Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Das 2009 erschienene Album "Versager ohne Zukunft" von Kamp & Whizz Vienna gehört völlig zurecht zu den bedeutendsten Rap-Alben aus Österreich. Die 19 Tracks voller Geschichten über selbstzerstörerische Beziehungen, Alkoholexzesse und Selbstzweifel sind erstaunlich gut gealtert. Für die Produktion des Albums wurden einige spannende Samples gepickt – so auch für den Song "Malinkaya (Don't Go)".
"I gave you all of my love. But you treated me like a fool", sind die ersten Worte, die ertönen, wenn der Track beginnt. Verwendet wurde hier ein Sample des Künstlers Joe Simon. Zwischen 1965 und 1981 landete der US-amerikanische Soul- und R 'n' B-Sänger eine Chartplatzierung nach der anderen und zählte zu den erfolgreichsten Artists seines Genres. Kein Wunder also, dass neben Kamp & Whizz Vienna bereits Legenden wie OutKast, Ghostface Killah oder KRS-One die Musik von Simon als einen Baustein für ihre eigenen Tracks genutzt haben. Aus dem Song "Your Time To Cry" sampelte Producer Whizz Vienna kurze Zitate, die im Tempo verändert und immer wieder zwischen den Lines eingesetzt wurden. Inhaltlich harmonieren die Storys beider Songs perfekt – das Gefühl von verlorener Liebe und Herzschmerz wird von Simon und Kamp gleichermaßen erfolgreich transportiert. Die Drums, die das Sample unterstützen, sorgen für einen klassischen Kopfnicker-Beat. Lines wie "Nora, glaub mir, das hier fühlt sich an wie 'n Horrortrip. Ich hab' dich fortgeschickt, doch sitz' jetzt hier und frag' mich nur noch, was mit Nora ist" oder "Kampinger, Kampinger, entweder Differenzen klären oder Benzos werfen, temporär" bekommen dadurch deutlich mehr Leichtigkeit.
Die Geschichten des Albums werden dem Titel "Versager ohne Zukunft" allemal gerecht. Musikalisch gesehen haben Kamp & Whizz Vienna jedoch alles andere als versagt und einen wertvollen Teil zur deutschsprachigen HipHop-Geschichte beigetragen.
(Johanna Kaatz)
(Grafik von Daniel Fersch)