Ich so: 'Spiel mal echten HipHop, so wie Biggie!'
Doch acht Tequila später: '30 Grad, MC Fitti' …
"Derbe". Ein erstes Augenrollen, noch bevor das neueste Werk Dennis Lisks überhaupt angespielt wird. Nun gut, als Hamburger ist der Titel bestimmt irgendwie zu rechtfertigen. Um allen Nicht-Hamburgern auszuhelfen: "Derbe" ist laut Duden besonders in der Jugendsprache gebräuchlich und bedeutet soviel wie "hervorragend" oder "super". Warum das so wichtig ist? Na ja, weil der Titel vielleicht etwas fehlleitend ist.
Aber fangen wir vorne an: Ja, die Platte ist gut produziert. Und ja … irgendwie war es das für mich dann auch schon. Ich fühle mich schlicht und ergreifend unwohl bei Titeln wie "#Derbe" oder Zeilen wie "Neuer Denyolo-Track. Real shit – das Leben ist kein Holodeck" ("Space Jam"). Das können Leute bestimmt mögen, aber das ist schlicht und ergreifend nicht mein Film. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie es präsentiert wird. Mir fehlt einfach die Authentizität dahinter, wenn das frühere Vorbild Denyo wie ein spätpubertärer Hipster daherkommt. Dieses Unwohlsein bleibt größtenteils omnipräsent und ich fühle mich häufig so, als ob der erwachsene Mann, der sich hier präsentiert, viel zu oft ein Schauspiel darbietet. Dabei geht es doch auch anders – und deutlich besser wohlgemerkt. Auf "Papa Denyo" zum Beispiel findet ein authentisches Gespräch zwischen Denyo und seinem Kind statt. Das ist nicht nur glaubwürdig – das klingt auch gut. Gerade diese klangtechnischen Höhepunkte gibt es im Allgemeinen leider viel zu selten und treten dann oft nur passagenweise auf. Da wäre allerdings zum Beispiel die grandiose Pre-Hook und Hook von "Gegenwind", Torchs Hook auf "Papa Denyo" oder der "Elbtunnelblick" im Ganzen.
Ich bin mir sicher: Wären diese Höhepunkte häufiger vertreten, hätte mich das Werk irgendwie beeindruckt. So bleibt mir allerdings leider viel zu oft zu wenig Echtes und Glaubwürdiges übrig. Das Album kommt zum Stillstand und ich bin mir einfach nicht sicher, ob Denyo wirklich zwanghaft versucht, jugendlich zu wirken, oder ob ich einfach so weit von der Zielgruppe entfernt liege, wie es nur irgendwie möglich ist.
(Lukas Maier)
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