Doch hab' gemerkt: Es gibt nur wenige mit Herz.
Ich mach' meine Seele nicht Kommerz.
Schon ein Jahr nachdem Richter sein Album "Schwarzweiss" veröffentlicht hat, geht der Rapper mit dem Nachfolger "Lotus" an den Start. Mit dem Titel deutet er direkt an, was er auf diesem Album vermitteln möchte – steht die Lotusblume doch für eine gewisse Tiefsinnigkeit und Reinheit. Die Marschroute ist also vorgegeben.
Leider erschließt sich zu keinem Zeitpunkt die gewünschte inhaltliche Substanz. Zwar werden vermeintlich persönliche Themen wie der eigene Werdegang, die Leidenschaft zu Rap und die verflossene Liebe bemüht, jedoch bleibt Richter profillos. Es geht um Freunde, die zu Feinden wurden, Leute, die einem den Erfolg nicht gönnen und Gedanken, die einen nächtelang wachhalten. Dabei geht der Künstler allerdings nie ins Detail, wodurch der Hörer keine Nähe zu ihm aufbauen kann. Es werden lediglich Phrasen benutzt, die man auf zu vielen Alben bereits gehört hat. Anstatt nahbar zu sein, wirkt Richter künstlich und austauschbar, weil inhaltlich nur die Oberfläche beackert wird. Auch musikalisch bietet das Album keine überraschenden Momente und findet seinen klischeehaften Höhepunkt in "Atemzug", auf dem Konsti die Töne in der Hook zwanghaft drückt, um dem Hörer Leidenschaft zu vermitteln. Zusätzlich wirken die Beats ähnlich uninspiriert und generieren ein Gefühl der Kälte, die dem Album auch nicht weiterhilft.
"Lotus" enttäuscht somit auf ganzer Linie. Während Richter sich hier als tiefgreifender und reflektierter Rapper inszeniert, kann er diesen Ansatz musikalisch und lyrisch kaum entfalten. Ließe das Album ab und zu tatsächliche Tiefe aufkommen, würde man sicher auch die ein oder andere Phrase entschuldigen können. So allerdings bin ich genauso schlau wie vorher. Richter hat bei seinem nächsten Release also noch viel Luft nach oben.
(Lennart Wenner)