Für die Lieder, die ich schreib', leb' ich in der falschen Zeit.
Der "Spielverderber" ist wieder da! Gut, so wirklich weg war Mauli ja eigentlich nie, denn wenn er gerade kein neues Release am Start hat, unterhält er sich mit Staiger über Rap und die Welt oder beeft einfach vor sich hin. Doch gerade letzterer Punkt, durch welchen sich der Rapper mit dem Klonkrieger-Helm durchaus einen Namen gemacht hat, scheint auf dem neuen Album "autismus x autotune" gar nicht mehr im Vordergrund zu stehen …
Und das ist allein schon am Titel zu erkennen. Könnte man zunächst noch vermuten, dahinter stecke die Idee, deutschem Rap eine Entwicklungsstörung nachzusagen, spricht Mauli tatsächlich von sich selbst. Als (Quasi-)Autist in der Szene und im wahren Leben bleibt er lieber für sich als in Gesellschaft. Doch wo dies anfangs in eine "Ich gegen die"-Haltung samt jeder Menge Disses mündete, holt er nun vor allem Inspiration aus dem Alleinsein. Auf jegliche Features und Produzenten verzichtend, rappt Mauli tiefenentspannt davon, dass er weder einen Vertrag hat, noch sich vertragen will, oder vom Versuch, sich von Deutschrap zu entgiften. Auch wenn das Erzählte raptechnisch fast schwerfällig wirkt, entwickelt es eine inhaltlich deutlich spürbare Dynamik, durch welche mit wenigen Worten große Bilder entstehen. Dies kommt insbesondere auf privaten Tracks wie dem überraschenden – aber keinesfalls kitschigen – Liebeslied "Licht" zur Geltung. Auf dem gesamten Album lassen leichte, sphärische Sounds, unterfüttert mit dumpfen Bässen, nicht nur alles wie aus einem Guss wirken, sie verleihen dem inhaltlich recht verdichteten Werk zudem die nötige Prise Klangästhetik, die es ermöglicht, die Platte immer wieder gern zu hören.
Längst lässt Mauli nicht mehr nur unter den Helm, sondern ebenso in seinen Kopf blicken. Er zeigt sich auch in seiner Musik als enorm meinungsstarker Künstler und ist in seinen Texten privat wie noch nie. Er hat es nicht mehr nötig, "Spielverderber" zu sein – stattdessen vollzieht er lieber sein ganz eigenes Spiel. Und genau das macht "autismus x autotune" so großartig.
(Daniel Fersch)