JP – oder kurz gesagt: Jonas Platin.
Es gibt Künstler, die man wie ihre Musik nicht wirklich begreift. Die einen irritieren und total abschrecken – oder die einen damit verwirren, dass man nicht total abgeschreckt ist. Und während man ungläubig dem Album lauscht und nicht sicher ist, ob man von Genie oder Wahnsinn sprechen soll, fragt man sich letztlich einfach nur, welche "Drogen" Jonas Platin wohl nimmt.
Vermutlich alle. Denn wo andere sich um ein einheitliches Klangbild bemühen, tänzelt Platin zwischen trappigen Synthiebeats, poppigem Boom bap, rockigen Gitarrensounds und Instrumentals, die als Intro eines Videospiels herhalten könnten. Dahinter lässt sich kein roter Faden oder wirklicher Sinn ausmachen. Und genau darum geht es wohl auch: Fernab jeglicher Stringenz alles ausprobieren, experimentieren und am Ende wird ein Lied draus. So scheint Jonas Platin auch inhaltlich zu verfahren. Einerseits erklimmt er im "Alleingang" die Spitze und hat dabei genug Geld, um sich "das beste" Handy zu kaufen. Andererseits macht die Karre nicht mehr "Bubber Bubber" und er muss feststellen, dass alles nur eine "Illusion" war – fragwürdige N-Wort-Droppings inklusive. Zwischen dem "Thirdie" mit MC Smook und der Flasche "Vita Malz" mit Frank Hemd bleibt dann noch Platz für unterschiedlichste Styles von der Autotune-schwangeren Singsanghook bis hin zum atemlos durchgeflowten Rappart. Obendrauf gibt es mit "Dance Bitch" sogar noch eine Art Hörspiel. Und sollte sich am Ende des Albums jemand fragen, wie viele Stilrichtungen und Genres man hier grade durchgehört hat: vermutlich alle.
Jonas Platins Album zu beschreiben, ist wohl so ähnlich wie anderen einen Drogentrip zu beschreiben. Man kann versuchen, es ihnen begreiflich zu machen, aber wirklich nachvollziehen können sie es erst, wenn sie es selbst ausprobiert haben. Doch im Gegensatz zu anderen berauschenden Substanzen können Platins "Drogen" immerhin bedenken- und kostenlos konsumiert werden. Dann kann man immer noch entscheiden, ob man nur verwirrt oder auch abgeschreckt ist.
(Daniel Fersch)