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Kritik

Manuellsen – Killemall

Und wir wer­den von den Schmer­zen verfolgt.
Man, die Fas­sa­de sagt 'Abschaum', doch die Her­zen sind Gold …

Manu­ell­sen ist schon ewig dabei. Damals in Eko Freshs Video zu "Die Abrech­nung" fiel mir der Hüne zum ers­ten Mal auf. Seit­dem lief es für den Mül­hei­mer nicht immer opti­mal. Obwohl das Arbeits­tier Alben wie am Fließ­band pro­du­zier­te, woll­te es mit dem Durch­bruch nicht so recht klap­pen. Manu­ell­sen besitzt wohl eine der bes­ten R’n’B-Stimmen des Lan­des und trotz­dem blieb der gro­ße Erfolg aus. Viel­leicht lag es dar­an, dass die Mischung aus har­tem Stra­ßen­rap und aal­glat­tem Rhythm and Blues zu inkon­se­quent war, viel­leicht aber über­for­der­te sie auch die Hörer­schaft. Der Rap­per denkt jeden­falls gar nicht dar­an, auf­zu­ge­ben und mel­det sich ordent­lich stin­kig auf den Rest zurück – das ist "Kil­le­mall".

Auf bei­na­he jedem Track der Plat­te spürt man die Wut in Manu­ell­sen. Böse Zun­gen könn­ten behaup­ten, er klin­ge ver­bit­tert. Doch durch sei­ne selbst­be­wuss­te und zuwei­len auch emo­tio­na­le Vor­trags­wei­se erscheint M.Bilals aggres­si­ve Grund­hal­tung auf "Kil­le­mal" eher bis­sig und hung­rig. Beson­de­re Äuße­rung fin­det Manu­ell­sens Aggres­si­vi­tät immer wie­der in Sei­ten­hie­ben gegen diver­se Rap­kol­le­gen. Beson­ders Fler und alle, die im Dunst­kreis von Bushi­do ste­hen, haben es dem Mül­hei­mer ange­tan. Wäh­rend "Gerüch­te 2.0" eher wie blo­ßes Name­drop­ping daher­kommt, könn­te man "Tun­nel­blick" schon fast als wasch­ech­ten Dis­strack bezeich­nen. Voll­ge­packt mit Andeu­tun­gen fein­det Manu­ell­sen hier in bru­ta­ler Wei­se neben Bushi­do und Fler auch Shin­dy an. Wes­halb er so ein gro­ßes Pro­blem mit den Rap­pern hat, lässt er jedoch offen, was das Gan­ze etwas sub­stanz­los und unnö­tig erschei­nen lässt. Zum Glück zieht Manu die har­te Diss-​Schiene nicht auf all­zu vie­len Tracks durch. Der Musi­ker packt statt­des­sen ein bun­tes Pot­pour­ri aus ver­schie­dens­ten Ein­flüs­sen auf "Kil­le­mal": So fin­den sich aus­ge­flipp­te Syn­thie­ban­ger ("Hard­li­ne") genau­so wie neu­zeit­li­ches Trap-​Gedudel ("Kil­le­mal"). Und nach­denk­li­che Lyrics kom­men eben­falls nicht zu kurz. Lei­der schraubt Manu­ell­sen den Gesangs­an­teil auf dem Album merk­lich zurück und redu­ziert sei­ne Fähig­keit als Sän­ger fast immer nur auf ein ein­fa­ches Hook-​Stilmittel. R'n'B-Fans kom­men mit "Kil­le­mal" jeden­falls nicht auf ihre Kosten.

Text­lich über­spannt Manu­ell­sen häu­fig den Bogen. Pathos­ge­tränkt erzählt er von sei­nem Strugg­le oder ergibt sich völ­lig den übli­chen Stra­ßen­flos­keln über Ehre und Stolz. Er hat sei­nen eige­nen Rap­stil und weiß die­sen auch gut zu ver­mit­teln. Zwar über­treibt Manu­ell­sen ger­ne, ist aber trotz­dem authen­tisch. Was der Rap­per sagt, möch­te man auf­grund sei­ner Vor­trags­wei­se auch glau­ben. Doch das, was der Hüne aus Mül­heim auf dem düs­te­ren "Kil­le­mal" erzählt, sind sel­ten neue Gedan­ken­an­stö­ße oder fri­sche Lines, wes­halb so gut wie nie wirk­lich etwas hän­gen blei­ben will.

(Flo­ri­an Peking)

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