"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Wenn Künstler, mit deren Werk man etwas verbindet, sterben, ist das zunächst immer ein Schock. Dann aber vergegenwärtigt man sich die eindrücklichsten Momente, die das Schaffen der Person im eigenen Leben hinterlassen hat. Am 7. September starb Malcolm James McCormick, besser bekannt als Mac Miller, in Los Angeles. Sein Debütmixtape "K.I.D.S." gehört zum Soundtrack meiner Jugend.
"K.I.D.S." verweist mit seinem Titel auf den Coming-of-Age-Film aus den 90ern, steht als Akronym aber zugleich für "Kickin' Incredibly Dope Shit". Deshalb ist der Name hier in zweierlei Hinsicht Programm. Zum einen, weil das Tape in seiner ganzen Highschool-Ästhetik die Coolness, die im Mittelpunkt eines Teenager-Daseins steht, perfekt auf den Punkt bringt. Zum anderen, weil hier einfach verdammt dope gerappt wird. Der damals 18-jährige Junge mit dem frechen Grinsen flowt derart locker-leicht und stylisch über die atmosphärischen Beats, dass es wie ein Kinderspiel wirkt. Doch merkt man hier schon die Detailverliebtheit, mit der Mac ans Werk geht und die im weiteren Werdegang des Künstlers in immer anspruchsvollerer und verkopfterer Musik gipfelte. Auf seinem Debüt steht allerdings noch hauptsächlich unbekümmerter Spaß im Vordergrund. Es ist ein Tape voll positiver Energie, jugendlichem Leichtsinn und echter Wärme. "K.I.D.S." wurde während der letzten Jahre meiner Schulzeit veröffentlicht und passte deshalb perfekt in mein Leben. Dank der leichtfüßigen Tracks schien uns selbst das Abhängen auf den uralten, löchrigen Sofas im Gemeinschaftsraum der Schule oder das Herumfahren in den Autos unserer Eltern von Coolness geprägt. Es war eine gute Zeit – auch, weil sie durch gute Musik bereichert wurde.
Deshalb möchte ich Mac Miller danken. Danke für deine erfrischenden Tracks, die meine Liebe für amerikanischen Rap entscheidend mitgeprägt haben. Danke für deinen Auftritt auf dem HipHop Open 2012, der mir trotz der Soundprobleme im Gedächtnis bleiben wird. Danke auch für dein weiteres Schaffen, das ich leider viel zu wenig verfolgt habe. Das werde ich nachholen. Und du wirst nicht vergessen werden.
(Florian Peking)