"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Obwohl Eli Preiss gerade mal Anfang 20 ist, geht sie ihren musikalischen Weg schon recht lange. Bereits als Teenagerin nahm sie am österreichischen "Kiddy Contest" teil und sang auf Deutsch übersetzte Pop-Hits. 2018 veröffentlichte sie ihre erste EP auf Englisch, wechselte zwei Jahre später jedoch wieder ins Deutsche. Zudem wurde ihre Musik, die bisher vor allem von R 'n' B geprägt war, raplastiger. Auf ihrer im letzten Jahr erschienenen EP "WIE ICH BLEIB" perfektioniert sie ihren Stil und vereint persönliche Themen mit einer gesunden Antihaltung.
"Bin im Kopf nur ein Kind, glaub', dass es so bleibt", rappt die Wienerin auf dem titelgebenden ersten Track der EP. Passend zur Zeile stellt sie auf dem Cover der Veröffentlichung ein altes Kindheitsbild nach. In ihren Songs macht sie klar, dass sie nichts von Hypes oder gesellschaftlichen Erwartungen hält. "Ich schütte mein Herz auf Papier und mal' meine Welt lieber selbst", heißt es auf "Taugenichts". Besonders schön ist, dass Eli auch Persönliches preisgibt. So erfährt man etwas über ihre Beziehung zu ihren getrennten Eltern: Während sie, ohne Studium, für ihren Vater ein "Taugenichts" ist, steht ihre Mutter bei jeder ihrer Shows auf der Gästeliste. Wie viel Elis Mutter ihr bedeutet, sieht man schon im Titel des Songs "Danke Mami", "Misses Preiss" spielt im zugehörigen Video sogar selbst mit. Einige Tracks der EP haben absolutes Ohrwurm-Potenzial. Am meisten bleibt mir nach jedem Hören die Hook aus "Nimmasatt" im Gedächtnis: "Ich hab' so viel Hunger, ich pass' nicht mehr in die Jeans." Auf dem Song gibt sich außerdem makko die Ehre, der neben beslik meister der zweite Feature-Gast der Veröffentlichung ist.
Eli Preiss ist mit "WIE ICH BLEIB" angekommen, sowohl musikalisch als auch menschlich: "War lange, wer ich nicht sein wollte, bin endlich bei mir", singt sie im letzten Track. Ihr charakteristischer Stil aus entspanntem Sprechgesang und minimalistischen, melodischen Trap-Beats macht Lust auf mehr.
(Tim Herr)