Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du bist in der DDR geboren und in Niedersachsen aufgewachsen – wie und wann bist du HipHop dabei erstmals begegnet?
Kid Bunka: 1992 hab' ich per Zufall ein paar Breakdancern beim Jugendtreff zugeschaut und fand den Sound richtig geil, zu dem sie tanzten. War da gerade mal sieben Jahre alt und konnte das Ganze nicht so richtig einordnen – außer, dass es mir gefallen hat. 1996 mit elf Jahren hab' ich dann bis in die Nacht HipHop-Sendungen aus dem Radio auf Kassette aufgenommen und war gefangen in dieser eigenen Welt.
MZEE.com: Du konntest mit deinen Beats im Jahr 2016 sogar die Jury des "Beat the Sample Championship" von deinem Talent als Producer überzeugen. Hast du denn einen persönlichen Lieblingsbeat, der dein Können am besten zeigt?
Kid Bunka: Sicher hat man als Beatmaker immer mal wieder einen Lieblingsbeat, das ändert sich aber bei mir immer relativ schnell. Ein Beat, der mein "Können" am besten zeigt, ist schwierig zu benennen, da Produzieren für mich immer auch mit Entwicklung verbunden ist. Auf meinem kommendem Album, welches im Winter erscheinen wird, gibt es einen Beat, bei dem ich Gitarre, Keys und Bass eingespielt habe. Außerdem hab' ich sehr viel Zeit mit den Drums verbracht, normalerweise bin ich ziemlich schnell fertig mit einem Track. Beim Championship hab' ich eigentlich eher aus Spaß mitgemacht und um mich selber zum regelmäßigen Basteln zu nötigen. Dass es zum Sieg gereicht hat, ist natürlich schön und freut mich auch sehr. Shout out an Beatljuice von "Beat the Sample"!
MZEE.com: Hast du dich denn als talentierter Produzent auch schon in den anderen HipHop-Disziplinen versucht?
Kid Bunka: Angefangen hab' ich mit Rap, vor allem Freestyle. Auch ein paar Battles habe ich gewonnen. Gebe immer wieder mal ein Konzert zu ausgewählten Anlässen, am 21. Juli in Winterthur am Sternen Open Air zum Beispiel. Auflegen mache ich auch schon eine Weile, vor allem wegen der Beatsets, die ich spiele. Außer ein paar hässlichen Tags war Malen nie so mein Ding, aber eher aus skilltechnischen Gründen. Tanzen fällt mir im Alter auch immer schwerer. (lacht) Aber sicher habe ich schon andere musikalische Projekte realisiert und mich mit Freunden und Bekannten auch in anderen Genres verdingt. Letztes Jahr habe ich das Demo einer Punk-/Grind-Band aufgenommen. Generell bin ich sehr offen, was meine persönliche musikalische Ausrichtung angeht. Kid Bunka allerdings wird immer nur HipHop machen.
MZEE.com: Deine im März veröffentlichte LP "Cookies" beinhaltet Titel wie "Jazztronaut", "Sk8te" oder "Gosse". Wie kommst du auf die Namen für deine Beats?
Kid Bunka: Meistens ein Gefühl oder eine spontane Eingebung. Oft werde ich durch Bilder oder die Samples, welche ich benutze, inspiriert. Manchmal gebe ich die Projektnamen auch so vor, dass ich weiß, wo die Reise mit meinen Beatvideos hingehen soll.
MZEE.com: Und zum Schluss von den Namen der Instrumentals zurück zur Musik selbst: Wovon lässt du dich beim Beatbauen inspirieren?
Kid Bunka: Wie vorher schon erwähnt: Bilder, Filme, Bücher. Oder einfach dem Wunsch, den Stress vom Alltag und das Leben allgemein zu verarbeiten. Es füllt mich aus und ich merke auch, wenn ich länger nichts produziere, dass ich wieder was machen muss. Es ist eine große Konstante in meinem Leben und hilft mir sehr, im Leben klarzukommen.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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