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Kritik

Majoe – Auge des Tigers

"Ich will mehr." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Majoes aktu­el­lem Release "Auge des Tigers" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich will mehr.

In unse­rer Welt gibt es Din­ge, auf die ist ein­fach Ver­lass. Das gilt auch für den nahe­zu naht­lo­sen Pro­mo­plan bei Ban­ger Musik. Es war also nur eine Fra­ge der Zeit, bis Majoe wie­der mit einem Release an der Rei­he ist. Der geht die­ses Mal bei der Wahl sei­nes Album­ti­tels sogar deut­lich krea­ti­ver vor, als sich mit dem schnö­den Aus­wei­sen eines drit­ten Teils zu begnügen.

Anstatt durch­weg auf geist­lo­sen Image- und Pum­per­rap zu set­zen, ver­sucht Majoe sich am all­seits belieb­ten Real­talk. Es geht direkt per­sön­lich zur Sache und der har­te Weg an die Chart­spit­ze wird beschrie­ben. Vor allem sei­nen Hatern soll so der Nähr­bo­den zum "Mit­re­den" genom­men wer­den. Sol­che Aus­flü­ge gelin­gen aller­dings nur bedingt, wenn der Künst­ler doch wie­der in alte Mus­ter ver­fällt. Eine rich­ti­ge Ban­ger Musik-​Platte kommt eben nicht ohne ein­falls­lo­se Repre­sen­ter über Frau­en, Autos, Uhren und ande­re Sta­tus­sym­bo­le aus. An sich ist die­se Art des Prot­zens auch gar nicht das Pro­blem, denn oft genug gelingt es Künst­lern, die Hörer­schaft durch so etwas mit­zu­rei­ßen. Es ist viel­mehr der sche­ma­ti­sche Wech­sel zwi­schen thea­tra­li­schem Real­talk und selbst­dar­stel­le­ri­schen Poser­songs. Zu Ers­te­rem steu­ert dann noch Label­dau­er­bren­ner Phil­ip­pe Heit­hi­er die schmal­zi­ge Gesang­shook bei. Die dadurch auf­kom­men­de Unglaub­wür­dig­keit plus die lan­ge Spiel­dau­er las­sen das Gan­ze in gna­den­lo­ser Ein­tö­nig­keit mün­den. Da hilft auch die hoch­wer­tigs­te Pro­duk­ti­on nichts.

Majoe ver­sucht, nach zwei kom­mer­zi­ell erfolg­rei­chen Releases im drit­ten Anlauf zu zei­gen, dass mehr in ihm steckt. Gelin­gen will ihm dies aller­dings so gar nicht. Stan­dar­di­sier­te, wenig erfri­schen­de Tex­te auf Realtalk-​Basis oder aus der Ban­ger Musik-​Retorte, gepaart mit einer oft zu mono­to­nen Stimm­la­ge ent­zie­hen dem Werk jeg­li­che Inno­va­ti­on oder Krea­ti­vi­tät. Ein­zig die hoch­wer­ti­ge Pro­duk­ti­on wer­tet "Auge des Tigers" gering­fü­gig auf und sorgt zumin­dest auf instru­men­ta­ler Sei­te für Hörgenuss.

(Ben­ja­min Borowitza)