Schau' nach draußen.
Schau' nur, wie sie baumeln.
Angesichts der aktuell anhaltenden Trendwelle eines immer gleich klingenderen Trap- und Autotune-Breis kann man als Raphörer schon einmal nach Abwechslung lechzen. Die Wuppertaler Band Bonez kommt da gerade recht: Mittels feinstem Crossoversound aus Rock und Rap will sie intelligente und düstere Texte präsentieren. Passend dazu ist das aktuelle Release "Galgenpanorama" eine Konzept-EP. Auf sieben Songs wird aus verschiedenen Blickwinkeln die Machtlosigkeit des Menschen behandelt.
Das klingt nicht nur auf dem Papier spannend, sondern gelingt auch in der Umsetzung überwiegend mitreißend. Sänger Simon F. schmettert seine Lyrics zielsicher auf die wuchtigen Instrumentals der Band. Mit seiner treffenden Bildsprache breitet er eine facettenreiche Darstellung menschlicher Ohnmacht aus. Der Galgen bildet dabei den metaphorischen Mittelpunkt des Projekts: Im "Galgenpanorama" geht es nicht nur um den Gehängten, sondern auch um den Henker und jene, die nur zuschauen. Der Einzelne als Individuum ist genauso Thema wie sein Status als Teil der Gesellschaft. Auf "Die rote Couch" etwa nimmt der Protagonist die Rolle eines bequemen Beobachters des Weltgeschehens ein: Eingelullt von den Massenmedien vegetiert er auf seinem Sofa vor sich hin und nimmt Probleme nur passiv war. Featuregast Prezident hingegen geht es abstrakter an und erkennt in dieser gesellschaftlichen Rolle ein geschichtsübergreifendes Phänomen, das den Einzelnen immer schon beeinflusst hat. Die große Diskrepanz zwischen seinem philosophischen Namedropping und der Erzählerstimme von Simon F. lässt den Song insgesamt aber etwas unstimmig wirken.
Abgesehen von solchen kleinen Ungereimtheiten sowie vereinzelten Schnitzern in Sachen Mix und Mastering – die Gesangsstimme gerät teilweise etwas zu leise – leisten sich Bonez mit ihrer EP ein abgerundetes Gesamtprodukt. Soundtechnisch ähnelt das Werk an den besten Stellen sogar großen Vorbildern wie Rage Against The Machine, und auch textlich rüttelt der intelligente Blick zum Galgen immer wieder auf.
(Florian Peking)