Richtig gutes Zeug, richtig gut.
Musst du mal ausprobier'n, ausprobier'n.
Die Songs von Deichkind sind oft musikgewordene Fieberwahn-Feierei. Das zeigt sich nicht zuletzt bei den Live-Auftritten der Gruppe, deren Beschreibung als "Exzess" wohl noch untertrieben wäre. Aber wie verhält es sich mit der neuesten Platte der Hamburger Partylöwen? Immerhin sind seit dem letzten Album über vier Jahre vergangen. Und mit Ferris MC verließ vergangenes Jahr sogar ein Mitglied die Gruppe.
Das hindert Deichkind aber nicht daran, auch auf "Wer Sagt Denn Das?" voll auf die Kacke zu hauen. Der Sound der Platte prescht kraftvoll nach vorn, was besonders an den fulminant produzierten Beats liegt. Stampfende Techno-Rythmen, fette Bässe und verschwurbelte Electro-Klänge versprühen die typisch-manische Deichkind-Energie. Thematisch arbeiten sich die Künstler vor allem am Zeitgeist ab. Ob sie nun auf "Powerbank" den USB-Zusatzakku lobpreisen oder auf "Cliffhänger" vor Netflix hängend in der Couch versinken – Kryptik Joe und Porky beschreiben die Gegenwart humorvoll und stets mit einer dicken Spur Wahnsinn. Zum Teil gibt es dabei prominente Unterstützung: Deutschtümelei watschen sie etwa mithilfe von Till Lindemann ganz Rammstein-mäßig mit einer dunklen Hymne auf das Bier ab. Und auf "Quasi" steuern die Podcast-Buddys Jan Böhmermann und Olli Schulz Parts bei. Bei aller Extravaganz geht den Deichkindern stellenweise aber auch die Luft aus: Das Selbstzitat "Keine Party" soll als Gegenentwurf zum größtem Hit der Gruppe, "Remmidemmi", fungieren – verursacht als solcher aber nur ein müdes Lächeln. Und so reicht es bei vielen Songs, vor allem im hinteren Teil der Platte, textlich höchstens für ein paar Schenkelklopfer.
Letztlich scheint es, als hätten "Wer Sagt Denn Das?" ein paar Songs weniger gut getan. Trotzdem zaubern Deichkind auch auf ihrem neuen Album wieder einige große Songs – sowohl soundtechnisch als auch atmosphärisch. Mit diesen Tracks im Gepäck dürfte in der kommenden Konzert- und Festivalsaison wieder einiges abgerissen werden.
(Florian Peking)