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Plattenkiste

Slowy x Niko – Terrorzellen

Egal, ob Album, Gratis-​Mixtape oder Lieb­lings­song – in unse­rer "Plat­ten­kis­te" stel­len wir Euch regel­mä­ßig die Per­len unse­rer redak­ti­ons­in­ter­nen Samm­lun­gen vor. Die­ses Mal: Slo­wy x Niko mit "Ter­ror­zel­len".

"Was?! Du kennst das nicht? Sekun­de, ich such' dir das mal raus." Und schon öff­net sich die Plat­ten­kis­te. Wer kennt die­sen Moment nicht? Man redet über Musik und auf ein­mal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzu­fan­gen weiß. Und plötz­lich hagelt es Lob­prei­sun­gen, Hass­ti­ra­den oder Anek­do­ten. Gera­de dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwär­men ver­fällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das The­ma wich­tig ist, bit­tet man nicht all­zu sel­ten um eine Kost­pro­be. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Per­son so sehr am Her­zen zu lie­gen scheint. In die­sem Fall – was uns so sehr am Her­zen liegt: Ein Aus­zug aus der Musik, mit der wir etwas ver­bin­den, die wir fei­ern, die uns berührt. Ein Griff in unse­re Plat­ten­kis­te eben.

 

Ja, inzwi­schen haben wir alle akzep­tiert, dass weder Slo­wy noch Elo­quent wei­ter­hin die Boom bap-​Gallier im römi­schen Deutsch­trap sind. Den­noch hat es auch mich anfangs scho­ckiert, als Slo­wy nach drei Alben mit 12Vince plötz­lich auf einem drip­py Beat vol­ler 808 Drums von dem mir bis dato unbe­kann­ten Niko daher kam. Doch trotz anfäng­li­cher Skep­sis hör­te ich das kom­plet­te Album "Durch die Nacht" und es gefiel mir nicht nur musi­ka­lisch, son­dern vor allem inhaltlich.

Beson­ders hän­gen blieb dabei "Ter­ror­zel­len". Der Track bringt so gut auf den Punkt, was mir in den letz­ten Jah­ren so hart gegen den Strich ging: "Selbst­ge­rech­te Pres­se­re­dak­teu­re bedie­nen rech­te Het­ze. Sei's poli­tisch, sei's für Pro­fit – ihr seid echt das Letz­te!" Slo­wy redet sich hier ein­fach knapp drei Minu­ten von der See­le, was er von der BILD und deren Kol­le­gen hält. Klar, wie in der Hook pro­pa­giert die Ver­lags­ge­bäu­de nie­der­zu­bren­nen, ist etwas unrea­lis­tisch. Und ja, wei­te­re Vor­schlä­ge, was man gegen den Axel Springer-​Verlag tun könn­te, bringt der Ham­bur­ger nicht. Aber das muss er auch nicht. Es ist schon ange­nehm, wenn jemand mal sei­ne Stim­me erhebt und laut aus­spricht, wie stark eini­ge Medi­en Hass und Gewalt för­dern. Das Gan­ze rappt er gewohnt rou­ti­niert auf dem für ihn so neu­en Ter­rain. Für die­sen Track hat Niko näm­lich einen Beat gezau­bert, der drill­mä­ßig nach vor­ne geht, aber gleich­zei­tig mas­siv die tris­te Stim­mung des Inhalts unter­malt. Letz­te­res liegt allem vor­an an dem melan­cho­lisch klin­gen­den Sam­ple eines Blas­in­stru­ments, wel­ches den Beat trägt. Kein Stück Boom bap, aber trotz­dem ein äußerst star­kes Zusam­men­spiel, da Slo­wys Stim­me auch hier per­fekt auf das Instru­men­tal passt.

Kurz und knapp war spä­tes­tens mit die­sem Titel mei­ne Skep­sis gegen­über dem neu­en Weg des ehe­ma­li­gen Oldschool-​Verfechters gänz­lich ver­flo­gen. Slo­wy steht auch das moder­ne Gewand sehr gut und der Inhalt ist gewohnt hef­tig. "Ter­ror­zel­len" spricht wie­der mal ein The­ma an, das viel zu weni­ge anspre­chen. Und das auf hohem Niveau.

(Lukas Päck­ert)