Karate Andi – ASAP KOTTI
Pack' meine Füße auf den Kneipentisch.
Und fühl' mich endlich frei, denn die Gefühle haben Schweigepflicht.
Lange ist's her: 2016 chartete Karate Andi mit seinem Zweitlingswerk "Turbo" auf Platz 2 der deutschen Charts. Zuvor hatte er bei Selfmade Records unterschrieben – die Karriere nahm Fahrt auf. Seitdem hat man aber nur wenig vom selbsternannten "Boss vom Hinterhof" gehört. Wurden in den Jahren nach dem Erfolg bloß palettenweise Billigbier und weiße Pülverchen konsumiert? Nicht ganz, denn der Göttinger nutzte die Zeit auch für neue Musik. Sein aktuelles Album trägt den Namen "ASAP KOTTI".
Der auf den ersten Blick wenig inspirierte Titel passt eigentlich ziemlich gut. Wie bei A$AP Rocky geht es auch bei Karate Andi hauptsächlich um Style. Statt in New York hängt er im schmutzigen Berliner Kiez und statt mit Designermode wird mit dem "Nokia 3210" geprotzt. Assi als feierbarer Lebensstil: Das ist nach wie vor eine entscheidende Säule in Andis Musik und er verkörpert sie noch immer überzeugend mit jeder Menge verschrobenem Humor. Fast noch wichtiger ist aber eine andere Komponente: Der Rapper ist durch und durch ein Battle-MC. Dementsprechend beleidigt er auf möglichst grobe Weise sein Gegenüber. Verbale Attacken gegen Mütter und Freundinnen sind ebenfalls in allen Variationen vorhanden. Die Punchlines reichen dabei von kreativ über eklig bis hin zu einfach nur stumpf. Karate Andis Attitüde ist unterhaltsam und ganz bewusst ohne viel Tiefgang. Trotzdem kann der Rapper den Entertainment-Faktor nicht über die komplette Laufzeit aufrecht erhalten. Der Grund: Inhaltlich, aber auch in der Vortragsweise wird es schnell repetitiv. Er ist technisch versiert, aber sein Flow und seine Betonungen bieten wenig Abwechslung. Wie er eine Strophe anfängt, so beendet er sie auch meist. Hinzu kommt so mancher Zweckreim, der der Eckkneipen-Stimmung ein jähes, albernes Ende setzt.
Obwohl "ASAP KOTTI" nur eine halbe Stunde lang ist, zeigen sich einige Ermüdungserscheinungen. Dennoch besitzt Andis drittes Album alle Vorzüge seiner bisherigen Musik. Es ist eine solide Battlerap-Platte, bei der so manche abstruse Punchline einen laut auflachen lässt.
(Florian Peking)