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Kritik

Diar – Jungunternehmer

"Kennst du das Gefühl, wenn dei­ne Mut­ter von den Dro­gen weiß? Und mit Trä­nen in den Augen dann 'Du bist nicht mehr mein Sohn' schreit?" – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Diars aktu­el­lem Release "Jung­un­ter­neh­mer" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Kennst du das Gefühl, wenn dei­ne Mut­ter von den Dro­gen weiß?
Und mit Trä­nen in den Augen dann 'Du bist nicht mehr mein Sohn' schreit?

Ende 2015 zück­te Diar musi­ka­lisch die "Kalash". Auf dem sie­ben­mi­nü­ti­gen Posse-​Track stell­te Haft­be­fehl ihn und wei­te­re Rap­per der "Gene­ra­ti­on Azz­lack" vor. Nach und nach ver­öf­fent­li­chen die auf dem dama­li­gen Song ver­tre­te­nen New­co­mer jetzt ihre Solo-​Projekte. Und so prä­sen­tiert uns nun auch der "Jung­un­ter­neh­mer" auf dem gleich­na­mi­gen Mix­tape sein Business-Konzept.

Womit der Geschäfts­mann sein täg­lich Brot ver­dient, wird schon nach den ers­ten Minu­ten und einem Blick auf sei­nen "Lebens­lauf" klar: "Ich war vier­zehn Jah­re jung und hab' das ers­te Mal getickt". Ähn­li­che Ansa­gen hat man natür­lich bereits des Öfte­ren gehört. Der Han­no­ve­ra­ner will die über­stra­pa­zier­te Weed-​Thematik jedoch von einer ande­ren Sei­te beleuch­ten. Er rappt nicht vom Reich­tum durch das grü­ne Gold, son­dern von den Gefah­ren sei­ner Tätig­keit, der sozia­len Her­ab­set­zung und der zuneh­men­den Ver­ein­sa­mung eines Tickers. Diar zeich­net dabei beein­dru­cken­de Meta­phern sei­nes All­tags, die "Toni Mon­ta­na wie ein Piç" aus­se­hen las­sen. Glaub­haft klin­gen sei­ne Zei­len alle­mal, doch lei­der auch nicht weni­ger ein­tö­nig. Auf 17 Tracks vol­ler Indi­ca, Sati­va und ande­ren Dro­gen sehnt man sich als Hörer zuneh­mend nach einer grö­ße­ren The­men­viel­falt. Außer­dem wirkt es, als hät­te er sei­ne Hits bereits auf den ers­ten Anspiel­sta­tio­nen prä­sen­tiert: "Pla­ta o Plo­mo" oder "Bat­zen" sind ech­te Bre­cher, die einem nach­hal­tig im Ohr blei­ben, wäh­rend nach­fol­gen­de Songs rund ums "Fle­xen" oder "Weed mit Cho­ko­lat" kaum Wie­der­erken­nungs­wert haben.

Am Ende haben wir es hier mit einem Mixtape-​Debüt zu tun, wel­ches durch die krea­ti­ve Art, Bil­der von der Stra­ße zu skiz­zie­ren, im Gedächt­nis bleibt. Den­noch sind die hin­ter­las­se­nen Ein­drü­cke zu ein­tö­nig, um musi­ka­lisch über die Gesamt­spiel­zeit über­zeu­gen zu kön­nen. Soll­te sich der "Jung­un­ter­neh­mer" aller­dings bei künf­ti­gen Releases the­ma­tisch brei­ter auf­stel­len, kann Diar beru­higt vom han­no­ve­ra­ner Haze-​Ticker zum Berufs­mu­si­ker umschu­len – hier ist für ihn defi­ni­tiv auch der ein oder ande­re Euro zu verdienen.

(Sven Aum­il­ler)