Wie konntet ihr den Fehler machen …
Und diese Bestie hungrig aus dem Käfig lassen?
Letztes Jahr hat er sich noch Deutschraps "Skalp" geholt. Jetzt ist er zurück, um die Szene als "Geist" heimzusuchen. OG Keemo ist brutal, seine Musik kompromisslos in den Inhalten und lupenrein in der Technik. Viele haben von seinem neuen Release nicht weniger als das Deutschrap-Album des Jahres erwartet. Große Hoffnungen – kann der Mannheimer sie erfüllen?
Das Grills-verzierte Grinsen auf dem Cover der Platte verrät es schon: Keemo Sabe ist siegessicher und weiß genau, was er tut. Auf "Geist" zeigt sich der Rapper in absoluter Bestform. Wortgewaltig brettert der "Zulu-Krieger" über die Beats. Das Leben in der "Siedlung", das Niederschmettern der Feinde, die Narben der Vergangenheit: All das beschreibt er auf einmalige Weise. Mal sind seine Worte so brutal, dass man sich fast ekeln will, dann wieder so cool, dass man sich nur vom Zuhören selbst überlebensgroß fühlt. Keemos Texte zeugen von einer einzigartigen Formulierungsgabe, mit der er im deutschen Rap klar hervorsticht. Hinzu kommt die wahnsinnige Technik. Der Künstler scheut sich nicht davor, die exzellenten Beats von Funkvater Frank regelrecht zu ermorden. Jeder Reim, jede Adlib, jeder Wechsel im Flow sitzt an der perfekten Stelle – und doch ist nichts davon vorhersehbar. Mit einer raptechnischen Killer-Mentalität lotet OG Keemo die Möglichkeiten eines jeden Beats aus, um seine Tracks noch wuchtiger und mitreißender zu gestalten. Besagte Instrumentals sind aber auch allein schon eine Klasse für sich. Aus Soul-Samples, verschwurbelten Loops, Boom bap- und Trap-Elementen zaubert Funkvater Frank Stücke, die in Sachen Mächtigkeit dem Protagonisten in nichts nachstehen. Hier hat sich ein wahres Dreamteam gefunden.
Es gäbe noch viel über "Geist" zu sagen. Zum Beispiel, dass Keemo mit den persönlicheren Tracks wie "Outro" oder "Nebel" seiner ohnehin vielfältigen Musik noch eine weitere spannende Ebene hinzufügt. Stattdessen gibt es aber an dieser Stelle nur noch die folgende Empfehlung: Jeder, der sich auch nur halbwegs für deutschen Rap interessiert, sollte sich zumindest einmal mit OG Keemo beschäftigen und dieses Album anhören.
(Florian Peking)