Massiv – M10 II
Nichts ist romantisch hier im Ghetto, Brüder tanzen zu Polizeisirenen.
Unser Herz so schwarz wie Teflon, guck, unsre Lunge pumpt wie AMGs.
2014 brachte Massiv sein bis heute erfolgreichstes Album "M10" heraus. Der Titel war ein Verweis auf sein zehntes Studioalbum und spielte gleichzeitig auf einen Vierzylindermotor der Marke BMW an. Mit "M10 II", seinem vierzehnten Album, wird nun der Nachfolger präsentiert, der gleich dem M40 Motor – der das erwähnte Modell abgelöst hat – für mehr Power sorgen soll.
Wie bereits der Vorgänger vier Jahre zuvor folgt "M10 II" auf ein Album der "Blut gegen Blut"-Reihe, das von übertriebenen Gewaltfantasien auf brachialen Beats geprägt ist. Statt diesem Ansatz zu folgen, wagt Massiv wieder Ausflüge in Autotune- und Trap-Welten, ohne seine musikalischen Wurzeln zu vernachlässigen. Behandelte Themen orientieren sich nach wie vor am Straßen- beziehungsweise Gangstarap. Dabei ist es fast überraschend, wie die Instrumentale mit seiner zumeist eher rauen Stimme harmonieren. Doch trotz teils sehr melodiöser Untermalung wie zum Beispiel auf "Milieu" bleibt das Motto gleich: "Statt Dolce & Gabbana gibt's im Ghetto Dolch in die Adern". Unterstützung gibt es von den altbekannten Feature-Freunden Farid Bang und Olexesh, aber auch von den lokalen Kollegen Capital Bra und Kool Savas. Selbst aus seiner Rolle in der Serie "4 Blocks" macht Massiv dabei keinen Hehl, sondern zelebriert sie regelrecht in Battlerap-typischer Representer-Manier. So bekommt seine Rolle "Latif" sogar einen eigenen Song gewidmet und auch der Hamady-Clan, dem er vor der Kamera angehört, wird regelmäßig erwähnt.
Im Fußball bekommt meist der Spielmacher die Rückennummer 10 zugewiesen. Würde Deutschrap einen Kader zusammenstellen, so könnte man Massiv mit seinem neuen Werk vielleicht nicht direkt diese Rolle zutrauen. Dennoch gelingt es ihm, einen stimmigen und zeitgemäßen Sound zu erzeugen, der auch alte Fans nicht zurücklassen wird. "M10 II" ist ein durchdacht produziertes Album und hat durchaus das Potenzial, an den Erfolg des Vorgängers anzuknüpfen.
(Michael Collins)