Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Gibt es unter all deinen Beats einen, der dein persönlicher Favorit ist? Welcher wäre das und warum genau dieser?
Funky Notes: Ja, habe ich. Aber ich kann mich da keinesfalls auf einen beschränken. "I shine when it rains" von meiner Debüt-EP "Sapeur" ist für mich bestimmt ein Favorit, den ich auch sehr gerne live spiele. Der zweite und aktuellere wäre "Rien", ein Beat, der auf meinem kommenden Album erscheinen wird. Ich habe ihn in relativ kurzer Zeit gebastelt, weil mich das Sample von "Bob Azaam" so unglaublich geflasht hat. Er ist bestimmt auch einer meiner Favoriten allgemein von der neuen Platte. Sorry, ihr müsst noch etwas warten, um ihn zu hören – oder man kommt mich live spielen hören. Ich habe in den letzten sieben Jahren einige Beats gebastelt und ich glaube, man hat immer wieder einen Favoriten, der dann wieder abgelöst wird: von Phase zu Phase und Stage zu Stage. Die oben genannten Beats werden irgendwann auch von neuen abgelöst werden – hoffe ich – und das soll ja auch so sein, solange es einfach weitergeht.
MZEE.com: Du hast bereits mit Künstlern wie Marz und Meister Lampe zusammengearbeitet. Gibt es einen Rapper, den du unbedingt noch auf einem deiner Beats hören möchtest? Wie würde das dann klingen?
Funky Notes: Da ich ja schwer Ami-Rap-affin bin und auch viel davon höre, müsste ich fast meinen Lieblings-MC nennen: Planet Asia! Für mich persönlich wäre es eine Riesenehre, für ihn einen Beat zu basteln. Oder mehrere. Seine ersten LPs mit Rasco und Skhool Yard waren unglaublich krank und haben mich rap- sowie auch beattechnisch enorm beeinflusst. Wie sich das anhören würde? Wie Planet Asia auf einem Funky Notes-Beat.
MZEE.com: Du remixt auch gerne mal Tracks oder beispielsweise die gesamte "Per Anhalter durch die Galaxis"-EP von Johnny Rakete. Was macht für dich einen guten Remix aus?
Funky Notes: Für mich ist ein Remix gut, wenn die Eigenheit des Producers rauszuhören ist, der den Remix gebastelt hat. Für mich persönlich war es bei der Johnny Rakete-EP zum Beispiel auch wichtig, dass man sich das Teil als Ganzes geben kann und halt das Gefühl hat, der Rakete hätte auch über diese Beats schreiben können. Schlussendlich ist das alles Geschmackssache in meinen Augen. Ich feiere auch Remixes, in welchen die Accapellas – à la Wun Two – komplett hoch- oder runtergepitcht sind. Ich finde, der remixende Produzent sollte möglichst seinen eigenen Stil einbringen. Authentisch halt.
MZEE.com: Vor Kurzem hast du auch eine eigene EP namens "Sapeur" veröffentlicht. Denkst du, dass ein Producer-Album denselben Stellenwert haben sollte wie das Album eines Rappers?
Funky Notes: Na ja, es hat bestimmt einen anderen Stellenwert, aber das soll es ja auch. Ich denke, mit einer reinen Instrumental-Platte erreichst du eine abwechslungsreichere Hörerschaft. Und was bedeutet schon ein Stellenwert in der Musik? Die ganze Instrumental-Platten-Sache ist ja nichts Neues. Früher haben wir halt die Instrumental-Versionen der Rap-Alben gediggt und somit ja auch dem Producer Respekt gezeigt. Aber um die Frage konkret zu beantworten: Ich finde jedes Release, das physikalisch releast wird, hat Anrecht auf denselben Stellenwert als Album.
MZEE.com: Und bist du zufrieden damit, wie Produzenten in der Deutschrapszene wahrgenommen werden?
Funky Notes: Ich als Schweizer kann da ja schlecht mitreden … Ja, ich bin auf jeden Fall zufrieden, wie Beatmaker in der deutschen und allgemeinen Rapszene wahrgenommen und auch geschätzt werden. Es gibt halt immer mehr Output in diese Richtung – also reine Instrumentalmusik – und es ist außerdem sehr zugänglich für Nicht-Raphörer. Ich glaube und hoffe, diese ganze Beatmaker-Szene ist nach wie vor am Wachsen und selbst noch in den Kinderschuhen. Aber es gibt schon einen Markt und viele tolle Beatmaker. In der Deutschrapszene im Speziellen gibt es auch vermehrt Rapper, die mit Produzenten Konzerte geben und diese auch gerne mal ein paar Beats auf der Bühne spielen lassen. Das ist schon sehr nice für uns sonst eher im Hintergrund fungierende Menschen.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
(Fotos von dedi.ch)
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