Reich niemandem deinen kleinen Finger …
Wenn du Angst um deine Hand hast.
Wenn der Name "wirscheissengold" fällt, kommt einem höchstwahrscheinlich zuerst der Künstler Marz in den Sinn. Dicht gefolgt vom zweiten Zugpferd der Stuttgarter: Sickless. Allerdings ist es in den letzten vier Jahren ruhig um ihn geworden, da er wenig Neues von sich hat hören lassen. Doch jetzt ist er zurück mit der neuen EP "BETA" und zeigt uns damit seinen aktuellen musikalischen Output.
Während der Vorgänger "Horus" beinah ausschließlich von Drum Quixote produziert wurde, hat sich Sickless dieses Mal zusätzlich noch Beats von Ghanaian Stallion sowie Enaka gepickt. Diese Namen lassen auch gleich erahnen, wo die Reise musikalisch hingeht: "BETA" klingt vorantreibender, lauter und synthielastiger als die vorherigen Alben. Aber gerade der Opener "Memento" zeigt schon, wie passend dieser Sound ist. Mit einer unfassbaren Energie und spürbarem Hunger rappt er von seiner Rückkehr in die verkorkste Szene und fragt nicht zu Unrecht: "Kennst du mich noch?" Besagte Energie zieht sich auch durch die restlichen fünf Tracks. Sickless rappt routiniert mit gewohnt rauer Stimme und macht all seinem angestauten Ärger Luft. Ob es dabei um die furchtbaren Zustände auf dieser Welt geht oder die Suche nach einem entsprechenden "Antidot" – es prasselt alles direkt auf den Hörer ein. Nur um auf "Wattebeton" dann in der vermeintlichen Flucht des Künstlers zum "anderen Ende der Welt" zu münden.
Kurzum zeigt sich Sickless nach seiner Rückkehr nicht gerade von der fröhlichen Seite und gibt seinen Hörern einiges zu denken. So fasst die EP die aktuell etwas zornige Stimmung in der Gesellschaft gut zusammen sowie die verzweifelte Suche nach einer Lösung. Zwar bleibt dabei textlich nicht immer so viel hängen, wie man es sich wünschen würde, doch eine gewisse Luft nach oben schadet ja auch nicht.
(Lukas Päckert)