Okay, was sehe ich da und was hat das jetzt mit CRT zu tun? Was hat das mit dem zu tun, was
@xStrikerx da zitiert hat? Das klingt jetzt erstmal ziemlich unaufregend und nicht nach etwas, das sonderlich skandalös ist. Du scheinst ja zu wissen, was CRT ist, da du dazu ja eine starke Meinung hast. Was postuliert die CRT, was so gesellschafts spaltend sein soll?
ich versuch mich mal an einer antwort auf die 6 "basic tenets" der CRT laut dem link von
@xStrikerx
(1) Race is socially constructed, not biologically natural.
das ist in meinen augen eine falsche dichothomie.
race ist ein soziales konstrukt, das unter anderem auf biologischen gegebenheiten aufbaut.
(2) Racism in the United States is normal, not aberrational: it is the common, ordinary experience of most people of colour.
das ist mir zu wenig differenziert. ja, quasi jeder PoC erlebt rassismus im alltag. dieser geht aber, wenn man nicht jede unabsichtliche
microaggression mitzählt, von einer minderheit an eben nicht normalen rassisten aus. dadurch wird rassismus nicht normalisiert. quasi jeder autofahrer wurde auf der autobahn schon rechts überholt, trotzdem ist rechts überholen nicht
normal.
(3) Owing to what critical race theorists call “interest convergence” or “material determinism,” legal advances (or setbacks) for people of colour tend to serve the interests of dominant white groups. Thus, the racial hierarchy that characterizes American society may be unaffected or even reinforced by ostensible improvements in the legal status of oppressed or exploited people.
worum geht es da? dass weiße nordstaatler im bürgerkrieg gegen die sklaverei waren, weil die märkte mit plantagenprodukten aus der sklaverei geflutet wurden? dass institutionen durch die abschaffung von segregated bathrooms ressourcen sparen wollten? es gibt in jeder geschichtlichen entwicklung multiple akteure mit multiplen interessen. deshalb sollte man sich da nicht in details verfranzen, sondern das big picture betrachten. in den usa gibt es zum ersten mal in der geschichte 4 schwarze senatoren gleichzeitig, die vizepräsidentin ist schwarz. 2019 waren 10% der neuen board members von fortune 500 companies schwarz. natürlich ist das ende der fahnenstange nicht erreicht, aber die
racial hierarchy, die zu zeiten der bürgerrechtsbewegung geherrscht hat, existiert so nicht mehr.
(4) Members of minority groups periodically undergo “differential racialization,” or the attribution to them of varying sets of negative stereotypes, again depending on the needs or interests of whites.
racial stereotypes gibt es, ihre prävalenz unterliegt sicherlich auch gewissen schwankungen. aber das gilt in alle richtungen, es gibt nicht nur stereotype von weißen gegenüber nicht-weißen, sondern auch in allen möglichen anderen relationen, nicht zuletzt gegenüber angehörigen derjenigen
race, der man selbst angehört.
(5) According to the thesis of “intersectionality” or “antiessentialism,” no individual can be adequately identified by membership in a single group. An African American person, for example, may also identify as a woman, a lesbian, a feminist, a Christian, and so on.
dieser
intersectionalism erstaunt mich echt immer wieder. diese ganze theorie ist logisch einfach 5 zentimeter vor dem extrem naheliegenden schluss stehen geblieben, dass menschen nun mal unterschiedlich sind und man sie dann eben vielleicht zuallererst mal als individuen wahrnehmen sollte, die in erster linie für sich selbst sprechen können, anstatt irgendwelche regeln oder punktesysteme anhand von gruppenzugehörigkeiten zu erfinden.
Finally, (6) the “voice of colour” thesis holds that people of colour are uniquely qualified to speak on behalf of other members of their group (or groups) regarding the forms and effects of racism. This consensus has led to the growth of the “legal story telling” movement, which argues that the self-expressed views of victims of racism and other forms of oppression provide essential insight into the nature of the legal system.
es ist wichtig und richtig, leuten zuzuhören und sie grundsätzlich erst einmal ernst zu nehmen. manche individuellen erfahrungen sind auch durchaus zu einem bestimmten grad verallgemeinerbar auf angehörige von bestimmten gruppen. aber das ist nicht per se so, das kann auch gar nicht sein, ansonsten müssten z.b. alle schwarzen immer einer meinung sein, damit es nicht zu einem logischen widerspruch kommt.
all das läuft in der realität immer wieder darauf hinaus, dass eine kritische auseinandersetzung mit den aussagen von
voices of color nicht stattfindet, da
nicht-betroffene angeblich nicht mitreden können und daher nicht mitreden dürfen. der status als opfer wird mit einer gewissen retaliativen macht verknüpft, die auf manche menschen natürlich sehr anziehend wirkt und das aufbauschen von lappalien mit sich bringt. auf diese weise werden immer mehr verhaltensweisen je nach ethnie des handelnden tabuisiert: als weißer dreadlocks tragen?
cultural appropriation! als weißer "dreadlocks" sagen? kolonialistischer stereotyp!
letzten endes hat das eine immer stärkere spaltung der gesellschaft zur folge, und zwar nicht nur zwischen PoC und weißen, die mit unterschiedlichen rechten in bezug darauf, was sie sagen dürfen und welche beachtung ihren aussagen geschenkt wird, ausgestattet werden, sondern auch zwischen einer
woken bildungsbürgerlichen elite, die die akzeptanz des CRT-regelwerks als läuterungsritual für zwei flugreisen im jahr und die eigene aktive teilnahme an der gentrifizierung irgendeines hippen stadtteils sieht und dem rest der gesellschaft, der keine lust auf entmündigung hat. parlamentarisch hat das ganze eine verschiebung nach rechts zur folge, da wohl kaum jemand, der nicht eh schon links der mitte wählt, anhänger der CRT ist, wohingegen die CRT nicht wenige ansonsten eher links zu verortende wähler abschreckt, nicht zuletzt aus der arbeiterklasse.