"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
The Notorious B.I.G. aka Biggie Smalls aka Big Poppa aka Christopher George Latore Wallace – aka einer der wohl größten Rapper aller Zeiten. Genauso legendär wie der New Yorker MC selbst ist sein am 13. September 1994 erschienenes Debütalbum "Ready to Die".
Releast im "Second Golden Age" des Raps wurde das Masterpiece des aus Brooklyn stammenden Rappers bisher über sechs Millionen Mal verkauft und mit sechsfach Platin ausgezeichnet. Mit "Ready to Die" schaffte es Biggie also nicht nur, das Augenmerk der Szene auf die Eastcoast zu richten, sondern auch ein weltweit breites Publikum für sich zu gewinnen. Schon der Albumtitel macht die Attitude des bis heute gefeierten Masterminds deutlich: "Ready to Die" – eine Platte, um mit der Szene aufzuräumen, ein ganzes Genre nachhaltig zu prägen und Klassiker für die Ewigkeit zu liefern. Und das tat er – mit damals 22 Jahren. Biggies Lyrics: Geschichten aus seiner Zeit als Gangster auf den Straßen, geprägt von Armut, Familienproblemen, Gewalt und dem protzigen Showgeschäft. Dazu bedingungsloser Rap und mainstreamtauglicher Sound mit eingängigen Hooks wie bei "Juicy" oder "Big Poppa" – ein Erfolgsrezept, das dem Image des harten Straßenrappers nie einen Abbruch tat, sondern ihn noch facettenreicher als Künstler zeigte. Neben Puff Daddy waren für die Produktion echte Legenden wie Easy Mo Bee, DJ Premier, Lord Finesse und Chucky Thompson zuständig. Dass Funk dabei eine große Inspirationsquelle war, zeigen schon die Adlibs auf "Machine Gun Funk": "I live for the funk, I die for the funk". Außerdem fanden zahlreiche Funk-Samples wie Isaac Hayes' "Walk on By" auf "Warning" etwa ihren Platz, aber auch HipHop-Klassiker wie beispielsweise "Check Yo Self" von Ice Cube und Das EFX auf "Respect" durften nicht fehlen.
Die Beats on point, die Stimme rough und melodisch, der Flow makellos, Biggies Vibe unbezahlbar: "Ready to Die" gilt bis heute als eines der stilprägendsten Alben der HipHop-Geschichte. Der King of New York war mit 22 Jahren schon "ready to die", was nur drei Jahre später viel zu früh Wirklichkeit wurde. Für so viel Rap-Gold in so kurzer Zeit kann man nur Danke sagen. Rest in Peace, Big Poppa.
(Melanie Floßmann)