Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Deine Beats haben ja durchaus etwas sehr Oldschooliges an sich. Entstehen sie denn auch so ganz nach alter Schule durch Plattensamples oder findest du die geeigneten Versatzstücke eher im Internet?
HawkOne: Ehrlich gesagt digge ich hauptsächlich aus dem Internet. Wenn ich etwas finde, das mich vom Sound her anspricht, wird es geflippt.
MZEE.com: Wie die meisten Produzenten benennst auch du deine fertigen Instrumentals. Was ist deine Inspiration für Namen wie "K-Put", "Uhm" oder "MondSpezial"?
HawkOne: Was die Namensfindung betrifft, will ich eigentlich nur vermeiden, meinen Beats Namen wie "Bla01" oder "Dings14a" zu geben. Deshalb nehme ich irgendwelche Sachen, die mir im Kopf umherschwirren. Eine Bedeutung steckt in der Regel nicht dahinter …
MZEE.com: Welche sind die drei verrücktesten Namen, die du deinen Beats je gegeben hast?
HawkOne: "IchSpringAusmFenster", "BinMüde" und "Kartoffel".
MZEE.com: Neben eigenen Instrumentals hast du dich auch schon an Remixes von Kool Savas- oder Jadakiss-Tracks gewagt. Was macht für dich einen guten Remix aus?
HawkOne: Diese ganze Remixgeschichte ist eher ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen noch kein einziger Rapper auf einen Hawki-Beat gerappt hat. Ich wollte wissen, wie Rapper auf meinen Beats klingen und ob meine Instrumentals überhaupt Rap-kompatibel sind. Also habe ich erst mal mit Remixes angefangen. Mittlerweile widme ich meine Zeit eher anderen Projekten. Insgesamt, finde ich, sollte ein Remix eine Art musikalischer Perspektivenwechsel sein, bei dem man erkennt, wie sehr ein Beat trotz gleichbleibendem Acapella Einfluss auf die gesamte Stimmung des Tracks nimmt.
MZEE.com: Ob gänzliche Eigenkreation oder Remix – gibt es etwas, das du mit deiner Musik vermitteln willst?
HawkOne: Schwierige Frage … An sich gehe ich ja nicht mit der Motivation ran, den Leuten da draußen etwas Bestimmtes zu vermitteln. Es ist in erster Linie ein musikalischer Film, den ich genauso drehen würde – meine soundästhetische Sichtweise, wie ich instrumentalen HipHop fühle. Die Hörer da draußen können entscheiden, ob sie diesen Film teilen und mit eintauchen – oder nicht.
(Daniel Fersch)
(Grafiken von Daily Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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