Wo ist nur die Kunst hin? Ich seh' nur 'nen Stummfilm.
Statt 'ner Stimme für die Unterschicht – für alle, die verstummt sind.
Wenn man der These, die Fler in unzähligen Interviews breitgetreten hat, Glauben schenken will, dann ist HipHop untrennbar mit Realness und Street Credibility verbunden. Ein regelrechtes Vorzeigeexemplar für eine solche Zusammensetzung ist der Rapper Haze. Bereits seit 2004 ist er als MC aktiv und verarbeitet in seinen Texten das Leben zwischen Kriminalität und Armut. Diese Erfahrungen bündelt er auch auf seinem Major-Debüt und heißt seinen alten Freund willkommen: "Guten Abend, Hip Hop…".
Schon ein Blick auf die Tracklist lässt erahnen, dass man Optimismus und gute Laune auf dieser Platte vergebens sucht. Dementsprechend düster geraten ist auch das Soundbild. Hazes tiefe und mächtige Stimme presst sich mit einem dynamischen und abwechslungsreichen Flow auf den Takt. Durch die makellose Reimtechnik des Karlsruhers entsteht hierbei eine mitreißende Energie, welche von den stimmungsvollen "Knochenbrecherbeats" optimal unterstrichen wird. Textlich behandelt Haze größtenteils die herkömmlichen Representer- und Straßenrapthemen, wagt sich jedoch teilweise auch darüber hinaus. Eine scharfe Gesellschaftskritik ist stets präsent und vor klaren politischen Aussagen schreckt der MC ebenfalls nicht zurück. Er gibt seine eigene, brutal-ehrliche Meinung zu Medien, Staatsmacht und Flüchtlingskrise ab und trifft damit nicht selten einen Nerv. Auch wenn die teilweise recht radikalen Statements nicht immer hundertprozentig zu unterschreiben sind, ist die Art und Weise, wie der Rapper Kritik übt, durchaus bemerkenswert. Die Songs klingen rau, ehrlich, aufrüttelnd – und durch die hochwertige Raptechnik des Protagonisten auch gleichzeitig sehr rund.
Vor einigen unangenehmen Längen ist "Guten Abend, Hip Hop…" allerdings nicht gefeit – so beispielsweise, wenn MoTrip auf "Gedanken" eine seiner gleichförmigen Baukasten-Hooks vom Leder lässt. Auch können der immer ähnlich anmutende, dunkle Sound der verschiedenen Tracks und die Themenkomplexe trotz politischem Unterbau schnell repetitiv wirken. Dennoch präsentiert Haze mit dem Album ein vielversprechendes Debüt, das einen Aufschwung vom bloßen "Legendenstatus" im Untergrund definitiv rechtfertigt.
(Florian Peking)
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