Ich träum', doch schlafe nicht.
Mitte dieses Jahres konnte John Known mit seiner EP "Staffel 01 Episode 01" für eine kleine Überraschung sorgen. Gemeinsam mit Figub Brazlevič brachte er durch klassischen Boom bap die Köpfe zum Nicken. Deshalb scheint es auf den ersten Blick etwas verwunderlich, dass der Hamburger auf der zweiten Episode seiner EP-Reihe mit diesem Konzept radikal bricht.
Denn "S01E02" ist anders. Statt Figub sitzt nun Yunis an den Reglern und sorgt für einen gechillten Sound, der an den richtigen Stellen aber reichlich verspuhlt klingt. Passend dazu hat sich auch Johns Rapstil gewandelt: Seine Stimme bleibt zwar markant, hört sich dank dem derzeit so beliebten Autotune-Effekt aber auf eine verrückte Weise verzerrt an. Als hätte man Trettmann mit einem Alien gekreuzt, leiert sich Mister Known durch die Songs. Das gelingt ihm zumeist auch und klingt ziemlich atmosphärisch. Allerdings kommt es vereinzelt vor, dass sein ungewöhnlicher Stimmeinsatz mit der Stimmung der butterweichen Instrumentals allzu rabiat bricht. Thematisch irritiert John Known dafür umso weniger, denn in diesem Punkt überrascht "S01E02" kaum. Ein wenig Battlen hier, ein bisschen Feiern da – die Inhalte der EP wirken oft nur wie ein notwendiges Übel, um den ausgearbeiteten Sound des Duos zu präsentieren. Die große Ausnahme bildet "Vorstadtkids", das eindringlich das Lebensgefühl einer Jugend aus einem ranzigen Vorort beschreibt.
John Knowns Experimentierfreudigkeit ist bemerkenswert. Die EP geht, verglichen mit dem Vorgänger, zwar schwieriger ins Ohr, doch die soundtechnisch detailreichen Songs wirken dafür umso länger. Abwechslungsreich und frisch macht "S01E02" neugierig auf weitere Releases des Rappers. Wird er auf seinem nächsten Projekt wiederum sein Klangbild komplett über den Haufen werfen? Es bleibt spannend.
(Florian Peking)