered” and carried most of the burden of societal oppressions. We acknowledge that there can be discomfort around this ask regardless of your positionality or “situatedness”, but invite this practice as a model for authentic reconciliation and as a path to increase mutual Belonging.”

das problem bei der intersectionality ist, dass persönliche umstände nur dann als problem anerkannt werden, wenn sie in ein bestimmtes raster passen, sprich wenn sie aus der angehörigkeit zu einer gruppe resultieren, die als diskriminiert definiert wird. juden gehören da offenbar schon mal nicht dazu. aber auch eine lesbische schwarze millionenerbin wird wohl bei den victim olympics vor dem weißen hetero trailer trash typen stehen, dessen vater säuft und dessen mutter krebs hat.

Worüber möchte man denn als Nicht–Betroffener von Rassismus reden, wenn es um Rassismus geht? Es ist halt schon ein feiner Grad zwischen angebrachter Kritik und Betroffenen ihre Erfahrungen abzusprechen. Das Ding ist halt aber auch, dass es für dich Lappalien sind und deswegen anscheinend auch nicht verstehst, warum PoC sich daran stören könnten, wenn eine weiße Mehrheitsgesellschaft beispielsweise Kleidung oder Frisuren übernimmt, die historisch in der Kultur der PoC entstanden ist. Die weiße Mehrheitsgesellschaft war eben nie der Diskriminierung ausgesetzt, die PoC ausgesetzt waren und können ethnische Kleidung oder Frisuren tragen, ohne die Nachteile zu erfahren, die PoC erfahren mussten. Die selben Frisuren oder Klamotten, durch die PoC Diskriminierung erfahren haben, gelten dann an weißen Models plötzlich als schön. Dazu kommt halt auch die Kommerzalisierung kultureller Erzeugnisse durch Vertreter der dominanten Kultur. Ich bezweifle nämlich irgendwie, dass die indigene Bevölkerung der USA viel von den Verkäufen von indigenen Schmuck den sich irgendwelche Hippies übers Bett hängen sehen wird.

Versteh mich nicht falsch, ich bin jetzt auch nicht sonderlich begeistert von den Auswüchsen der Cultural–Appropriation–Diskussion und sehe auch, dass das häufig in Essentialismus und identitären Unsinn abdriften kann. Aber ich denke schon, dass die oben erläuterten Dinge etwas sind, über die man mal reflektieren kann.

ich fände es schon auch ziemlich cringe und unsensibel, wenn irgendein malte im kwanzaa-outfit rumäuft, aber wie oft gibt es sowas denn bitte? dreadlocks sind übrigens in vielen kulturen verbreitet, und auch als weißer steigt durch dreads die eigene kreditwürdigkeit nicht unbedingt. bin da eigentlich bei dir, was deinen letzten absatz angeht.

Na ja, niemand verbietet Ethnodeutschen über Rassismus zu reden. Kann halt nur sein, dass sie von PoC dafür ausgelacht werden oder nicht überall eine Plattform finden.

vielleicht ist es in deutschland noch nicht so weit, in den usa werden weiße bereits gelegentlich von veranstaltungen im umfeld von unis ausgeschlossen.

Abgesehen davon, gibt es halt auch kein CRT–Regelwerk. Ich habe jetzt mal knapp die Hälfte des Buches von Delgado gelesen und habe den Eindruck bekommen, dass CRT doch recht differenziert und eigentlich wenig aufregend ist. Das Buch ist aber mittlerweile auch 20 Jahre alt und ich habe keine Ahnung, wie sich CRT seitdem weiterentwickelt hat. Was ich zumindest weiß ist, dass die Position der Realisten zumindest ordentlich wackelt. Wenn ich mich recht entsinne, haben sie ihre Annahme, dass es unbewusste rassisische Hierarchien in unseren Köpfen gibt versucht über den Race Implicit Association Test zu messen, der na ja, eher eine bescheidene Replizierbarkeit hat. Ansonsten dient CRT halt als Linse, um eine machtkritische Perspektive auf verschiedene Lebensrealitäten oder Phänomene zu kriegen. Ich denke das große Problem ist hier vor allem, dass die CRT aus der Akademie kommt und dort eben wesentlich differenzierter diskutiert wird, als man es halt in irgendwelchen Mainstream–Nachrichtenseiten oder auf Twitter tut, wodurch wahrscheinlich auch viele Nuancen verschwinden und es vor allem um große Wörter und polarisierende Inhalte geht. Was man imho auch bedenken sollte ist, dass CRT in den USA vor dem Hintergrund der amerikanischen Geschichte und den Rassismuserfahrungen von dort lebenden PoC entstanden ist und auf Deutschland nicht einfach so anwenden kann. Diese Weiß–Schwarz–Dichotomie funktioniert hier halt auch einfach nicht sonderlich gut, insbesondere weil Afrodeutsche halt selbst eine Minderheit unter den Menschen mit Migrationshintergrund sind und die Menschen, die hier von Rassismus betroffen sind nicht selten sogar selbst weiß sind.

ich kann mir sehr gut vorstellen, dass im gesellschaftlichen klima der 90er das aufkommen der CRT dafür gesorgt hat, dass stimmen von minderheiten mehr gehör geschenkt wird, was sicher eine gute sache ist. aber forderungen nach der abkehr von legal neutrality und colorblindness in der gesetzgebung sind problematisch und zumindest mal eine wurzel der aktuellen auswüchse.

Insgesamt wirkt die ganze Aufregung um die CRT für mich aber so, als ob man nach der Frankfurter Schule und Kulturmarxismus einen neuen Boogeyman gefunden hat, den man als Angriffsfläche verwenden kann.

sicher wird dieses label gerade von rechten politikern und aktivisten überall draufgeklatscht und regelmäßig sachlich falsch verwendet. am problematischen kern ändert das aber nix.
 
Wobei das im Zweifelsfall soziale Bewegungen und gesellschaftliche Veränderungen unmöglich macht, weil sie aus kollektiven Bestrebungen (und Problemen) individuelle macht.

Das hieße dann salopp statt bspw. gemeinsamen Protests zusammen mit anderen Niedriglöhnern für bessere Arbeitsbedingungen und Lohn eine Beschränkung auf die Arbeitnehmer, die auch noch unzählige andere "Gemeinsamkeiten" teilen. Politisch resultiert das in Wirkungslosigkeit (Und während wir das einerseits in den vergangenen Jahrzehnten häufiger (gerade bei linken AktivistInnen) gesehen haben, zeigen die "Querdenker" auch auf, wie groß eine Bewegung sein kann, wenn sie von vornherein eher inklusiv aufgestellt ist).

du zeigst durch dein querdenker-beispiel doch gerade selbst ganz anschaulich auf, dass man eben keine gemeinsame identität benötigt, um für eine gemeinsame sache einzutreten.
 
Doch, sogar gerade.

Wirkungslos(er) würde sie aber, wenn unzählige weitere Faktoren berücksichtigt würden. Also wenn männliche Querdenker und weibliche Querdenkerinnen nicht zusammen demonstrieren, weil unterschiedliches Geschlecht. Oder Senioren nicht mit Mitt30ern weil andere Generation.

Desto kleinteiliger die "Schubladen" werden, umso kleiner wird logischerweise die Gruppe.

Eine antirassistische Initiative von MigrantInnen wäre bspw. noch eine vergleichsweise grosse "Klammer". Eine antirassistische Initiative, in der sich lediglich in Dörfern und Kleinstädten wohnhafte weiblichen MigrantInnen äthiopischer Herkunft, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, organisieren? Wohl eher nicht.

(Die Querdenkerbewegung funktioniert umgekehrt in gewisser Weise gerade deshalb, weil sie so offen und monothematisch ist: Bauchlinke Hippies laufen da genauso mit wie ReichsbürgerInnen. Die gemeinsame "Klammer" ist vergleichsweise groß)
 
wenn 10% der autofahrer rechts überholen, wird man auf ner längeren autobahnfahrt mit recht hoher wahrscheinlichkeit mindestens einmal rechts überholt. es ist normal, dass PoC rassistische erfahrungen machen, aber es ist nicht normal, deren urheber zu sein. trotzdem werden weiße alleine aufgrund ihrer ethnie als problem dargestellt: “For all the white people listening right now, thinking I am not talking to you, I am looking directly in your eyes and saying, ‘It is you.’” -- das sagt robin diangelo, deren bücher und kurse zur "critical racial & social justice education" weggehen wie warme semmeln.

Ich beziehe mich jetzt hier auf den Text von Delgado und die Basic Tenets: Delgado spricht hier nicht von einem weißen Urheber oder problematisiert Weiße aufgrund ihrer Ethnie, sondern spricht davon dass Rassismus für PoC Normalität ist. Sie erfahren eben nicht nur Rassismus durch andere Individuen, sondern auch durch US-amerikanische Institutionen wie dem öffentlichen Gesundheitssystem, Wohnungs- und Bildungswesen oder auch der Justiz. Männliche Afroamerikaner erhalten beispielsweise längere Haftstrafen, als vergleichbare männliche weiße Straftäter. Von daher finde ich die Aussage, dass Rassismus in den USA normal ist, jetzt nicht grundlegend falsch da PoC durch US-amerikanische Institutionen anders behandelt werden, als weiße US-Amerikaner und diese Andersbehandlung eben auch meistens kein positives Outcome hat.

Kein Plan wer DiAngelo ist und was sie schreibt. Wenn sie aber so kontrovers und polarisierend ist, sollte das aber eigentlich einen nicht verwundern, dass sich ihre Bücher so gut verkaufen.


naja, wieso konnte man denn mit antirassistischer politik sein internationales image aufpolieren? ich nehme mal nicht an, dass es da primär darum ging, was man in afrikanischen ländern, die damals sicher keine große rolle auf der politischen weltbühne hatten, von den usa hält, sondern im globalen westen. und auch die innenpolitik hat eine rolle gespielt, die bürger der usa waren mehrheitlich für den civil rights act von 1964.

Das war ein Beispiel des Autors dafür, was Interest convergence sein soll. Mein Wissen über das konkrete Beispiel hält sich da auch ziemlich in Grenzen. Vielleicht ein greifbareres Beispiel für Interest convergence: Dass es überhaupt zu so einer schnellen Verhandlung und vergleichsmäßig harten Strafe für Derek Chauvin kam, dass sich Konzerne zum Antirassismus bekannt haben und Menschen, die BLM vorher komplett ignoriert haben plötzlich von sich Fotos auf BLM-Demos gemacht und in den sozialen Medien gepostet haben mag darauf zurückzuführen sein, dass Antirassismus sozial akzeptierter bzw. zum Trend wurde. Oder anders gesprochen: Rassismus ist bad optics und sich antirassistisch zu positionieren bringt einem soziale und finanzielle Vorteile. Dabei hat sich die Lage für viele Afroamerikaner aber nicht geändert.

klar wurde und wird rassismus genutzt, um diskriminierung zu rechtfertigen. wie genau ist denn das mit der racial hierarchy zu verstehen? als etwas, das in den köpfen der menschen existiert? woran genau soll sich diese zeigen? mir fehlt da jetzt ein bisschen der kontext.

Puh, gute Frage. Auf den Seiten die ich bisher gelesen habe, geht Delgado darauf gar nicht so ein. Ich denke aber mal, dass damit gemeint ist, dass es eine unterbewusste Hierarchie der Rassen geben soll, die dazu führt, dass du beispielsweise dann eben aufgrundlage dieser Hierarchie unbewusst diskriminierst, obwohl du dich vielleicht sogar antirassistisch positionierst. Ich selber finde die Idee problematisch, weil du Personen im Grunde damit absprichst, nicht-rassistisch sein zu können. Der Race Implicit Association Test hat ja versucht genau das zu messen und zu belegen. Das Paradigma ist aber ziemlich fragwürdig und wie vieles aus der Sozialpsychologie auch nicht super robust. Das ist aber wie gesagt halt auch nur eine Strömung innerhalb der CRT.


das problem bei der intersectionality ist, dass persönliche umstände nur dann als problem anerkannt werden, wenn sie in ein bestimmtes raster passen, sprich wenn sie aus der angehörigkeit zu einer gruppe resultieren, die als diskriminiert definiert wird. juden gehören da offenbar schon mal nicht dazu. aber auch eine lesbische schwarze millionenerbin wird wohl bei den victim olympics vor dem weißen hetero trailer trash typen stehen, dessen vater säuft und dessen mutter krebs hat.

Intersektionalität macht erstmal gar nichts. Es ist ein Framework, um zu verstehen, wie unterschiedliche Eigenschaften einer Person zu verschiedenen wechselwirkenden Diskriminierungsformen führen können. Ein afroamerikanischer Mann wird die Welt anders erleben als eine afroamerikanische Frau. Ich meine, das ist ja eigentlich nicht mal eine sonderlich abgefahrene Idee, dass Menschen auf Grundlage ihrer Eigenschaften und Biographie die Welt anders erleben und damit auch unterschiedliche Diskriminierungsformen erfahren. Darum geht es auch in dem Paper von Kimberle Crenshaw, das als Ursprung der Intersektionalitätstheorie gilt. Da ist von dem was du schreibst (Victim olympics, Opfer nur wenn man in ein bestimmtes Raster passt) nichts zu lesen. Intersektionalität ist am Ende einfach ein Hilfsmittel, um soziale Fragen zu untersuchen.

Ich habe den Eindruck, dass Kritik an Intersektionalität auch meistens nicht die Theorie ansich aufgreift, die ja eher deskriptiv ist, sondern Extremformen der intersektionalen Praxis. Konservative scheinen sich ihre Definition von Intersektionalität auch eher durch freidrehende Studenten und Liberals zu bilden, die sich unüberraschenderweise dann gar nicht mit der Auffassung von Intersektionalität von Crenshaw deckt. Lustigerweise geben selbst die interviewten Konservative nach dem Lesen von Crenshaws Paper zu, dass Intersektionalität eigentlich ziemlich einleuchtend ist.

Ich würde ja sagen, dass diese Extrembeispiele die du gepostet hast eher ein Problem sind, welches von den Leuten ausgeht die sich als intersektionale Aktivisten sehen und nicht von der Intersektonalitätstheorie ansich. Mal abgesehen davon, dass die Kernidee der Intersektionalitätstheorie eigentlich ziemlicher Common sense ist, würdest du ja auch nicht Darwin und der Evolutionstheorie die Verantwortung für den Sozialdarwinismus oder irgendwelchen Euthanasieprogrammen geben, oder?


ich fände es schon auch ziemlich cringe und unsensibel, wenn irgendein malte im kwanzaa-outfit rumäuft, aber wie oft gibt es sowas denn bitte? dreadlocks sind übrigens in vielen kulturen verbreitet, und auch als weißer steigt durch dreads die eigene kreditwürdigkeit nicht unbedingt. bin da eigentlich bei dir, was deinen letzten absatz angeht.

Dreadlocks und irgendwelche Maltes die im Kwanzaa-Outfit rumlaufen finde ich sind da aber auch ungünstige Beispiele. Du hast beispielsweise Leute wie Karl Lagerfeld, die sich u.A. an traditioneller indischer Kleidung bedient haben und überwiegend nicht-indische Models seine Modekollektion präsentiert haben. Oder Gucci, die den Turban der Sikhs übernommen haben um ihn für fast 800$ zu verkaufen. Cultural appropriation kritisiert nun, dass Leute sowohl sozial als auch finanziell von den Kulturgütern von Minderheiten profitieren, ohne dass die betroffenen Minderheiten davon profitieren. Während irgendwelche Fashionikonen dafür gefeiert werden, dass sie Turban tragen, werden Sikhs dafür aber weiterhin diskriminiert.

vielleicht ist es in deutschland noch nicht so weit, in den usa werden weiße bereits gelegentlich von veranstaltungen im umfeld von unis ausgeschlossen.

Ja, und wie wird weißen US-Amerikaner jetzt dadurch verboten, sich über Rassismus zu äußern? Da dürfen Weiße halt nicht zum feministischen PoC-Lesekreis gehen. Ist ja nicht so, als gäbe es nicht 1000 andere Plattformen, auf denen sie dann ihre Hot takes erzählen können. Sowas ähnliches gab's bei uns an der Uni auch schon und es hätte mich nicht weniger jucken können. Was soll ich denn bitte auch auf einer Veranstaltung, die sich an feministische Frauen richtet, auf denen sie über ihre Erfahrungen reden wollen lel


ich kann mir sehr gut vorstellen, dass im gesellschaftlichen klima der 90er das aufkommen der CRT dafür gesorgt hat, dass stimmen von minderheiten mehr gehör geschenkt wird, was sicher eine gute sache ist. aber forderungen nach der abkehr von legal neutrality und colorblindness in der gesetzgebung sind problematisch und zumindest mal eine wurzel der aktuellen auswüchse.
Wo wird denn dazu aufgefordert, Legal Neutrality und Color blindness aus der Gesetzgebung zu tilgen? Kein Plan was Legal neutrality ist, ich habe dazu jetzt Law of neutrality gefunden, was für mich im Kontext von CRT aber recht wenig Sinn ergibt. CRT kritisiert Color blindness vor allem dahingehend, dass es ein Konzept ist, das nicht realisiert wird. PoC sind vor dem Gesetz rein formal gleichgestellt, aber offensichtlich handeln die entsprechenden Institutionen nicht so, sondern behandeln PoC und weiße US-Amerikaner anders. Das Gesetz ist also nicht farbenblind und objektiv, sondern stark verzerrt in Richtung Bevorzugung von weißen US-Amerikanern.
 
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Rudy im Vollsuff am Ausflippen

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What is Eviction Defense, and How Can It Help Renters During The Pandemic?​

Now that the US Supreme Court has blocked the CDC’s eviction moratorium, millions of renters across the United States are facing potential homelessness and financial ruin amidst the resurgent COVID-19 pandemic.
Combined with the recent termination of federal unemployment benefits, the ending of the moratorium marks a new period of vulnerability for many Americans who have struggled to pay rent and afford basic necessities during the pandemic.

“It's not going to be explosive. It's going to be death by a thousand cuts," said Leonardo Vilchis, a volunteer with the Los Angeles Tenants Union.
Financial analysts estimate that anywhere from several million to 40 million people may soon be forced out of their homes. With most state eviction moratoriums also expiring, advocates and health experts now fear an unprecedented wave of evictions that will drive up unhoused populations while creating conditions that increase the spread of COVID-19.


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