Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
Die Fantastischen Vier – Captain Fantastic
Auch 25 Jahre nach "Die da!?!" sind Die Fantastischen Vier noch in aller Munde: Nach ihrem zweiten Unplugged-Konzert releast man jetzt "Captain Fantastic", das erste Studio-Album seit vier Jahren. Hier folgt man altbekannten Sound-Strukturen und einem Hook-Konzept, was schon in den 90ern für Ohrwurm-Potenzial sorgte. Dabei können der offene Umgang mit politischen Themen und die ehrlichen Antworten auf persönliche Fragen allerdings nicht von altbackenen Patterns und verstaubten Reimstrukturen ablenken, die dem Zahn der Zeit leider nicht so wirklich standgehalten haben. Wer in alten Zeiten schwelgen will, kann der zehnten Platte der Fantas eine Chance geben – alle anderen bleiben lieber bei einer gemütlichen Runde "4 gewinnt".
Kein $pa$$ Family – Golden Dog$
"Berühmt und berüchtigt: Kein $pa$$ Family" – so selbstbewusst stellen sich morten, Al Kareem und Mister Mex auf ihrer zweiten Kollabo-EP vor. Dabei fliegt das Gemeinschaftsprojekt verglichen mit den Solo-Bestrebungen der einzelnen Künstler eher unter dem Radar der Aufmerksamkeit. Zum Teil verständlich, sind doch die zumeist übertrieben stumpfen Banger der Kein $pa$$ Family wesentlich unausgereifter als das, was das IMMER.READY-Camp sonst so fabriziert. Stattdessen wird einfach auf die Kacke gehauen und in ausladenden textlichen Gesten der Dealer-Lifestyle glorifiziert. Die wenig innovativen Straßenweisheiten klingen dabei rough und aufgrund des jeweils ganz verschiedenartigen Charismas der Protagonisten auch äußerst eigen. Dies alles ergibt auf handlicher EP-Länge eine kurzweilige Mischung für zwischendurch, die – entgegen dem Namen der Supergroup – äußerst Spaß macht.
Torkel T – Hänger & Abgehängte
Weil Gammeln sich wieder lohnen muss, hat das neue Album von Torkel T mindestens ein Jahr länger auf sich warten lassen als beabsichtigt. Doch der "zeckige Sprechsänger" beweist mit "Hänger & Abgehängte", dass sich auch Warten wieder lohnt. Auf scheppernden Instrumentals von Buccaneer Beats, LeijiONE oder Schmiddunsk rappt sich der Berliner emotionale, persönliche und politische Texte von der Seele. Dabei überzeugt er nicht nur inhaltlich, sondern dank energiegeladenem Flow auch technisch. Wo Torkel schon im Alleingang wunderbar zu unterhalten weiß, sorgen die Gastbeiträge von Haszcara, Lady Lazy, Kalle vom Dach und D-Vee für die nötige Abwechslung und runden "Hänger & Abgehängte" so mit einer zusätzlichen Prise Vielfalt ab.
(Sven Aumiller, Florian Peking, Daniel Fersch)