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Kritik

Argonautiks – Aus dem Leben

"Häng' auf dem Sofa ab und streich­le mei­ne Kat­ze … Wäh­rend soge­nann­te Gangs­ter nach der Major­pfei­fe tan­zen." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu "Aus dem Leben", dem aktu­el­len Release der Argo­nau­tiks, aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Häng' auf dem Sofa ab und streich­le mei­ne Katze … 
Wäh­rend soge­nann­te Gangs­ter nach der Major­pfei­fe tanzen.

Rap kann vie­les sein: Kunst­form, The­ra­pie, Aus­drucks­mög­lich­keit, Wett­be­werb, Busi­ness. Für die Argo­nau­tiks ist er ein­fach das, was sie machen. Und wäh­rend die Zei­len der meis­ten Künst­ler aus dem Her­zen, dem Hirn, dem Text­buch oder der Fan­ta­sie stam­men, kom­men sie bei Onset Rush und Paul Usch­ta ein­fach "aus dem Leben". Das hört man dem neu­en Album auch an.

Das Duo aus Tel­tow schert sich nicht um künst­le­ri­sche Ansprü­che oder kom­ple­xe "Arround-​The-​Corner-​Bars". Weder poe­ti­sche Erzäh­lun­gen noch hoch­sti­li­sier­te Klang­wel­ten fin­den Platz auf ihrer Plat­te. Man bie­tet den Hörern lie­ber smoo­t­he, sample­schwan­ge­re Boom bap-​Beats mit von Greg Dhil­la plat­zier­ten Cuts und Rap­parts, bei denen Aus­sa­ge­kraft über Ein­gän­gig­keit geht. So zer­le­gen die Argo­nau­tiks die hal­be Sze­ne ganz "ohne Ver­trag", sind "taub" für deren Musik und ver­hal­ten sich den­noch höf­lich, wenn "dein Mäd­chen" auf­kreuzt. Denn wäh­rend ande­re sich mit Viel­wei­be­rei und Macho­tum brüs­ten, setzt man hier auf Treue und Lie­be – frei von Kitsch, aber dafür von der Leber weg. Glei­ches gilt fürs Bat­teln, da die bei­den gar kei­ne Zeit für major­fi­nan­zier­te Prom­obe­efs haben, son­dern lie­ber die Leu­te dis­sen, die sie wirk­lich stres­sen: "Fick den Nach­bar". Und wäh­rend Don­nie Bom­bay ein tie­fen­ent­spann­tes Instru­men­tal an das ande­re reiht, sit­zen Paul und Onset auf der Couch oder füt­tern ihre Kat­ze. So macht man das eben, wenn man nicht aus irgend­ei­nem Gangs­ter­strei­fen oder der Blau­pau­se eines Label­ma­na­gers, son­dern "aus dem Leben" kommt.

Die Argo­nau­tiks könn­ten vie­les sein: erfolg­reich, gehypt, berühmt, chart­plat­ziert – wol­len sie aber gar nicht. Und das bewei­sen sie mit einem Album, das anbie­dernd, effekt­ha­schend oder künst­lich wir­ken könn­te – aber letzt­lich ein­fach nur ver­dammt gut ist.

(Dani­el Fersch)