Vielleicht war sie mein Verhängnis, vielleicht mein ganzes Leben.
Es ist durchaus faszinierend, wie viele aktive Mitglieder die Funkverteidiger-Crew hat und wie diese stets neuen Output hervorbringen. Doch während manches Mitglied sich durchaus einen Namen gemacht hat, ist es gerade der Rapper mit den meisten Releases, welcher nach wie vor sehr wenig Aufmerksamkeit bekommt. Denn der Leipziger Katharsis möchte mit "Fremder" allein in diesem Jahr bereits zum dritten Mal die Hörer in seinen Bann ziehen. Doch gelingt ihm das auch?
Nach Kollabos mit HeMightBe und zuletzt Pawcut hat der Funkverteidiger sich dieses Mal wieder mit einem Produzenten aus der näheren Umgebung zusammengetan. Melodic baut hier aus lauten, dumpfen Drums und verschiedensten Instrumenten ein äußerst einnehmendes Soundbild. Von Jazz- über Vocalsamples bis zu Klaviermelodien wurde hier vieles zu einer durchgängig bedrückenden Atmosphäre zusammengefügt. Nur ab und an wird diese durch vereinzelte Ausreißer wie etwa die Interludes gebrochen. Ideal für Katharsis also, denn genau auf solche Instrumentale passt seine harte, raue Stimme perfekt. So wirkt er selbst auf ruhigen Tracks wie "Irgendwo" sichtlich angepisst und schmerzerfüllt. Das kann zwar auch anstrengend klingen, gerade wenn er laut und mit schnellerem Flow die Liebe zu seiner "Stadt mit Meer" bekundet. Doch wie bereits erwähnt, bekommt man sowieso eher ruhige Titel zu hören, unter anderem über die traurigen Erlebnisse von Affe Coco hinterm "Zirkuszelt".
Alles in allem hätte der Albumtitel wohl nicht besser gewählt werden können, sind Katharsis wie auch Melodic für die meisten eher unbekannt und damit jeder für sich ein "Fremder". Doch mit ihrem gemeinsamen Werk lassen beide tief blicken und zeigen sowohl gute wie schlechte Seiten von sich als auch von Leipzig. Wer die Künstler also kennenlernen möchte, sollte definitiv mal reinhören. Und wer es weniger bedrückend mag, kann immer noch zum zeitgleich releasten Album "Elefanten" greifen, das Katharsis mit der Band Leipziger Schule aufgenommen hat.
(Lukas Päckert)