Auf Bierdeckeln schreibe ich meine Seele.
Aus Schmierzetteln falte ich Juwelen.
Das Ass in Pik – beim Texas Hold’em recht unbedeutend, doch in vielen Poker-Varianten der höchste Trumpf des Spiels. Das Vierfarbenblatt nimmt auch in der persönlichen Wahrnehmung vieler Kartenspieler einen enormen Stellenwert ein. Wenn also Piklevel – der gemeinsame Name des Rappers Maulheld und des Produzenten Defekto – ihrer gleichnamigen Platte dieses Prädikat verleihen, lässt das auf eine Menge Überzeugung für die eigene Musik schließen.
Das Vertrauen ins eigene Können ist dabei durchaus berechtigt. Der Künstler nimmt kein Blatt vor den Mund, geht dabei auch schwierige Themen differenziert und ehrlich an. Tracks über die Gleichgültigkeit des Einzelnen für das gesamtmenschliche Wohlbefinden reihen sich unmittelbar an Songs über die Liebe zu Rap und den Hass zum dazugehörigen Spiel. Von dem hält der Funkverteidiger nämlich nicht allzu viel: Sein Weg ging nicht in die Charts – sondern vielmehr "von der Vinyl zur Disc und von der Disc zur Vinyl zurück." Dieser textlichen Oldschool-Anleihen bedient sich der Sound hingegen keineswegs. Defekto arbeitet viel lieber mit wabernden Synthies und fast schon mystischen Sounds, die zumindest im Rap-Bereich einzigartig klingen. Mit seinem Stakkato-Flow berappt Maulheld die Instrumentals ebenso abwechslungsreich wie andersartig. Nach einem herkömmlichen Rap-Album klingt hier wenig – und genau dieses ständige Entdecken neuer Eigenheiten macht auch den Reiz der Platte aus.
Halten Piklevel also das Versprechen, welches sie mit dem Namen abgegeben haben? Ob sie nun einen Trumpf im Rap-Game darstellen, sei mal dahingestellt, doch mit ihrem Album zeigen sie definitiv kein schlechtes Blatt. Das Zusammenspiel von abwechslungsreichen Raps und einzigartigen Beats ergibt ein Produkt, welches mit dem Poker eines allemal gemein hat: Im Spiel stellt man etwas Einmaliges dar.
(Sven Aumiller)