"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Das Ableben des Künstlers schmerzt mich noch immer, aber das ist okay, denn was bleibt, ist seine Musik. Die Liebe zur Musik ist auch etwas, das uns alle irgendwie miteinander verbindet, denn sie begleitet einen jeden das gesamte Leben hindurch. Wie oft hat sie uns durch schwierige Zeiten gebracht, uns ein Lächeln auf die Lippen gezaubert oder unsere Laune gehoben? Wir alle haben Lieder, die uns immer wieder begeistern – "Objects in the Mirror" von Mac Miller, das auf dem Album "Watching Movies With The Sound Off" zu finden ist, ist für mich so eines.
Es kann schon einer Sucht gleichen, gespannt auf neuen Output von Künstlern zu warten. Aber auch umgekehrt, wie Künstler sich in ihrem Schaffen verlieren können – angetrieben von ihrer eigenen Kreativität. Beim ersten Hören der Lyrics von "Objects in the Mirror" könnte man meinen, es ginge um eine Frau, die Mac Miller für sich gewinnen möchte. Der Song verbindet jedoch die beiden größten Süchte des Rappers: Drogen und Musik. Vielleicht ist es mein unterschwelliger Optimismus, aber für mich stellt der Track größtenteils eine Ode an die Musik dar, die mit Attributen umschrieben wird, welche man auch einer Geliebten zuordnen könnte. Genau das ist es, was mich daran so fasziniert, denn letztendlich ist Musik bei vielen von uns so präsent wie ein Partner, der uns begleitet und für uns da ist. Wir können uns in ihr verlieren, sie fängt uns auf, macht uns nachdenklich und kann binnen Minuten über unseren Gemütszustand entscheiden. Manchmal möchten wir sie nur für uns haben und mit ihr in unserer eigenen Welt leben. Und genau das können auch Drogen tun. Die vermeintlich positive Wirkung kann all diese schönen Emotionen in uns auslösen, wodurch der Track – von einer Pharrell Williams-Produktion optimal untermalt – für mich zwei wichtige Themen aus dem Leben von Mac Miller ideal miteinander verbindet.
"Objects in the Mirror" lässt mich nicht nur aufhorchen, was Zeilen und Aussagen wie "I never thought that it would feel this way. You never taught me how to heal the pain" betrifft. Der Song gibt mir auch einen tieferen Einblick in die Gefühlswelt vom Pittsburgher. Was genau es mit dem Titel auf sich hat, bleibt hier aber offen. Um das herauszufinden, sollte man in den viereinhalb Minuten genau hinhören – und das lege ich hiermit abschließend jedem ans Herz, der das liest.
(Laila Drewes)