Bevor wir uns mit Pfandflaschen anstellen …
Siehst du uns eher in der Anstalt in Handschellen.
Ich wurde auf Mosh36 erstmals durch ein Musikvideo der 187 Strassenbande aufmerksam. Schon auf "Liebe meines Lebens" bestach der Berliner mit sauberen und immens langen Reimketten. Seinen harten Straßenrap brachte er mit sicherem Timing und routiniertem Flow auf den Beat. An der Technik mangelte es dem Rapper keineswegs. Damit fand Mosh einigen Anklang in der Szene und schaffte es im Februar 2015 mit seinem dritten Album sogar in die Top 10 der deutschen Albumcharts. Nur ein halbes Jahr später meldet er sich mit einem etwas kleineren Projekt zurück: Die "Lucky No. 7 EP".
Mit nicht einmal einer Laufzeit von 20 Minuten ist das Release ein eher kurzes Vergnügen. Doch schnell wird klar, dass die reduzierte Dauer nur positiv zum Gesamteindruck der Platte beiträgt. Denn auf Albumlänge hätte Moshs Herangehensweise auf keinen Fall funktioniert. Schon bei den sieben Tracks der EP macht sich eine Themenarmut bemerkbar, die leider bei allen Rapskills und Gastbeiträgen nicht ausgeglichen werden kann. Das Intro beginnt mit absolutem Streetrap-Usus: Vom gepitchten Sample-Beat über die klassischen und uninspirierten Representer-Lines – an keiner Stelle bricht Mosh mit dem Standard-Schema. Dies kann man leider auch von fast allen verbleibenden Tracks sagen. Lediglich "Irrenhaus Rap" mit Olexesh versucht mit einem Storytelling-Ansatz in Richtung Horrorgeschichte, den Einheitsbrei etwas zu durchbrechen. Doch leider verliert der blutige Track schon beim zweiten Hören seine Spannung und somit auch den Reiz. Die restlichen Lieder haben ein ähnliches Problem. Wenig von dem, was der Kreuzberger rappt, bleibt hängen, vieles sind bloße Floskeln über das Leben am Block, die man schon unzählige Male gehört hat. Features wie Hanybal, Milonair oder Olexesh liefern zwar gute Parts ab, stehlen Mosh36 damit aber eher die Show, als dass sie das Release wirklich bereichern.
Keine Frage, Mosh kann krass rappen und beweist dies auf der "Lucky No. 7 EP" auch einige Male. Doch reine Technik verbunden mit gewohnter Straßenrapkost führt nicht zum Erfolg. Schon auf der kurzen Laufzeit des Releases kommt Langeweile auf, im Gedächtnis bleibt wenig. Der Berliner schafft es nicht wirklich, eine interessante Atmosphäre aufzubauen – Beats, Raps und Themen sind repetitiv und reizlos. Insgesamt wirkt das Release wie ein zusammengewürfelter Haufen von Tracks, auf denen einfach drauflos gerappt wurde. Für das nächste größere Projekt sollten noch einige Schrauben an der Konzeption und der Schlüssigkeit des Sounds gedreht werden. Denn die Voraussetzungen für guten Rap hat Mosh36 allemal.
(Florian Peking)
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