Ich will mehr.
In unserer Welt gibt es Dinge, auf die ist einfach Verlass. Das gilt auch für den nahezu nahtlosen Promoplan bei Banger Musik. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Majoe wieder mit einem Release an der Reihe ist. Der geht dieses Mal bei der Wahl seines Albumtitels sogar deutlich kreativer vor, als sich mit dem schnöden Ausweisen eines dritten Teils zu begnügen.
Anstatt durchweg auf geistlosen Image- und Pumperrap zu setzen, versucht Majoe sich am allseits beliebten Realtalk. Es geht direkt persönlich zur Sache und der harte Weg an die Chartspitze wird beschrieben. Vor allem seinen Hatern soll so der Nährboden zum "Mitreden" genommen werden. Solche Ausflüge gelingen allerdings nur bedingt, wenn der Künstler doch wieder in alte Muster verfällt. Eine richtige Banger Musik-Platte kommt eben nicht ohne einfallslose Representer über Frauen, Autos, Uhren und andere Statussymbole aus. An sich ist diese Art des Protzens auch gar nicht das Problem, denn oft genug gelingt es Künstlern, die Hörerschaft durch so etwas mitzureißen. Es ist vielmehr der schematische Wechsel zwischen theatralischem Realtalk und selbstdarstellerischen Posersongs. Zu Ersterem steuert dann noch Labeldauerbrenner Philippe Heithier die schmalzige Gesangshook bei. Die dadurch aufkommende Unglaubwürdigkeit plus die lange Spieldauer lassen das Ganze in gnadenloser Eintönigkeit münden. Da hilft auch die hochwertigste Produktion nichts.
Majoe versucht, nach zwei kommerziell erfolgreichen Releases im dritten Anlauf zu zeigen, dass mehr in ihm steckt. Gelingen will ihm dies allerdings so gar nicht. Standardisierte, wenig erfrischende Texte auf Realtalk-Basis oder aus der Banger Musik-Retorte, gepaart mit einer oft zu monotonen Stimmlage entziehen dem Werk jegliche Innovation oder Kreativität. Einzig die hochwertige Produktion wertet "Auge des Tigers" geringfügig auf und sorgt zumindest auf instrumentaler Seite für Hörgenuss.
(Benjamin Borowitza)