Nie gecheckt, was man trägt, um dabei zu sein.
Doch am Ende ist eine Gang auch nur ein scheiß Verein.
Wer schon länger deutschen HipHop hört, dem ist Fiva möglicherweise ein Begriff. Die Münchnerin tourte bereits mit MC Rene und Fettes Brot, spittete mit Kool Savas und lieferte seit ihrem Debüt 2002 ganze sechs Alben ab. Passend zum 20-jährigen Bühnenjubiläum ist jetzt ihre siebte Platte "Nina" erschienen, welche die bisher erwachsenste sein soll.
Hatte auf ihrem letzten Album noch eine Jazzband für kraftvolle Beats gesorgt, geht es auf Fivas jüngstem Release im Ganzen etwas ruhiger zu. Dafür holt sich die Musikerin unter anderem das Produzenten- und DJ-Kollektiv C.O.W. 牛 mit ins Boot. Das sorgt dafür, dass der Sound unbefangen locker klingt und sich zwischen Pop, HipHop und Soul einpendelt. Passend dazu sind Sänger Flo Mega und Moop Mama-Frontmann Keno als Features mit dabei – Soul- und Pop-Künstler, deren Einfluss man der Platte anhört. Nina Sonnenbergs Texte behandeln oft tiefgründige Themen aus dem Leben der Musikerin, betrachtet aus einem positiven und aufbauenden Blickwinkel. Es geht um die Beziehung zu ihrer Tochter, den Tod eines ihr wichtigen Menschen oder auch mal um die Liebe zum Feierabendbier. Dabei bleibt sie stets ihrem eigenen Stil treu, der häufig auf einfachen Reimen mit einer deutlichen Aussprache fußt. So rappt sie zum Beispiel auf "Popcornmonologe": "Gefühle stauen sich in der Hüfte: Yoga. Im Krieg sind Kinder eine Krücke: Opa." Dieser Style ist heutzutage eher selten, funktioniert aber größtenteils und erinnert an frühere Zeiten im deutschen Rap. In Verbindung mit den fröhlichen Instrumentals und ihrer Stimme werden jedoch einige der Songs etwas zu seicht und ziehen vorbei, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
"Nina" gibt einen glaubhaften Blick in das Leben und die Probleme der Künstlerin. Das lockere und unbefangene Album schafft es nicht, so im Kopf zu bleiben wie andere Releases. Doch dafür bietet es Easy Listening-HipHop samt poppiger Hooklines, mit dem man auch mal die Eltern für deutschen Rap begeistern kann.
(Jakob Zimmermann)