Redakteure stellen Fragen, Künstler antworten: In der Regel ist die Rollenverteilung innerhalb eines Interviews relativ klar gegeben. Dennoch hat jeder der Interviewpartner seine ganz eigene Vorstellung von interessanten Themen, die man unbedingt mal während des Gesprächs anschneiden sollte. Und so passiert es dann und wann, dass Fragen, die Rapper X gerne mal beantworten würde, mitunter nur beiläufig im verrauchten Backstagebereich eines Festivals von Musikerkollege Y gestellt werden. Dieser kommt nun allerdings auch außerhalb besagter Backstagebereiche zu Wort: In unserem Format "5mal1" schlüpfen fünf bedeutende Persönlichkeiten der Deutschrapszene eine Frage lang in die Journalistenrolle. Was wollten unsere Szenevertreter sich wohl schon immer einmal gegenseitig fragen?
SXTN: Was hältst du von Rappern, die Schutzgeld zahlen? Und an wen zahlst du Schutzgeld?
Frauenarzt: Jeder soll mit seinem Geld machen und tun, was er will, solange er nicht mutwillig und unberechtigt anderen damit Schaden zufügt. Es gibt die unterschiedlichsten Bereiche in der Dienstleistungsbranche. Ich verplempre mein Cash lieber für aus meiner Sicht sinnvolle Dinge.
B-Tight: Wie wichtig ist es dir, deine Texte selber zu schreiben? Und was hältst du von Künstlern, die Ghostwriter haben?
Frauenarzt: Meine Texte schreibe ich seit Anbeginn selber, wie man sicherlich auch hören kann. Mir persönlich ist das wichtig, da es meine kreative Individualität ausmacht. Natürlich habe ich auch schon mal Teile eines Chorus gesungen, der von jemand anderem geschrieben wurde, und fand das dann auch interessant. Ich habe aber grundsätzlich nichts gegen Ghostwriting, denn am Ende des Tages zählt nur der Song.
DCVDNS: Als ich vor ein paar Wochen gefragt wurde, ob ich mir bis Ende September eine Frage an dich überlegen könnte, dachte ich mir: Das ist kein Problem. Gestern wurde ich von MZEE noch mal daran erinnert und da ich seit drei Tagen aufgrund einer schweren Erkältung flach liege, nimmst du es mir bestimmt nicht übel, dass ich dieses Mal keine Frage an dich habe, oder?
Frauenarzt: Gute Besserung!
Basstard: Eine meiner Lieblingszeilen von dir ist die legendäre Line: "Monika, Monika, mein Schwanz ist Anabolika". Weißt du, ob die verehrte Frau Griefahn jemals in den Genuss kam, diese Zeilen zu hören? Und wenn ja, welche Reaktionen gab es darauf? Eventuell auch aus anderen Richtungen?
Frauenarzt: Die Zeile stammt von einer Strophe des Aggro Berlin-Songs "Anklage Nr. 5". Sie wurde schon vor Release der Compilation in Absprache mit dem Label zensiert und ist auch erst Jahre später irgendwo unzensiert aufgetaucht. Zu der Zeit standen wir alle im Fadenkreuz von Jugendschutz, Kirche und Staat, deshalb mussten wir sehr vorsichtig agieren und jeden Schritt mindestens zweimal durchdenken. Ich schätze, dass Frau Greifhuhn den Song nie gehört hat. Sie war natürlich auch nicht damit gemeint. Alles nur Spaß!
King Orgasmus One: Was ist aus Dr. Ebola geworden, macht er noch Musik? Und kann es sein, dass du mir noch 'nen Fuffi schuldest?
Frauenarzt: Höchstwahrscheinlich hängt der irgendwo im tiefsten Untergrund mit Todesbringer ab … Fuffi? Wegen Düppel? Bruder, muss weg!
(Laila Drewes)
(Fotos von Proletik (Frauenarzt), timelesscutproduction (B-Tight), Louise Amelie (SXTN) und Chris Gonz (Basstard))